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Parlamentarische Demokratie vs. basisdemokratisches Rätesystem. Für und Wider
Im Zusammenhang mit der Umfrage zu den kommenden Landtagswahlen am 13. März 2016 http://www.politik-sind-wir.de/showthread.php/43553-Umfrage-Welche-Partei-w%E4hlen-Sie-bei-den-Landtagswahlen-am-13-03-2016/page14?p=488215#post488215 hat der Forist [MENTION=209]Pommes[/MENTION] eine interessante Frage aufgeworfen. Habe ihm vorgeschlagen, das Thema in einem eigenen Thread zu diskutieren; er ist einverstanden.
Ausgangspunkt ist die derzeitige politische Situation in Deutschland, insbesondere die Krise der etablierten Parteien und der Vertrauensverlust der Bürger in seine gewählten Vertreter. Hierzu Pommes:
An anderer Stelle präzisiert Pommes:
Auf den ersten Blick hat die Idee einer basisdemokratisch, sich selbst organisierenden Gesellschaft etwas Verlockendes. Auf den zweiten Blick überwiegt bei mir die Skepsis. Hier noch einmal die Bedingungen, wie Pommes sie formuliert:
Zu Punkt 1. Vermittlung der gesellschaftspolitischen Grundlagen in der Schule
Keine Einwände
Zu Punkt 2. Zerschlagung des Meinungsmonopols
Schon problematischer. Haben wir wirklich ein solches Monopol? Ich glaube nicht. Im ungünstigsten Fall haben wir es mit einem Oligopol zu tun. Falls ja: Wer sind die Akteure in diesem Monopol / Oligopol? Welche Organe, Medien und Institutionen sind Bestandteil dieses Konstrukts? Die wichtigste Frage: Wer entscheidet auf welcher Grundlage mit wessen Mandat eine Zerschlagung?
Zu Punkt 3. Autonomie der Bundesstaaten
Verwerfe ich. Diese Forderung ignoriert fundamentale überregionale, nationale und internationale Fragen. Auf überregionaler Ebene wäre zum Beispiel der Länderfinanzausgleich zu nennen. Selbstverständlich hätte die Solidarität der Geberländer mit den Nehmerländern sofort ein Ende. Von einer nationalen Ebene wäre kaum noch die Rede, da dem identitätsstiftenden nationalen Gedanken die Grundlage entzogen wäre. Bayern stünde mit dem Ansturm von Flüchtlingen allein da. Auf internationaler Ebene fände ein einzelnes Bundesland kaum Beachtung. Wer würde sich in Europa für die Belange Hessens oder des Saarlandes interessieren? Vom Rest der Welt ganz zu schweigen.
Der Rückfall in die Kleinstaaterei blendet die Sicherheitsfrage völlig aus. Das Flüchtlingsproblem ist eine Sicherheitsfrage.
Zu Punkt 4. Dezentralisierung der Macht
Siehe Punkt 3.
Zu Punkt 5. Unzensierte Information
Keine Einwände.
Zu Punkt 6. Bildung der Bevölkerung
Keine Einwände.
Zu Punkt 7. Unabhängiges Mentoring und Entscheidungshilfe
Problematisch. Wer definiert unabhängig? Wer legt die Inhalte fest? In wessen Interesse sollte eine Entscheidungshilfe erfolgen? Wer entscheidet, wer einer Entscheidungshilfe bedarf?
Dieser Punkt hat indoktrinäre Qualität.
Zu Punkt 8. Verbot von politischen Parteien
Problematisch bis undurchführbar. Ein Verbot ist per se negativ zu bewerten. Innerhalb einer basisdemokratischen Gesellschaft gleicht es groteskerweise einem Diktat der Meinungsvielfalt. Schon wenn zwei Menschen aufeinandertreffen, sind Interessen im Spiel. Interessen zu vertreten bedeutet, sie durchsetzen zu wollen. Dass aus privaten Interessen schnell politische erwachsen, bedarf nicht viel Fantasie. Also hätten wir es zwangsläufig mit einem durch Räte gesteuerten Unterdrückungsapparat zu tun, um solche Interessen im Keim zu ersticken. Alle Macht den Räten. Das hatten wir doch schon mal?
Aus den genannten Gründen erscheint mir die Schaffung einer Rätesystems als überholt und gestrig.
Vielleicht habe ich wesentliche Punkte übersehen. Bin gespannt, wie die Idee im Forum gesehen wird.
Im Zusammenhang mit der Umfrage zu den kommenden Landtagswahlen am 13. März 2016 http://www.politik-sind-wir.de/showthread.php/43553-Umfrage-Welche-Partei-w%E4hlen-Sie-bei-den-Landtagswahlen-am-13-03-2016/page14?p=488215#post488215 hat der Forist [MENTION=209]Pommes[/MENTION] eine interessante Frage aufgeworfen. Habe ihm vorgeschlagen, das Thema in einem eigenen Thread zu diskutieren; er ist einverstanden.
Ausgangspunkt ist die derzeitige politische Situation in Deutschland, insbesondere die Krise der etablierten Parteien und der Vertrauensverlust der Bürger in seine gewählten Vertreter. Hierzu Pommes:
Eine echte Alternative wäre die Abschaffung der parlamentarischen Demokratie, aller politischen Parteien und ein Ersatz durch ein Rätesystem, also eine Basisdemokratie.
An anderer Stelle präzisiert Pommes:
Natürlich funktioniert sowas nicht mit Bertelsmann und dessen Meinungsmonopol und natürlich funktioniert sowas auch nicht mit Bürgern die schon in der Schule mit System verblödet werden.
Eine Basisdemokratie funktioniert auch nicht mit 80 Millionen Menschen, da bin ich völlig desillusioniert.
Funktionieren wird eine Basisdemokratie aber mit Leuten die in der Schule schon die nötige gesellschaftspolitischen Grundlagen mitkriegen und funktionieren wird so etwas auch wenn man das Meinungsmonopol zerschlägt und sich die Bundesstaaten selbst regieren.
Je mehr Menschen zentral regiert werden desto schlechter ist das für die betreffende Gesellschaft.
Dezentralisierung der Macht.
Unzensierte Information.
Bildung der Bevölkerung.
Unabhängiges Mentoring und Entscheidungshilfe.
Verbot von politischen Parteien.
Unter diesen Bedingungen wird eine Basisdemokratie das Politikmodell der Zukunft.
Wir werden das nicht von jetzt auf gleich erreichen, das Ganze wird ein Prozeß, aber die kleine Schweiz macht uns vor wie man in die Etappe kommt.
Auf den ersten Blick hat die Idee einer basisdemokratisch, sich selbst organisierenden Gesellschaft etwas Verlockendes. Auf den zweiten Blick überwiegt bei mir die Skepsis. Hier noch einmal die Bedingungen, wie Pommes sie formuliert:
1. Vermittlung der gesellschaftspolitischen Grundlagen in der Schule
2. Zerschlagung des Meinungsmonopols
3. Autonomie der Bundesstaaten
4. Dezentralisierung der Macht
5. Unzensierte Information
6. Bildung der Bevölkerung
7. Unabhängiges Mentoring und Entscheidungshilfe
8. Verbot von politischen Parteien
2. Zerschlagung des Meinungsmonopols
3. Autonomie der Bundesstaaten
4. Dezentralisierung der Macht
5. Unzensierte Information
6. Bildung der Bevölkerung
7. Unabhängiges Mentoring und Entscheidungshilfe
8. Verbot von politischen Parteien
Zu Punkt 1. Vermittlung der gesellschaftspolitischen Grundlagen in der Schule
Keine Einwände
Zu Punkt 2. Zerschlagung des Meinungsmonopols
Schon problematischer. Haben wir wirklich ein solches Monopol? Ich glaube nicht. Im ungünstigsten Fall haben wir es mit einem Oligopol zu tun. Falls ja: Wer sind die Akteure in diesem Monopol / Oligopol? Welche Organe, Medien und Institutionen sind Bestandteil dieses Konstrukts? Die wichtigste Frage: Wer entscheidet auf welcher Grundlage mit wessen Mandat eine Zerschlagung?
Zu Punkt 3. Autonomie der Bundesstaaten
Verwerfe ich. Diese Forderung ignoriert fundamentale überregionale, nationale und internationale Fragen. Auf überregionaler Ebene wäre zum Beispiel der Länderfinanzausgleich zu nennen. Selbstverständlich hätte die Solidarität der Geberländer mit den Nehmerländern sofort ein Ende. Von einer nationalen Ebene wäre kaum noch die Rede, da dem identitätsstiftenden nationalen Gedanken die Grundlage entzogen wäre. Bayern stünde mit dem Ansturm von Flüchtlingen allein da. Auf internationaler Ebene fände ein einzelnes Bundesland kaum Beachtung. Wer würde sich in Europa für die Belange Hessens oder des Saarlandes interessieren? Vom Rest der Welt ganz zu schweigen.
Der Rückfall in die Kleinstaaterei blendet die Sicherheitsfrage völlig aus. Das Flüchtlingsproblem ist eine Sicherheitsfrage.
Zu Punkt 4. Dezentralisierung der Macht
Siehe Punkt 3.
Zu Punkt 5. Unzensierte Information
Keine Einwände.
Zu Punkt 6. Bildung der Bevölkerung
Keine Einwände.
Zu Punkt 7. Unabhängiges Mentoring und Entscheidungshilfe
Problematisch. Wer definiert unabhängig? Wer legt die Inhalte fest? In wessen Interesse sollte eine Entscheidungshilfe erfolgen? Wer entscheidet, wer einer Entscheidungshilfe bedarf?
Dieser Punkt hat indoktrinäre Qualität.
Zu Punkt 8. Verbot von politischen Parteien
Problematisch bis undurchführbar. Ein Verbot ist per se negativ zu bewerten. Innerhalb einer basisdemokratischen Gesellschaft gleicht es groteskerweise einem Diktat der Meinungsvielfalt. Schon wenn zwei Menschen aufeinandertreffen, sind Interessen im Spiel. Interessen zu vertreten bedeutet, sie durchsetzen zu wollen. Dass aus privaten Interessen schnell politische erwachsen, bedarf nicht viel Fantasie. Also hätten wir es zwangsläufig mit einem durch Räte gesteuerten Unterdrückungsapparat zu tun, um solche Interessen im Keim zu ersticken. Alle Macht den Räten. Das hatten wir doch schon mal?
Aus den genannten Gründen erscheint mir die Schaffung einer Rätesystems als überholt und gestrig.
Vielleicht habe ich wesentliche Punkte übersehen. Bin gespannt, wie die Idee im Forum gesehen wird.