Welche sagenhafte Kraft wohl Giftmännchen auf der ganzen Welt daran glauben lässt, die Reichen, Mächtigen würden alles daran setzen, ihre Macht- und Reichtumsproduzenten um die Ecke zu bringen?
Dr. Rolf Dobelli, der Denkfehler ein bisschen populärer machte mit seinen Bestsellern, die schon in 30 Sprachen übersetzt worden sein sollen, empfiehlt, Nachrichten zu ignorieren, und zwar radikal, und er empfiehlt, den "Via Negativa" zu beschreiten: Reduzierung auf's Wesentliche, und dazu alles zu entfernen, was nicht optimal ist.
Der Via Negativa stammt aus der Theologie und der Zeit Platons und sollte den Allmächtigen unbeschreiblich machen. Weil nur unzureichend Beschreibbares geglaubt werden kann, soll es als "göttlich" verherrlicht werden. Angeblich wüssten wir nicht genau, was uns erfolgreich und glücklich macht. Michelangelo soll mal vom Papst gefragt worden sein, was das Geheimnis seines Genies sei. Was ermögliche ihm, solche Meisterwerke wie David zu erschaffen? Er soll darauf lapidar gemeint haben, er entferne einfach alles vom Marmorblock, was nicht David sei. Dobelli schlussfolgert daraus, alle, die etwas Vollkommenes erreichen möchten, wüssten nicht, wie es aussehe, weil bis heute nicht bekannt sei, was uns glücklich und erfolgreich mache ...
Abgesehen davon, daß das meiste Interessen-Management der Menschenwelt noch immer das Entstehenlassen von irgendwas ist aus dem Zusammenfügen zueinander passender Komponenten, auf diesem Prinzip letztlich auch der faszinierende Erfolg der Evolution beruht, das Beispiel von Lonesome-Freaks im Luxusterritorium menschlicher Existenz, die Skulpturen erschaffen, um im Belohnungszentrum unseres Hirns recht viele Synapsen japsen zu lassen vor Begeisterung, drängt sich hier doch etwas auf, was sich kaum verdrängen lässt: Wie kann man, um ein Meisterwerk zu schaffen, entfernen, was zu viel ist, wenn man keine genaue Vorstellung vom zu schaffenden Ergebnis hat ...? Offensichtlich wußte Michelangelo nicht nur sehr genau, wie sein Goliathschreck werden muß. Er konzentrierte sich garantiert nicht auf die vielen Marmorstücke, die in seinem Atelier herumflogen. Er wusste auch, wie man mit Hammer und Meißel umgehen muß, damit aus einem Marmorblock eine Vorlage für vermutlich mehr als eine Million Nachbildungen wird, die in der ganzen Welt herumstehen auf den Vitrinen kleiner und größerer Goliaths.
Bei den großen stehen sie vor dem Teich im Garten und spiegeln sich im schillernden Negligé glotzender Koikarpfen, das drei im Park herumflitzende Doggen zum flattern bringen. Möchte Rolf Dobelli, daß künftig in den Denk- und Handlungsfabriken der weißen, grauen und schwarzen Halbgötter der Menschenwelt, die mit der Konzentration auf das Negative von immer mehr Menschen viel Geld machen, künftig umgekippte Marmorblöcke liegen, die aussehen, als hätten sie mal ein Goliath werden sollen ...? Soll sich die Gastgeberin im Park der Villa lächerlich machen, die gerade ihr Personal wegschickte, damit sie einen Furz lassen kann, und just in diesem Moment der entbröselte Marmorblock des sauteuren Künstlers in den Teich fällt, weil der beim Draufloshämmern ohne Zielvorstellung nicht mal die Gravitationskräfte beachtet hat?
Mit dem Ignorieren von Nachrichten hat er Recht, der gute Dr. Rolf Dobelli. Denn was so viele Menschen an Informationen produzieren, die keinen blassen Dunst von den drei wichtigsten Verhaltensdirektoren der Aktivitäten aller haben, ist es wirklich nicht wert, sich pausenlos damit zu beschäftigen.
[MENTION=2758]TomToxBox[/MENTION] und seine Freunde täten gut daran, sich von den vielen in der Weltgeschichte herumschwirrenden Schwarmirrtümern nicht so sehr durcheinander bringen zu lassen. Und alle anderen täten gut daran, sich mit dem zu beschäftigen, was menschliches Verhalten steuert wie nichts anderes und damit auch beherrschbar macht für Ohnmächtige, die glauben, nichts bewegen zu können und sich dann mit derlei Spirenzchen befassen ...