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"Die Ohnmacht der Mächtigen" - vor über 90 Jahren wurde die Zarenfamilie ermordet!

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"Die Ohnmacht der Mächtigen" - vor über 90 Jahren wurde die Zarenfamilie ermordet!

Vor mehr als 90 Jahren, zwischen Sommer 1918 und Anfang 1919 ließen die russischen Bolschewiki den abgesetzten Zaren Nikolaus und seine Familie ermorden. Einzelheiten dazu auf Wikipedia.

Heute will davon keiner mehr was wissen. Den Linken ist die Ermordung der Romanows entweder egal oder peinlich. Egal, weil Zar Nikolaus selbst jene Ereignisse einleitete, die zu seinem Sturz und seiner Ermordung führten. Zudem kamen neben den Romanows noch Millionen einfacher Menschen in Russland ums Leben und warum sollen 18 Adlige wertvoller sein als 18 Bauern, Arbeiter oder Soldaten?
Schließlich gab es noch die Furcht der Bolschewiki vor einer weißen Konterrevolution mit den Romanows an der Spitze. Wobei die "Weißen" im Bürgerkrieg selbst so brutal mordeten, dass sie sich am wenigsten über die Grausamkeit der Bolschewiki beschweren können.

Heutigen Linken mag die Ermordung der Zarenfamilie auch peinlich sein, weil das wieder das Klischee des blutdürstigen und grausamen "Roten" heraufbeschwört. Sich von der Grausamkeit der Bolschewiki zu distanzieren, mag ehrenhaft sein, bringt allein aber nicht viel. Denn bei den Bolschewiki kam meines Erachtens zur Grausamkeit auch die politische Blindgängerei. Dazu später mehr.

Das bürgerliche Lager verklärt die Romanows, teilweise mag es auch Kritik geben. Hat nicht Zar Nikolaus durch sein Festhalten an der Autokratie die Moderniesierung Russlands blockiert und selbst den Boden für seine Absetzung bereitet? Ein sowjetischer Film über die Affäre Rasputin trug den Titel "Agonia" - IMHO unabhängig von der eigenen Ideologie eine treffende Bezeichnung für die letzten Jahre der Zarenherrschaft.
Allerdings darf man nicht vergessen, dass so gut wie alle bürgerlichen Großmächte westlich von Russland mit verantwortlich für den Untergang der Zaren waren. Das Deutsche Reich verfolgte schon im Ersten Weltkrieg gegen Russland Eroberungs- und Kolonisationspläne, die einem Verständigungsfrieden im Wege standen. Und als Zar Nikolaus ungeachtet möglicher Gier des Deutschen Reiches angesichts des katastrophalen Kriegsverlaufs trotzdem Frieden schließen wollte, wurde auf Veranlassung der Entente sein Sturz inszeniert. Sein bürgerlicher Nachfolger Kerensky setzte wie von den Alliierten gewollt, den Krieg gegen Deutschland fort. Bis er auf Veranlassung des Deutschen Reiches gestürzt wurde, das mit den Bolschewiki einen vorteilhaften Frieden schloss.
Irgendwie praktisch, dass man da alle Schuld am Chaos in Russland und der Ermordung der Romanows auf die Bolschewiki abwälzen kann. Und verschweigt, dass ohne das Agieren der bürgerlichen Großmächte Lenin in Zürich geblieben und Vertreter für Herrentoupets geworden wäre.

Dass das jetzige System in Russland - wenn es nicht Stalin wieder hervorkramt - den Zaren rehabilitiert und ihn die orthodoxe Kirche meines Wissens sogar heilig gesprochen hat, ist nur ein Tüpfelchen auf den i der Heuchelei. Schließlich pflegt, wer es sich im liberalfaschistischen Russland unserer Tage leisten kann, einen ebenso ausschweifenden Lebensstil wie die Romanows und eine ebenso große Gleichgültigkeit gegenüber der Not einfacher Menschen. Ohne daran zu denken, wie die Romanows endeten und warum sie so endeten :rolleyes2:

Wobei meines Erachtens das Ende der Romanows eine Lehre sowohl für ehrliche liberal-bürgerliche als auch linke Menschen sein kann.

1. Die Ohnmacht der Mächtigen

In Berichten über die Zarenfamilie und auch besagtem Spielfilm "Agonia" sehe ich immer Menschen, die sich für reich und mächtig halten und so auch von Freunden und Feinden gesehen werden. Da gibt es eine Karikatur, auf der die russische Gesellschaft als Pyramide dargestellt wird. Ganz oben - wie kann es anders sein - sind da der Zar und seine Sippschaft!
Dass viele zu Lebzeiten der Romanows auf diese Selbsttäuschung und Illusion hereingefallen sind, ist nur zu natürlich. Schließlich lebten die meisten Menschen in Russland in elenden Verhältnissen und der zaristische Repressionsapparat ließ wohl kaum jemanden auf den Gedanken kommen, dass "ganz oben" nur noch arme Irre hilflos ruderten.

In der Rückschau sieht das alles ganz anders aus. Man weiß ja, was aus denen geworden ist, die auf alten Fotos oder den ersten Filmen noch gut genährt und schön gekleidet posierten und sich schöne Titel gaben :rolleyes2:

2. "Das falsche Schwein geschlachtet"

Seinerzeit werden die Bolschewiki die Liquidierung der Zarenfamilie damit gerechtfertigt haben, dass da die Protagonisten einer Dynastie exterminiert wurden, die Russland 300 Jahre auf übelste Weise tyrannisiert haben. Am Zarenhof mag stets Party und kulitiviertes Leben geherrscht haben - einfache Menschen wurden noch gnadenloser drangsaliert als in anderen Teilen Europas. Noch heute fällt an Russland eine pathologische Missachtung der Würde einfacher Menschen auf. Die Folge einer unter den Romanows weiter geführten Herrschaftstradition. Kein Wunder, dass so ein drangsaliertes Volk irgendwann Amok läuft und seine Peiniger abschlachtet.

Nur waren die Romanows noch damals die mächtigen Herrscher, für die sie sich hielten und für die sie gehalten wurden? Oder waren sie selbst schon längst Spielfiguren der wirklich Mächtigen? Die auf viel raffinierte Weise herrschten und herrschen als die geistig in der feudalen Vergangenheit stehen gebliebenen Zaren.

3. "An der Spitze ..."

Seinerzeit sahen die Menschen in Russland das System als eine Pyramide: je weiter oben man stand, desto angesehener, reicher und mächtiger war man. Mir scheint aber, an der Spitze solcher Pyramiden stehen oft die, die sich für mächtig halten, es aber nicht sind. Eben die Galionsfiguren, Marionetten oder Schachfiguren.
Wirkliche Macht konzentriert sich nicht an der Spitze in einer Person, sondern ist verteilt. Die Machthaber zeigen sich nicht offen und in Prunk und Pomp, sondern agieren verdeckt, aus dem Hintergrund.
"Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste", sagt der Nazi-Opportunist Hannsgeorg Lautensack in "Die Brüder Lautensack" und lehnt das Amt ab, um sich mit der wirklichen Macht zu begnügen. Diskretion und Arbeitsteilung sind Trumpf und schaffen ein Machtsystem, das viel wirksamer und menschenverachtender ist als der Zaren-Schmu von Nikolaus.

Wir haben da
- die ideologische Macht in Gestalt all der gekauften Intellektuellen und ihrer "Diskurse"
- die ökonomische Macht derjenigen, die das Geldsystem kontrollieren
- die politische Macht von "Bewegungen" und Parteien
- die Macht der organisierten Religion, der "großen Kirchen"
- die Macht der Bürokratie (staatlicher und privater)
- die formale Macht der Staaten, von Amtsinhabern aller Art
- die Macht der Besitzer von Produktionsmitteln ("Unternehmer")
Da ist alles austariert, ungreifbar und um so wirksamer. Das System ist so unangreifbar und so bösartig, weil es eben keinen gibt, der allein an der Spitze steht. Weder einen Zaren noch einen Präsidenten, weder einen reichen Unternehmer noch eine mächtige Partei.
Im Gegenteil: an der Spitze ist ein Kommen und Gehen, alldiweil die Machtverhältnisse im Hintergrund sich kaum wandeln.

Das System ist für die, die zu ihm gehören, sehr nützlich. Aber es hat für alle einen entscheidenden Nachteil:

4. Jeder ist ersetzbar!

Das Schicksal der Romanows hat gezeigt, wie ersetzbar selbst die scheinbar Mächtigen für das Gesamtsystem sind. Gestern noch Zar, heute tot und verscharrt wie ein räudiger Hund! So kann es auf die eine oder andere Art jedem ergehen! Nach den Romanows mussten die Bolschewiki selbst bei Stalins Säuberungen erleben, wie ersetzbar und austauschbar sie sind! Stalin kam ohne seine Mitkämpfer besser zurecht - also weg mit ihnen! Auch das kapitalistische System funktioniert ohne die Romanows wohl besser! Haben die nicht Russlands Modernisierung behindert?

5. Wem nützt es?

Wenn vom Zaren bis zum Bolschewiki jeder ersetzbar ist, jeder für das System lästig und zur Exterminierung vorgemerkt werden kann, fragt sich, wem es überhaupt nützt.

6. "Die müssen totgemacht werden"

Im Wikipedia-Artikel wurde die Ansicht der Bolschewiki über die Romanows sinngemäß so wiedergegeben: "Die müssen totgemacht werden." Meine Kritik daran ist, dass die Romanows längst nicht mehr die wahren Mächtigen waren. Was mit denen passiert, zeigen allerdingst die fiktiven "Meister der Insel" in "Perry Rhodan": Einstmals waren es 13 Arschlöcher, die gleich eine ganze Galaxis terrorisierten. Schön aus dem Hintergrund heraus, so dass sie keiner kannte :) Von den 13 "MdI" sind aber nur noch 2 übrig und auch deren Ende ist absehbar :)
 
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Nur waren die Romanows noch damals die mächtigen Herrscher, für die sie sich hielten und für die sie gehalten wurden? Oder waren sie selbst schon längst Spielfiguren der wirklich Mächtigen? Die auf viel raffinierte Weise herrschten und herrschen als die geistig in der feudalen Vergangenheit stehen gebliebenen Zaren.

Sie waren mächtig und sie waren reich. Sie wurden eines der ersten Opfer des globalen Monopoly.

Bei diesem Spiel wird oftmals ein Plan umgesetzt, der Jahrzehnte vorher schon beginnt und erst am Ende zeigt sich, gegen wen dieser Plan geschmiedet war und wem er nutzte.
 
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Sie waren mächtig und sie waren reich. Sie wurden eines der ersten Opfer des globalen Monopoly.

Die dem Zusammenbruch des Ostblocks und dem Irak-Kuwait-Krieg 1991 warnte ich in einer Parteizeitung der Grünen vor einer "globalen Oligarchie". Genau die haben wir heute. Es stellt sich nur die Frage, ob sie erst nach dem Zusammenbruch des Ostblocks entstanden ist oder schon vorher existierte.
 
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Ist doch immer die Frage für wen jemand wann ein Tyrann ist. Oder auf welcher Seite man steht. Nutzt einem die Tyrannei sieht man das alles ganz anders.

Ich habe mich schon gefragt, ob manche Formen offener Diktatur über die Menschheit nicht besser wären als das, was wir jetzt haben.
 
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Die dem Zusammenbruch des Ostblocks und dem Irak-Kuwait-Krieg 1991 warnte ich in einer Parteizeitung der Grünen vor einer "globalen Oligarchie". Genau die haben wir heute. Es stellt sich nur die Frage, ob sie erst nach dem Zusammenbruch des Ostblocks entstanden ist oder schon vorher existierte.

Ich denke, die hatten wir schon lange vorher. Die Beseitigung der Zarenfamilie war ein großer Schritt dahin. Weitere kamen danach.

Auch der Ostblock war kein Sozialismus oder Kommunismus. Er wurde nur so genannt. Im Endeffekt liessen sich die Menschen da aber noch besser und billiger ausbeuten und tyrannisieren wie im damaligen Westen.

Für mich sieht es so aus, als würde die jetzige Krise einen weiteren, großen Schritt zur Vollendung der Geschichte bedeuten.
 
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Ich habe mich schon gefragt, ob manche Formen offener Diktatur über die Menschheit nicht besser wären als das, was wir jetzt haben.

(Echt wieder ein sehr interessanter Beitrag, Beverly.)

Ich meine, dass, was mensch (ich z. B. ) sich unter offener Diktatur vorstellt, das willdoch keiner mehr. - Nicht mal die Diktatoren - glaube ich zumindest.

Eine funktionierende Diktatur wird immer auch Elemente anderer Ideologien Religionen und politischer Utopien integrieren, von denen der Diktator denkt oder glaubt, dass sie seiner Diktatur (Herrschaft) dienlich sind.

Meiner Ansicht nach hat die schnöde, einfach autoritäre, gewaltausübende Herrschaft im Großen und Ganzen ausgedient - so sehe und hoffe ich es zumindest.

Und klar, will die Diktatur lange funktionieren, muss sie sich einfach gut verstecken !?

In eine andere Richtung gehen natürlich die Warlords. - Aber, ist das wirklich so viel anders?


gruss, deserd
 
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Ich denke, die hatten wir schon lange vorher. Die Beseitigung der Zarenfamilie war ein großer Schritt dahin. Weitere kamen danach.

Auch der Ostblock war kein Sozialismus oder Kommunismus. Er wurde nur so genannt. Im Endeffekt liessen sich die Menschen da aber noch besser und billiger ausbeuten und tyrannisieren wie im damaligen Westen.

Für mich sieht es so aus, als würde die jetzige Krise einen weiteren, großen Schritt zur Vollendung der Geschichte bedeuten.


Ja, ALDI-Mentalität.

Den Ökofaschos eher kommunistischer Prägung werfe ich ich vor allem vor, dass sie noch viel schlimmer sind als ALDI.

(Auch gerade deshalb wurde der Neoliberalismus so erfolgreich)

gruss, deserd
 
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Ich habe mich schon gefragt, ob manche Formen offener Diktatur über die Menschheit nicht besser wären als das, was wir jetzt haben.

Durchaus möglich. Ein vernünftiger, humaner Monarchist hat sicher seine Vorteile. Kurze Entscheidungsfindung z.B., oder schnelle Umsetzung. Das Dumme ist, dass er seine diktatorische Macht wahrscheinlich wiederum nur durch Gewalt aufrechterhalten kann.
Oder: ohne Gewalt mit Heilsversprechungen, die aber wenn sie nicht zu 100% eintreffen sollten, in einem überschaubaren Zeitraum, wiederum Unmut aufsich zieht: siehe DDR-Sozialismus
 
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Ich meine, dass, was mensch (ich z. B. ) sich unter offener Diktatur vorstellt, das willdoch keiner mehr. - Nicht mal die Diktatoren - glaube ich zumindest.

Eine funktionierende Diktatur wird immer auch Elemente anderer Ideologien Religionen und politischer Utopien integrieren, von denen der Diktator denkt oder glaubt, dass sie seiner Diktatur (Herrschaft) dienlich sind.

Meiner Ansicht nach hat die schnöde, einfach autoritäre, gewaltausübende Herrschaft im Großen und Ganzen ausgedient - so sehe und hoffe ich es zumindest.

Und klar, will die Diktatur lange funktionieren, muss sie sich einfach gut verstecken !?

In eine andere Richtung gehen natürlich die Warlords. - Aber, ist das wirklich so viel anders?


gruss, deserd

Setzt man Diktatoren mit Tyrannen gleich, denen es primär um ihr eigenes Wohl und allenfalls das Wohl irgendwelcher Klüngel geht, hat die "offene" Diktatur in der Tat ausgedient. Da haben die Personen an der Spitze ja auch eine Menge Stress und das Problem, wie sie ihre Herrschaft legitimieren sollen.
Lohnt sich nicht, wenn man ein Land gar nicht regieren, sondern nur ausplündern will. Vom Risiko, als Person an der Spitze das gleiche Schicksal wie die Romanows zu erleiden, mal ganz abgesehen.

Russland zeigt da, wo es langgeht: eine wirtschaftsliberale und faschistoide Oligarchie und Plutokratie, wo sich das Nationalgefühl auf die Produktion von Schirmmützen beschränkt und Zottelbärte zur Ruhigstellung des Pöbels Weihrauchkessel schwingen. Wie in den USA die Amtszeit des Präsidenten begrenzen, damit an der Spitze keiner zu mächtig wird und man sich mehr Mühe damit gibt, die Macht im Verborgenen auszuüben. Auch in Russland will ja keiner mehr so enden wie die Romanows. Oder wie die von Stalin abgeschlachteten Bolschewiki. Das mit den "Checks and Balances" scheinen sie in Moskau endlich gelernt zu haben ;) Menschenverachtend sind sie freilich noch mehr als zu Sowjetzeiten :mad: !
 
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Durchaus möglich. Ein vernünftiger, humaner Monarchist hat sicher seine Vorteile. Kurze Entscheidungsfindung z.B., oder schnelle Umsetzung. Das Dumme ist, dass er seine diktatorische Macht wahrscheinlich wiederum nur durch Gewalt aufrechterhalten kann.
Oder: ohne Gewalt mit Heilsversprechungen, die aber wenn sie nicht zu 100% eintreffen sollten, in einem überschaubaren Zeitraum, wiederum Unmut aufsich zieht: siehe DDR-Sozialismus

Um da Klarheit reinzubringen, sollte man sich vielleicht auf die Verfassungsvorstellungen der ollen Griechen und Römer beziehen. Bei einem grieschischen Philosophen sah das so aus

Gemeinnutz Eigennutz

Monarchie vs. Tyrannei - die Herrschaft einer Person
Aristokratie vs. Oligarchie - die Herrschaft einer kleinen Elite
Demokratie vs. Pöbelherrschaft - die Herrschaft des Volkes

In der römischen Republik war Diktator ein Staatsamt wie jedes andere auch. Es war nur das Staatsamt für den Ausnahmezustand, wenn die sonstigen Institutionen nicht mehr funktionierten. Ein Diktator hatte außerordentliche Vollmachten, aber er war Bestandteil der Verfassungsordnung.

Ein Diktator für die gesamte Menschheit wäre in der altrömischen Vorstellung also jemand, der große Machtbefugnisse hätte, weil sich die Menschen sonst nicht mehr zu helfen wissen. Aber kein Dauerzustand und alles andere als ein Ideal. Sinn und Zweck seines oder ihres Agierens (warum nicht eine Frau) wäre es, eine Ordnung zu schaffen, wo man ihn oder sie nicht mehr braucht. Weil die Menschen endlich gelernt haben, sich selbst zu regieren bzw. ohne abgehobene "Regierungen" auszukommen.
Manchmal bin ich von den Zuständen auf Sol III so bedient, dass ich mir so eine Diktatur wünsche. Weil ich an die "soziale Evolution" nicht mehr glaube und vor Ort und auf großer Ebene viel zu viele Kräfte am Werk sehe, die nur noch destruktiv sind. Und die auf friedliche Weise nicht von ihrem Tun lassen.
Allerdings sollte so ein "Diktator" im altrömischen Sinne seine Tätigkeit damit beginnen, Tacheles zu reden. Den Menschen zuerst einmal sagen, wie korrupt, bigott und verkommen ihre Politik und ihre Politiker sind!

Das Ganze wäre allerdings nicht unproblematisch, wenn man bedenkt, wie im Laufe der römischen Republik die "Diktatoren" von Marius über Sulla zu Caesar, von Marc Anton zu Octavian immer mächtiger wurden. Von ihrer Skrupellosigkeit ganz zu schweigen :rolleyes2: Bis aus der Republik dann ein Kaiserreich wurde ...

... andererseits haben wir heute zwar keine großen Tyrannen, aber viele viele Kleine! Siehe Russland: den Kreml darf man kritisieren, den lokalen Potentaten aber nicht! "Weg da, das ist das Rathaus!" - so wird in Russland "Bürgernähe" gezeigt und hier sind sie nicht besser! Nur subtiler und die Menschen wissen schon lange, dass im Rathaus überwiegend korrupte Arschlöcher das Sagen haben.
 
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Das Ganze wäre allerdings nicht unproblematisch, wenn man bedenkt, wie im Laufe der römischen Republik die "Diktatoren" von Marius über Sulla zu Caesar, von Marc Anton zu Octavian immer mächtiger wurden. Von ihrer Skrupellosigkeit ganz zu schweigen :rolleyes2:

Zu Caesar habe ich hier eine ganz interessante Geschichte, wonach er gar nicht der böse Diktator war, sondern sich mit den reichen Geldverleihern im Senat angelegt hatte, die ihn wegen seiner Lösung der Schuldenkrise damals umgelegt haben.

Ist von einem amerikanischen Wissenschaftler (Martin A. Armstrong, früher Princeton) und wirklich lesenswert:

-> http://www.scribd.com/doc/16236015/...pears-Only-Julius-Caesar-Ever-Understood-6309

Anatomie einer Schuldenkrise, die nur Caesar zu lösen verstand. Danach soll er seit jeher einer der Popularen (heute würde man das Populisten nennen) und Gegner der Gläubigerfraktion in Rom gewesen sein.

Auch die Rolle von Catilina und Cicero war ganz anders, als wir das in der Schule gelernt haben. ;)
 
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In der römischen Republik war Diktator ein Staatsamt wie jedes andere auch. Es war nur das Staatsamt für den Ausnahmezustand, wenn die sonstigen Institutionen nicht mehr funktionierten. Ein Diktator hatte außerordentliche Vollmachten, aber er war Bestandteil der Verfassungsordnung.

Ein Diktator für die gesamte Menschheit wäre in der altrömischen Vorstellung also jemand, der große Machtbefugnisse hätte, weil sich die Menschen sonst nicht mehr zu helfen wissen. Aber kein Dauerzustand und alles andere als ein Ideal. Sinn und Zweck seines oder ihres Agierens (warum nicht eine Frau) wäre es, eine Ordnung zu schaffen, wo man ihn oder sie nicht mehr braucht. Weil die Menschen endlich gelernt haben, sich selbst zu regieren bzw. ohne abgehobene "Regierungen" auszukommen.

Das klingt doch ganz vernünftig :). Wenn wir es nicht freiwillig und planvoll passieren lassen, wird vllt. wieder einer kommen, der den Führer macht, und am Ende wundern sich wieder alle, wie das passieren konnte.

Vielleicht verändern sich die Herrschaftssystem auch automatisch immer in die Richtungen, die für die bestehende Situationen am besten ist. Die Römer hatten es wohl erkannt und aktzeptiert und zu ihren Gunsten genutzt.
 
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Zu Caesar habe ich hier eine ganz interessante Geschichte, wonach er gar nicht der böse Diktator war, sondern sich mit den reichen Geldverleihern im Senat angelegt hatte, die ihn wegen seiner Lösung der Schuldenkrise damals umgelegt haben.

Ist von einem amerikanischen Wissenschaftler (Martin A. Armstrong, früher Princeton) und wirklich lesenswert:

-> http://www.scribd.com/doc/16236015/...pears-Only-Julius-Caesar-Ever-Understood-6309

Anatomie einer Schuldenkrise, die nur Caesar zu lösen verstand. Danach soll er seit jeher einer der Popularen (heute würde man das Populisten nennen) und Gegner der Gläubigerfraktion in Rom gewesen sein.

Auch die Rolle von Catilina und Cicero war ganz anders, als wir das in der Schule gelernt haben. ;)

Es ist auch seltsam: Ich kenne die Sichtweise, derzufolge Caesar der Totengräber der römischen Republik und Wegbereiter der Autokratie gewesen sein soll. Nun ja, zu Lebzeiten dominierte er das System schon sehr stark, aber seine Widersacher waren wohl nur empört, weil für sie nicht genug Macht übrig blieb. An die alten republikanischen Ideale glaubten sie wohl ebenso wenig wie Caesar.
Und nicht so sehr sein Wirken zu Lebzeiten, sondern seine Ermordung 44 v. Chr. ist für mich der Anfang vom Ende der Republik. Wenn seine Mörder wirklich glaubten, durch Caesars Tod würde die Republik gerettet, dann haben sie genau das Gegenteil dessen erreicht, was sie wollten. Caesars Nachfolger herrschten autokratischer, machtbesessener und machtvergessener als er es tat.
Wobei die Kaiserzeit zwar Höhepunkt, aber auch Anfang vom Ende Roms und der antiken Kultur war. Weil da alles zu stagnieren und zu erstarren begann.
 
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Es ist auch seltsam: Ich kenne die Sichtweise, derzufolge Caesar der Totengräber der römischen Republik und Wegbereiter der Autokratie gewesen sein soll. Nun ja, zu Lebzeiten dominierte er das System schon sehr stark, aber seine Widersacher waren wohl nur empört, weil für sie nicht genug Macht übrig blieb. An die alten republikanischen Ideale glaubten sie wohl ebenso wenig wie Caesar.
Und nicht so sehr sein Wirken zu Lebzeiten, sondern seine Ermordung 44 v. Chr. ist für mich der Anfang vom Ende der Republik. Wenn seine Mörder wirklich glaubten, durch Caesars Tod würde die Republik gerettet, dann haben sie genau das Gegenteil dessen erreicht, was sie wollten. Caesars Nachfolger herrschten autokratischer, machtbesessener und machtvergessener als er es tat.
Wobei die Kaiserzeit zwar Höhepunkt, aber auch Anfang vom Ende Roms und der antiken Kultur war. Weil da alles zu stagnieren und zu erstarren begann.
Wenn uns die Variante bekannt wäre, in der Cäsar den Schuldenerlass fordert weil er erkannt hat dass die Menschen sonst nur verelenden und wenn uns bekannt wäre, dass das der Grund für seine Ermordung war, dann hätten wir ja einen Lerneffekt zu unserer jetzigen Situation, in der die Menschen aus ihren Häusern geworfen werden und in Zeltstädten leben, weil sie ihre Schulden nicht mehr bezahlen können. Geschichte wiederholt sich und die Gläubiger sorgen dafür, dass die Wahrheit verborgen bleibt.

Vorstellen kann ich mir das. Schließlich wäre Cäsar dann nicht der einzige Herrscher, der wegen einem geplanten Schuldenerlass ermordet wurde weil die Gläubiger nicht auf noch mehr Profit verzichten wollten obwohl sie eh schon genug am Geldverleihen verdient hatten.

Bei Ausgrabungen in Italien hat man genug gefunden was das Leben dort nachvollziehbar macht. So wohnte die Arbeiterklasse auf kleinstem Raum und hatte noch nicht mal eine Küche. Die Häuser in den Slums waren einsturzgefährdet, da man ständig drauf- und dazubaute. Auf der Straße gab es erschwinglichen Einheitsbrei mit Knoblauch und sie hätten auch gar keine Zeit gehabt, selbst zu kochen, mußten sie doch arbeiten. Einzig das Baden war umsonst, wenn einer der Oberschicht mal Baden für Alle spendierte.

Uns zeigt man in Filmen immer nur die luxuriös lebende Oberschicht, die sich die Trauben in den Mund legen ließ.
 
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Das klingt doch ganz vernünftig :). Wenn wir es nicht freiwillig und planvoll passieren lassen, wird vllt. wieder einer kommen, der den Führer macht, und am Ende wundern sich wieder alle, wie das passieren konnte.

Nun ja, die Science Ficition hat das auf Weltebene schon durchgespielt. Da haben wir

Perry Rhodan und Perry Rhodan II

Dschinghis Khan Mao II. in Schadrach im Feuerofen von Robert Silverberg

Die die Menschheit mit Gewalt vereinenden Na'id in [ame="http://www.amazon.com/Jerusalem-Fire-R-M-Meluch/dp/0451139232/ref=sr_1_7?ie=UTF8&s=books&qid=1244798088&sr=1-7"]Jerusalem in Flammen[/ame] von Rebecca Meluch

Khan Noonien Singh, der mit Gewalt die Erde erobern wollte und noch Jahrhunderte nach seinem Sturz für Ärger sorgt ...

Alles nicht so lecker :rolleyes2: und hatten wir 1989 nicht mit den Tyrannen und ihren lügnerischen Ideologien fertig? Damals waren wir doch alle Liberale und glaubten an die Zivilgesellschaft, die EU und die UNO.
Nur folgten den großen Tyrannen neue, kleinere aber nicht weniger bösartige Tyrannen. Den Ideologien des 20. Jahrhunderts folgte der geistige Müll des 19. Jahrhunderts oder gar des Mittelalters, es ging geistig nicht vorwärts sondern zurück! Anstelle der Zivilgesellschaft haben wir ein Irrenhaus aus Kleinganoven, Intriganten und Psychopathe. Anstatt Freiheit die Ideologie der Perspektivlosigkeit und des Überlebenskampfes. Wer da früher an Handlungsmöglichkeiten im System geglaubt hat, ist entweder total korrupt oder total resigniert und selbst vernünftige Menschen treibt der Irrsinn immer mehr neben die Spur.

Die Gestalten, die nach dem Zusammenbruch des Ostblocks die Diskurse und die Politik bestimmten, bereiten doch selbst am fleißigsten den Boden für einen neuen "Führer". Ist doch irgendwie auch logisch: wer nach 1989 die Zeit quasi um 100 Jahre zurück dreht, fängt dann bei 1889 wieder an. Und auf 1889 folgte irgendwann 1917 und 1933 ...
... bei soviel Wahn kann man fast nur noch hoffen, dass sie das, dem sie den Boden bereiten, nicht mehr unter Kontrolle haben werden, sondern es sie verschlingt. Keine nationalfundamentalistischen Tunten und Klemmschwestern mehr wie bei den Nazis, die Millionen umbringen und wo hinterher herrschaftstechnisch alles so ist wie vorher.
 
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Sie waren mächtig und sie waren reich. Sie wurden eines der ersten Opfer des globalen Monopoly.

Bei diesem Spiel wird oftmals ein Plan umgesetzt, der Jahrzehnte vorher schon beginnt und erst am Ende zeigt sich, gegen wen dieser Plan geschmiedet war und wem er nutzte.

Nicht schlecht. Wer war denn Herr Trotzki. Wer hat ihn finanziert ? - Woher kam das Geld ?

http://www.sozialismus-von-unten.de/archiv/text/trotzki_biographie.htm

1916 in die USA, dann zurück nach Russland ! WER hat gesponsert ...
 
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Es ist auch seltsam: Ich kenne die Sichtweise, derzufolge Caesar der Totengräber der römischen Republik und Wegbereiter der Autokratie gewesen sein soll. Nun ja, zu Lebzeiten dominierte er das System schon sehr stark, aber seine Widersacher waren wohl nur empört, weil für sie nicht genug Macht übrig blieb. An die alten republikanischen Ideale glaubten sie wohl ebenso wenig wie Caesar.
Und nicht so sehr sein Wirken zu Lebzeiten, sondern seine Ermordung 44 v. Chr. ist für mich der Anfang vom Ende der Republik. Wenn seine Mörder wirklich glaubten, durch Caesars Tod würde die Republik gerettet, dann haben sie genau das Gegenteil dessen erreicht, was sie wollten. Caesars Nachfolger herrschten autokratischer, machtbesessener und machtvergessener als er es tat.
Wobei die Kaiserzeit zwar Höhepunkt, aber auch Anfang vom Ende Roms und der antiken Kultur war. Weil da alles zu stagnieren und zu erstarren begann.

Römische Geschichte ...

Caesar, Nero, Caligula kamen aus einem "Stall" und wollten die Staatsreligionen kippen und so ein "merkwürdiges Zeug" einfführen. Als das Volk das bemerkte, brachte es die Kaiser um.
 

Wer ist gerade im Thread? PSW - Foristen » 0 «, Gäste » 1 « (insges. 1)

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