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Diese Geschichte beginnt in Deutschland und sie endet in Deutschland. Sie ist größtenteils spekulativ, orientiert sich aber stets an Fakten.
Alles beginnt mit einem Anruf im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Zur Verdeutlichung sitzt am einen Ende der Leitung nicht irgendein Referatsleiter sondern der Minister Sigmar Gabriel in Person und am anderen Ende der Leitung nicht irgendein Mitarbeiter, sondern Frank Haun, Geschäftsführer des Rüstungsunternehmens Krauss-Maffei Wegmann.
Nach kurzem, höflichem Smalltalk bedauert Frank Haun in einem sachlichen Ton, dass ihnen damals dieser Riesendeal mit Saudi-Arabien durch die Lappen gegangen sei, dass er aber deswegen nicht anrufe. Diesmal ginge es um Katar. Wie Herr Gabriel ja wisse, habe die Vorgängerregierung den Verkauf von 62 Panzern und 24 Panzerhaubitzen nach Katar bereits bewilligt. Ein Teil der Lieferung sei ja auch schon erfolgt, trotzdem warte man nun bei KMW auf die Genehmigung, auch den Rest endlich liefern zu dürfen.
Herr Gabriel erwidert, dass er sein Amt mit dem Versprechen einer restriktiveren Rüstungspolitik angetreten sei, und dass er sein Gesicht verlöre, wenn er diesen Deal nun einfach so genehmige. Er müsse an die Wähler denken.
Herr Haun bekundet sein Verständnis für die diffizile Lage des Ministers, teilt aber gleichzeitig mit, dass er ebenso die Verantwortung für fast 3000 Mitarbeiter trage und sich deswegen solche moralischen Bedenken wie jene des Ministers nicht leisten könne.
Und so habe man eben verschiedene Interessen, entgegnet daraufhin der Minister lapidar.
Ja, sagt daraufhin der Geschäftsführer, vielleicht müsse er dann doch die Anwälte einschalten, um die Regierung auf Schadensersatz zu verklagen. Oder die Produktion ins Ausland verlagern. Aber, so fährt er fort, vielleicht sei dies auch gar nicht nötig, denn wenn die Fusion mit dem französischen Rüstungshersteller Nexter erst vom Kartellamt genehmigt sei, könnten die Lieferungen der Leopard II Panzer ja auch über den Umweg der französischen Regierung abgewickelt werden, und dort teile man die ethischen und moralischen Bedenken der Bundesregierung nicht.
Das Gespräch endet mit einem wenig versöhnlichen Ton auf beiden Seiten.
Eine Woche später genehmigt Sigmar Gabriel überraschend die Lieferung.
Mit den eigenen Transportflugzeugen (Transall C-160) können die metallenen Ungetüme jedoch nicht ausgeflogen werden, allenfalls eine Antonow könnte 1-2 Panzer aufnehmen. Und so werden die Panzer nicht per Flugzeug transportiert, sondern verschifft.
Einige Wochen nach Sigmar Gabriels Genehmigung läuft ein deutsches Transportschiff im Hafen von Ras Laffan ein, achtzig Kilometer nordöstlich von Doha. Im Frachtraum des Schiffes befinden sich die besagten Leopard II Panzer und die Panzerhaubitzen. Abdullah al-Attiyah, Vorsitzender des staatlichen Unternehmens Qatar Petroleum, unter dessen Kontrolle sich der Hafen befindet, kontaktiert auf einer verschlüsselten Leitung das Büro des Regierungschefs, dem Scheich Abdullah al-Thani. Er teilt dem persönlichen Sekretär des Scheichs mit, dass die Lieferung aus Deutschland endlich angekommen sei und dass er nun auf weitere Anweisungen warte. Nach kurzer Rücksprache mit dem Scheich ruft der persönliche Sekretär zurück und informiert den Vorsitzenden, dass auf Geheiß des Scheichs die Ladung gelöscht werden möge und dass binnen einer Woche ein anderes Schiff die Ladung wiederaufnehmen werde. Der Chef von Qatar Petroleum dankt für die rasche Antwort und legt auf.
Am gleichen Abend ruft der Scheich von Katar, Abdullah al-Thani, den König und Premierminister von Saudi-Arabien, Salman al-Aziz, an und bespricht mit ihm die Lage in der Republik Jemen, wo sie gemeinsam mit anderen Golfstaaten und der logistischen Unterstützung der USA, Frankreichs und Großbritanniens eine Militärintervention begonnen haben. Zunächst hat der König und Premier von Saudi-Arabien eine gute Nachricht: Abed Rabbo Mansur Hadi, dem Ex-Präsidenten der Republik Jemen, ist die Flucht vor den schiitischen Huthi-Rebellen aus der südjemenitischen Stadt Aden geglückt und er befindet sich nun unter dem persönlichen Schutz des Königs, also ihm selbst. Scheich al-Thani atmet am anderen Ende der Leitung hörbar auf und dankt Allah für die geglückte Flucht. Anschließend aber fokussiert er sich im Gespräch wieder auf die schwierige Gemengelage im Jemen. Die Huthi-Rebellen, so der Scheich, müssen mit allen möglichen Mitteln bekämpft werden, denn schließlich sei Hadi bei der Präsidentschaftswahl 2012 mit 99,8 Prozent als einziger Kandidat demokratisch gewählt worden. Der König und Premier von Saudi-Arabien stimmt zu und bittet formell um die Unterstützung des Scheichs von Katar. Dieser sichert ihm die Unterstützung zu und bietet an, eine frische Lieferung von deutschen Leopard II Panzern und Panzerhaubitzen in den Jemen zu liefern, um die Huthi-Rebellen ein für allemal zu besiegen. Des Weiteren bietet der Scheich an, tausend seiner eigenen Soldaten zu entsenden, von denen über fünfzig von Mitarbeitern der deutschen Rüstungsfirma Krauss-Maffei Wegmann mit dem Leopard II vertraut gemacht und militärisch ausgebildet wurden. Der König von Saudi-Arabien dankt dem Scheich, fragt nach dem Wohlbefinden seiner zweiten Frau Scheicha Moza, die ihm persönlich ja viel zu progressiv ist, und legt schließlich auf.
Zwei Tage später verlässt ein katarisches Schiff unter portugiesischer Flagge den Hafen von Ras Laffan. An Bord befinden sich die Leopard II Panzer und die Panzerhaubitzen von Krauss-Maffei Wegmann. Das Schiff durchquert den Persischen Golf, den Golf von Oman, erreicht das Arabische Meer und läuft letztendlich in den Hafen von Aden ein, der von den Hadi-Loyalisten kontrolliert wird. Hier werden die Panzer und die Haubitzen entladen und in die Hände eines Generals der Militärkoalition übergeben. Der General plant, die Kampfpanzer aus deutscher Produktion für die Operation Restoring Hope zu verwenden. Ein paar Tage zuvor hatte der General die Stadt und gleichnamige Provinz Sa’da im Nordwesten Jemens als militärisches Ziel deklariert und die Einwohner aufgefordert, die Stadt und die Provinz binnen einer Woche zu verlassen. Er lässt drei Tieflader mit jeweils einem Leopard II Panzer beladen, die sich dann auf den weiten Weg von Aden nach Sa’da machen, um dort, an der Grenze zu Saudi-Arabien, für den Kampf gegen die angeblich vom Iran gestützten Huthi-Rebellen vorzugehen.
In der Stadt Sa’da lebt auch der 29-jährige Aamir, zusammen mit seiner Frau Nawal und seinem zweijährigen Sohn Adil. Er ist von Beruf Apotheker, hat ein kleines Haus unweit des Bab Najran, einem alten Stadttor, und denkt nicht daran, die Stadt oder die Provinz zu verlassen. Die Huthi-Rebellen kontrollieren vor allem die Gebiete in den Bergen und Aamir glaubt, wie alle in der Stadt, dass die Kämpfe zwischen den Huthi-Rebellen und den Hadi-Loyalisten sich auch dort abspielen werden. Außerhalb der Stadt.
Doch mit jedem Tag, an dem das Ultimatum des Generals näher rückt und die Hadi Loyalisten sich mit Soldaten und militärischer Ausrüstung auf die Stadt zu bewegen, verändert sich die Lage. Die Huthi-Rebellen verlassen die Berge, weil sie erkennen, dass die exponierte Lage dort oben sie zu Kanonenfutter für Luftangriffe der Militärkoalition macht. Sie entschließen sich daher zu einer Guerillataktik und setzen auf einen Häuserkampf inmitten des Stadtzentrums von Sa’da. Sie infiltrieren die Stadt Viertel für Viertel, besetzen private Wohnhäuser und lagern ihre Waffen dort. Sie legen ihre paramilitärischen Uniformen ab, kleiden sich zivil und verschanzen sich in den Räumen der Wohnungen, um die besten Schusspositionen zu finden.
Auch Aamirs Wohnung wird von einem Trupp Huthi-Rebellen besetzt. Aamir begegnet den vier Männern höflich und zuvorkommend, er stellt sein Haus, sein Geld und seine Vorräte zur Verfügung. Er tut dies vor allem aus Sorge um seine Frau.
Als das Ultimatum abläuft, lässt der General der Militärkoalition, der längst Wind von der Strategie der Huthi-Rebellen bekommen hat, die Stadt räumen. Soldaten rücken vor, an ihrer Spitze befinden sich die Leopard II Panzer, die den nachrückenden Kämpfern den Weg ins Innere der Stadt ebnen sollen. Als die Huthi-Rebellen, die sich in Aamirs Wohnung verbarrikadiert haben, den Leopard II Panzer die Straße hinaufkommen sehen, greifen sie instinktiv zur Panzerfaust 3 der Dynamit Nobel Defence GmbH. Sie schießen, verfehlen ihr Ziel und sehen noch, wie sich das Kanonenrohr des Panzers in ihre Richtung dreht. Sekunden später durchschlägt eine 120mm Glattrohrkanone des Unternehmens Rheinmetall die Häuserwand, zerstört in einer heftigen Explosion das gesamte, obere Stockwerk des Hauses und tötet die vier Huthi-Rebellen augenblicklich.
Aamir, der sich mit seiner Frau und seinem Kind im Erdgeschoss des Hauses unter dem Küchentisch verschanzt hatte, ergreift panisch die Flucht. Er zerrt seine Frau mit dem Kind unterm Küchentisch hervor und rennt aus dem Haus. Es gelingt ihm, sich mit seiner Frau und seinem Kind in die 15 Kilometer entfernte Kleinstadt At-Talh durchzuschlagen. Er kommt zunächst bei seinem dort lebenden Onkel unter, doch der berichtet ihm, dass auch einige Häuser in At-Talh bereits von Huthi-Rebellen besetzt worden sind.
Noch in der Nacht entschließt sich Aamir dazu, das Land zu verlassen. Schon länger haben er und seine Frau erkannt, dass es im Jemen keine Zukunft mehr für sie gibt, aber sie haben lange gehofft, dass die von der UN vermittelten Gespräche zwischen den Kriegsparteien in Genf den Frieden zurück in die Region bringen würden. Vergebens.
Aamir ist klar, dass er nur dann eine Chance hat, wenn er alleine flieht. Ihm ist auch klar, dass er nicht Richtung Norden fliehen kann, denn wenn er über Saudi-Arabien zu fliehen versucht, ist er gleich verloren. Ihm bleibt also nur eines übrig: Er muss zunächst nach Mokka gelangen. Von dort, so erzählt ihm sein Onkel, könne er mit Hilfe von Schleppern die Hafenstadt Assab im Südosten Eritreas erreichen. Dort könne er sich den eritreischen Flüchtlingen anschließen, die über die zentrale Mittelmeerroute nach Europa flüchteten.
Zwei Tage später verlässt Aamir das Haus seines Onkels. Der Onkel verspricht Aamir, sich um seine Frau und um das Kind zu kümmern. Er verspricht auch, ins nächstgelegene Flüchtlingscamp zu fliehen, für den Fall, dass auch At-Talh von den Kämpfen nicht verschont bleibt. Der Abschied gerät hastig, unbeholfen und schmerzlich. Aamir möchte so viel sagen, aber ein Kloß im Hals hindert ihn daran. Im Weggehen zwingt er sich, geradeaus zu schauen und den Blick nicht zurück zu werfen.
Vier Tage später erreicht er Mokka, die Hafenstadt am Roten Meer. Er fragt sich am Hafen durch, bis er endlich von einem Mann in einer Bar eine Kontaktadresse bekommt. Er sucht den Kontakt auf und bespricht mit ihm die Kosten für die Überfahrt nach Assab. Er soll 1000 Dollar bezahlen. Aamir hat nur 500 Dollar dabei, diese gibt er dem Schlepper. Er verspricht ihm weitere 1000 Dollar, wenn er dafür sorgt, dass er es bis nach Asmara, der Hauptstadt von Eritrea, schafft. Er lockt den Schlepper damit, dass es in Asmara ein Büro der Western Union gibt, und dass er sich von seinen Verwandten Geld dorthin schicken lassen werde. Der Schlepper, ein einfacher Mann, beißt an.
Alles beginnt mit einem Anruf im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Zur Verdeutlichung sitzt am einen Ende der Leitung nicht irgendein Referatsleiter sondern der Minister Sigmar Gabriel in Person und am anderen Ende der Leitung nicht irgendein Mitarbeiter, sondern Frank Haun, Geschäftsführer des Rüstungsunternehmens Krauss-Maffei Wegmann.
Nach kurzem, höflichem Smalltalk bedauert Frank Haun in einem sachlichen Ton, dass ihnen damals dieser Riesendeal mit Saudi-Arabien durch die Lappen gegangen sei, dass er aber deswegen nicht anrufe. Diesmal ginge es um Katar. Wie Herr Gabriel ja wisse, habe die Vorgängerregierung den Verkauf von 62 Panzern und 24 Panzerhaubitzen nach Katar bereits bewilligt. Ein Teil der Lieferung sei ja auch schon erfolgt, trotzdem warte man nun bei KMW auf die Genehmigung, auch den Rest endlich liefern zu dürfen.
Herr Gabriel erwidert, dass er sein Amt mit dem Versprechen einer restriktiveren Rüstungspolitik angetreten sei, und dass er sein Gesicht verlöre, wenn er diesen Deal nun einfach so genehmige. Er müsse an die Wähler denken.
Herr Haun bekundet sein Verständnis für die diffizile Lage des Ministers, teilt aber gleichzeitig mit, dass er ebenso die Verantwortung für fast 3000 Mitarbeiter trage und sich deswegen solche moralischen Bedenken wie jene des Ministers nicht leisten könne.
Und so habe man eben verschiedene Interessen, entgegnet daraufhin der Minister lapidar.
Ja, sagt daraufhin der Geschäftsführer, vielleicht müsse er dann doch die Anwälte einschalten, um die Regierung auf Schadensersatz zu verklagen. Oder die Produktion ins Ausland verlagern. Aber, so fährt er fort, vielleicht sei dies auch gar nicht nötig, denn wenn die Fusion mit dem französischen Rüstungshersteller Nexter erst vom Kartellamt genehmigt sei, könnten die Lieferungen der Leopard II Panzer ja auch über den Umweg der französischen Regierung abgewickelt werden, und dort teile man die ethischen und moralischen Bedenken der Bundesregierung nicht.
Das Gespräch endet mit einem wenig versöhnlichen Ton auf beiden Seiten.
Eine Woche später genehmigt Sigmar Gabriel überraschend die Lieferung.
Mit den eigenen Transportflugzeugen (Transall C-160) können die metallenen Ungetüme jedoch nicht ausgeflogen werden, allenfalls eine Antonow könnte 1-2 Panzer aufnehmen. Und so werden die Panzer nicht per Flugzeug transportiert, sondern verschifft.
Einige Wochen nach Sigmar Gabriels Genehmigung läuft ein deutsches Transportschiff im Hafen von Ras Laffan ein, achtzig Kilometer nordöstlich von Doha. Im Frachtraum des Schiffes befinden sich die besagten Leopard II Panzer und die Panzerhaubitzen. Abdullah al-Attiyah, Vorsitzender des staatlichen Unternehmens Qatar Petroleum, unter dessen Kontrolle sich der Hafen befindet, kontaktiert auf einer verschlüsselten Leitung das Büro des Regierungschefs, dem Scheich Abdullah al-Thani. Er teilt dem persönlichen Sekretär des Scheichs mit, dass die Lieferung aus Deutschland endlich angekommen sei und dass er nun auf weitere Anweisungen warte. Nach kurzer Rücksprache mit dem Scheich ruft der persönliche Sekretär zurück und informiert den Vorsitzenden, dass auf Geheiß des Scheichs die Ladung gelöscht werden möge und dass binnen einer Woche ein anderes Schiff die Ladung wiederaufnehmen werde. Der Chef von Qatar Petroleum dankt für die rasche Antwort und legt auf.
Am gleichen Abend ruft der Scheich von Katar, Abdullah al-Thani, den König und Premierminister von Saudi-Arabien, Salman al-Aziz, an und bespricht mit ihm die Lage in der Republik Jemen, wo sie gemeinsam mit anderen Golfstaaten und der logistischen Unterstützung der USA, Frankreichs und Großbritanniens eine Militärintervention begonnen haben. Zunächst hat der König und Premier von Saudi-Arabien eine gute Nachricht: Abed Rabbo Mansur Hadi, dem Ex-Präsidenten der Republik Jemen, ist die Flucht vor den schiitischen Huthi-Rebellen aus der südjemenitischen Stadt Aden geglückt und er befindet sich nun unter dem persönlichen Schutz des Königs, also ihm selbst. Scheich al-Thani atmet am anderen Ende der Leitung hörbar auf und dankt Allah für die geglückte Flucht. Anschließend aber fokussiert er sich im Gespräch wieder auf die schwierige Gemengelage im Jemen. Die Huthi-Rebellen, so der Scheich, müssen mit allen möglichen Mitteln bekämpft werden, denn schließlich sei Hadi bei der Präsidentschaftswahl 2012 mit 99,8 Prozent als einziger Kandidat demokratisch gewählt worden. Der König und Premier von Saudi-Arabien stimmt zu und bittet formell um die Unterstützung des Scheichs von Katar. Dieser sichert ihm die Unterstützung zu und bietet an, eine frische Lieferung von deutschen Leopard II Panzern und Panzerhaubitzen in den Jemen zu liefern, um die Huthi-Rebellen ein für allemal zu besiegen. Des Weiteren bietet der Scheich an, tausend seiner eigenen Soldaten zu entsenden, von denen über fünfzig von Mitarbeitern der deutschen Rüstungsfirma Krauss-Maffei Wegmann mit dem Leopard II vertraut gemacht und militärisch ausgebildet wurden. Der König von Saudi-Arabien dankt dem Scheich, fragt nach dem Wohlbefinden seiner zweiten Frau Scheicha Moza, die ihm persönlich ja viel zu progressiv ist, und legt schließlich auf.
Zwei Tage später verlässt ein katarisches Schiff unter portugiesischer Flagge den Hafen von Ras Laffan. An Bord befinden sich die Leopard II Panzer und die Panzerhaubitzen von Krauss-Maffei Wegmann. Das Schiff durchquert den Persischen Golf, den Golf von Oman, erreicht das Arabische Meer und läuft letztendlich in den Hafen von Aden ein, der von den Hadi-Loyalisten kontrolliert wird. Hier werden die Panzer und die Haubitzen entladen und in die Hände eines Generals der Militärkoalition übergeben. Der General plant, die Kampfpanzer aus deutscher Produktion für die Operation Restoring Hope zu verwenden. Ein paar Tage zuvor hatte der General die Stadt und gleichnamige Provinz Sa’da im Nordwesten Jemens als militärisches Ziel deklariert und die Einwohner aufgefordert, die Stadt und die Provinz binnen einer Woche zu verlassen. Er lässt drei Tieflader mit jeweils einem Leopard II Panzer beladen, die sich dann auf den weiten Weg von Aden nach Sa’da machen, um dort, an der Grenze zu Saudi-Arabien, für den Kampf gegen die angeblich vom Iran gestützten Huthi-Rebellen vorzugehen.
In der Stadt Sa’da lebt auch der 29-jährige Aamir, zusammen mit seiner Frau Nawal und seinem zweijährigen Sohn Adil. Er ist von Beruf Apotheker, hat ein kleines Haus unweit des Bab Najran, einem alten Stadttor, und denkt nicht daran, die Stadt oder die Provinz zu verlassen. Die Huthi-Rebellen kontrollieren vor allem die Gebiete in den Bergen und Aamir glaubt, wie alle in der Stadt, dass die Kämpfe zwischen den Huthi-Rebellen und den Hadi-Loyalisten sich auch dort abspielen werden. Außerhalb der Stadt.
Doch mit jedem Tag, an dem das Ultimatum des Generals näher rückt und die Hadi Loyalisten sich mit Soldaten und militärischer Ausrüstung auf die Stadt zu bewegen, verändert sich die Lage. Die Huthi-Rebellen verlassen die Berge, weil sie erkennen, dass die exponierte Lage dort oben sie zu Kanonenfutter für Luftangriffe der Militärkoalition macht. Sie entschließen sich daher zu einer Guerillataktik und setzen auf einen Häuserkampf inmitten des Stadtzentrums von Sa’da. Sie infiltrieren die Stadt Viertel für Viertel, besetzen private Wohnhäuser und lagern ihre Waffen dort. Sie legen ihre paramilitärischen Uniformen ab, kleiden sich zivil und verschanzen sich in den Räumen der Wohnungen, um die besten Schusspositionen zu finden.
Auch Aamirs Wohnung wird von einem Trupp Huthi-Rebellen besetzt. Aamir begegnet den vier Männern höflich und zuvorkommend, er stellt sein Haus, sein Geld und seine Vorräte zur Verfügung. Er tut dies vor allem aus Sorge um seine Frau.
Als das Ultimatum abläuft, lässt der General der Militärkoalition, der längst Wind von der Strategie der Huthi-Rebellen bekommen hat, die Stadt räumen. Soldaten rücken vor, an ihrer Spitze befinden sich die Leopard II Panzer, die den nachrückenden Kämpfern den Weg ins Innere der Stadt ebnen sollen. Als die Huthi-Rebellen, die sich in Aamirs Wohnung verbarrikadiert haben, den Leopard II Panzer die Straße hinaufkommen sehen, greifen sie instinktiv zur Panzerfaust 3 der Dynamit Nobel Defence GmbH. Sie schießen, verfehlen ihr Ziel und sehen noch, wie sich das Kanonenrohr des Panzers in ihre Richtung dreht. Sekunden später durchschlägt eine 120mm Glattrohrkanone des Unternehmens Rheinmetall die Häuserwand, zerstört in einer heftigen Explosion das gesamte, obere Stockwerk des Hauses und tötet die vier Huthi-Rebellen augenblicklich.
Aamir, der sich mit seiner Frau und seinem Kind im Erdgeschoss des Hauses unter dem Küchentisch verschanzt hatte, ergreift panisch die Flucht. Er zerrt seine Frau mit dem Kind unterm Küchentisch hervor und rennt aus dem Haus. Es gelingt ihm, sich mit seiner Frau und seinem Kind in die 15 Kilometer entfernte Kleinstadt At-Talh durchzuschlagen. Er kommt zunächst bei seinem dort lebenden Onkel unter, doch der berichtet ihm, dass auch einige Häuser in At-Talh bereits von Huthi-Rebellen besetzt worden sind.
Noch in der Nacht entschließt sich Aamir dazu, das Land zu verlassen. Schon länger haben er und seine Frau erkannt, dass es im Jemen keine Zukunft mehr für sie gibt, aber sie haben lange gehofft, dass die von der UN vermittelten Gespräche zwischen den Kriegsparteien in Genf den Frieden zurück in die Region bringen würden. Vergebens.
Aamir ist klar, dass er nur dann eine Chance hat, wenn er alleine flieht. Ihm ist auch klar, dass er nicht Richtung Norden fliehen kann, denn wenn er über Saudi-Arabien zu fliehen versucht, ist er gleich verloren. Ihm bleibt also nur eines übrig: Er muss zunächst nach Mokka gelangen. Von dort, so erzählt ihm sein Onkel, könne er mit Hilfe von Schleppern die Hafenstadt Assab im Südosten Eritreas erreichen. Dort könne er sich den eritreischen Flüchtlingen anschließen, die über die zentrale Mittelmeerroute nach Europa flüchteten.
Zwei Tage später verlässt Aamir das Haus seines Onkels. Der Onkel verspricht Aamir, sich um seine Frau und um das Kind zu kümmern. Er verspricht auch, ins nächstgelegene Flüchtlingscamp zu fliehen, für den Fall, dass auch At-Talh von den Kämpfen nicht verschont bleibt. Der Abschied gerät hastig, unbeholfen und schmerzlich. Aamir möchte so viel sagen, aber ein Kloß im Hals hindert ihn daran. Im Weggehen zwingt er sich, geradeaus zu schauen und den Blick nicht zurück zu werfen.
Vier Tage später erreicht er Mokka, die Hafenstadt am Roten Meer. Er fragt sich am Hafen durch, bis er endlich von einem Mann in einer Bar eine Kontaktadresse bekommt. Er sucht den Kontakt auf und bespricht mit ihm die Kosten für die Überfahrt nach Assab. Er soll 1000 Dollar bezahlen. Aamir hat nur 500 Dollar dabei, diese gibt er dem Schlepper. Er verspricht ihm weitere 1000 Dollar, wenn er dafür sorgt, dass er es bis nach Asmara, der Hauptstadt von Eritrea, schafft. Er lockt den Schlepper damit, dass es in Asmara ein Büro der Western Union gibt, und dass er sich von seinen Verwandten Geld dorthin schicken lassen werde. Der Schlepper, ein einfacher Mann, beißt an.