Vielleicht hast Du es zwischen den Zeilen nicht herausgelesen. Der Vorstand sowie auch der Aufsichtsrat von Ford-Deutschland besteht aus einem Marionettenkabinett von Uncle Sam's Gnaden! Natürlich konnten die GuV's lesen und interpretieren, aber das war's dann aber auch schon.
Weil die Belegschaft das komplette Vertrauen in die einzelnen Gruppierungen verloren hat. Betriebsräte und Vertrauensleute, teils unterschiedlichster Herkunft und Nationalität, kochen jeder für sich ihr eigenes politisch Süppchen, obwohl sie alle das gleiche IGM-Buch besitzen. Das ist leider so in einem multikulturell geführten Unternehmen. Stichwort: ERA (EntgeltRahmenAbkommen). Da gibt es keine Solidarität mehr untereinander! Da ist jeder sich selbst der Nächste. Bis zur endgültigen Einführung von ERA hatten alle Gruppen nur noch ihre eigenen Interessen verfolgt, es wurden Nebenkriegsschauplätze eröffnet, jeder wollte sich in eine günstigere Position manövrieren. Neue Arbeitsplatzbeschreibungen wurden von den Vorgesetzten geschrieben, zum Teil ohne das hier auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den betroffenen Mitarbeitern Wert gelegt wurde. Da wurden Büroarbeitsplätze stur nach Schema F bewertet, Tätigkeitsfelder verfälscht abgebildet, Berichtsebenen und Verantwortlichkeiten nach unten verschoben, so daß anschließend die betroffenen MA ihre ihren Fähigkeiten gerechte Höhergruppierung vor den Arbeitsgerichten, meist erfolglos, erst einklagen mussten. Eine halbe Hundertschaft von Arbeitsrechtlern hat sich das die Firma kosten lassen, um alle Prozesse schon im Vorfeld zu sabotieren und abzuwehren. Ein neues „OBEN und UNTEN“ wurde in einem Rollback der 60er Jahre durchgesetzt! Fast täglich wurden Mitarbeitergespräche geführt, Abmahnungen wegen Nichtigkeiten ausgesprochen und Angst geschürt. Die Betriebsräte hatten sich derweil dafür schmieren lassen und nicht gerührt. Man argumentierte im BR etwa so: „Wenn ein Ingenieur nur dafür eingestellt wurde Taktzeiten zu erfassen, dann wird er auch für das Taktzeiterfassen bezahlt, und nicht etwa dafür, das er zuvor jahrelang als Ingenieur gearbeitet hatte!“ Mit der Einführung von sogenannten Rückkehrgesprächen nach einer Krankheit wurde noch mehr Druck ausgeübt. Da mussten Kollegen sich dafür rechtfertigen, warum sie nach Karneval plötzlich an einer Grippe erkrankten, usw.usf...
Bis das ERA 2012 dann endlich eingeführt wurde, vergingen rund 7 Jahre. Sieben lange Jahre, in denen in den Büros regelmäßig gestritten, gehetzt und gemobbt wurde. Als die Katze dann endlich aus dem Sack war, und jeder MA sein neues ERA-Entgelt in den Händen hielt, kam der große Aha-Effekt. Um bis zu 2.000,-€ brutto wurden die Monatsgehälter auf dem Papier gekürzt. Keiner wollte das vorher angeblich gewußt haben. Einem 31jährigen Disponenten, gerade zum erstenmal Vater geworden, musste die bittere Erkenntnis erfahren, daß er fortan sich für jede höhere Entgeltgruppe im Job neu qualifizieren und bewerben muß. Die Perspektiven, wo es früher automatisch "doing on the job" Aufstiegsmöglichkeiten innerhalb eines Gehaltsbandes mit gelegentlichen Gehalterhöhungen vom Chef gab. Die Zeiten sind nun endgültig vorbei! Ein Bestandsschutz für die alten Gehälter galt fortan nur noch für ältere MA bis 2017, danach hätte man alle Ausgleichszulagen solange sukzessive runtergekürzt, bis das der Entgeltgruppenbetrag vollständig erreicht worden wäre. - Das wollte ich mir dann doch nicht länger geben und beschloss nur noch Dienst nach Vorschrift zu tun. Ich hatte dann das Glück von einem großzügigen Abfindungsprogramm (den goldenen Arschtritt) zu erfahren, habe es angenommen und beziehe seit nunmehr einem Jahr eine volle Betriebsrente. Private Umstände hatten mir die Entscheidung hierzu erleichtert. Heute geht es mir besser als jemals zuvor, mache nur noch was mir Spaß macht, und die Firma selbst kann mich seither mal kreuzweise am… lecken!
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