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Ist der Nihilist feige und ein Anarchist?

PSW - Foristen die dieses Thema gelesen haben: » 1 «  

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„In deinem Nichts hoff ich das All zu finden“ schrieb Goethe in seinem Faust.

Viele verwechseln den Nihilismus mit dem Atheismus. Das ist falsch, denn Ersterer greift weiter.

„Durch die gedankliche Orientierung am Nichts beinhaltet der Nihilismus einen absoluten Vorrang des Individuums, das allein seinen Trieben und Neigungen folgt und dem alles erlaubt ist. Zugleich bewirkt die fehlende Orientierung ein Gefühl der Verlassenheit und des Ausgeliefertseins an eine nicht beherrschbare Umwelt (Geworfenheit), das häufig mit einer pessimistischen Grundhaltung verbunden ist.“ Definition aus Wikipedia

Der Atheist hat sich nicht vom Leben selbst entfernt. Keinesfalls. Er hat nur einen anderen subjektiven Wert für sich gefunden: „Seine“ Wahrheit OHNE einen Gott. Der Wert oder Unwert des oder seines Lebens und der Welt bleibt davon unangetastet.

Friedrich Nietzsche nennt die Religion selbst „nihilistisch und dekadent“ und orientiert sich hierbei an dem zur Tugend erhobenen „Mitleid“.

<<[…]man hat aus ihm die Tugend, den Boden und Ursprung aller Tugenden gemacht, - nur freilich, was man stets im Auge behalten muss, vom Gesichtspunkte einer Philosophie aus, welche nihilistisch war, welche die Verneinung des Lebens auf ihr Schild schrieb. Schopenhauer war in seinem Rechte damit: durch das Mitleid wird das Leben verneint, verneinungswürdig gemacht, - Mitleiden ist die Praxis des Nihilismus […]<<

Wenn sich also jemand als einen „Nihilisten“ bezeichnet, stellt sich mir die Frage, ob es nicht einfach bequem ist und feige, WERTE zu leugnen. Wo man sie nicht (an)erkennt, da muss man sich auch nicht der Mühe unterziehen, sie zu hinterfragen oder zu leben.

„Nihilisten“ waren gefragt und ihre Richtung war „in“. Schriftsteller wie Camus oder Miller könnten vielleicht als Vorreiter heutiger „no future generation“ oder der „Null Bock“ Richtung bezeichnet werden?

Ist Nihilismus Anarchie? Und ist „Nihilismus“ eine Philosophie oder eher als eine Flucht vor Verantwortung zu sehen? Ein Schutzschild der (Lebens)Angst?
 

Horizont

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Die Religion ist eine Krücke für schlechte Staatsverfassungen.
(Schopenhauer, dt. Philosoph, 1788-1860)

Ich bin ein Atheist von Gottes Gnaden.
(Luis Bunuel, span. Regisseur, 1900-1983)

Ich habe erkannt, daß Katholiken zum Bösen fähiger sind als irgendwer.
(Graham Greene, engl. Schriftsteller, 1904-1991)

Moral ist, wenn man so lebt, daß es gar keinen Spaß macht, so zu leben.
(Edith Piaf, franz. Chansonsängerin, 1915-1963)
 
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Die Religion ist eine Krücke für schlechte Staatsverfassungen.
(Schopenhauer, dt. Philosoph, 1788-1860)

Ich bin ein Atheist von Gottes Gnaden.
(Luis Bunuel, span. Regisseur, 1900-1983)

Ich habe erkannt, daß Katholiken zum Bösen fähiger sind als irgendwer.
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Moral ist, wenn man so lebt, daß es gar keinen Spaß macht, so zu leben.
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Die schlimmsten Finger bisher waren sogenannte Sozialisten und Kommunisten. Das steht fest.
 
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„In deinem Nichts hoff ich das All zu finden“ schrieb Goethe in seinem Faust.

Viele verwechseln den Nihilismus mit dem Atheismus. Das ist falsch, denn Ersterer greift weiter.

„Durch die gedankliche Orientierung am Nichts beinhaltet der Nihilismus einen absoluten Vorrang des Individuums, das allein seinen Trieben und Neigungen folgt und dem alles erlaubt ist. Zugleich bewirkt die fehlende Orientierung ein Gefühl der Verlassenheit und des Ausgeliefertseins an eine nicht beherrschbare Umwelt (Geworfenheit), das häufig mit einer pessimistischen Grundhaltung verbunden ist.“ Definition aus Wikipedia

Der Atheist hat sich nicht vom Leben selbst entfernt. Keinesfalls. Er hat nur einen anderen subjektiven Wert für sich gefunden: „Seine“ Wahrheit OHNE einen Gott. Der Wert oder Unwert des oder seines Lebens und der Welt bleibt davon unangetastet.

Friedrich Nietzsche nennt die Religion selbst „nihilistisch und dekadent“ und orientiert sich hierbei an dem zur Tugend erhobenen „Mitleid“.

<<[…]man hat aus ihm die Tugend, den Boden und Ursprung aller Tugenden gemacht, - nur freilich, was man stets im Auge behalten muss, vom Gesichtspunkte einer Philosophie aus, welche nihilistisch war, welche die Verneinung des Lebens auf ihr Schild schrieb. Schopenhauer war in seinem Rechte damit: durch das Mitleid wird das Leben verneint, verneinungswürdig gemacht, - Mitleiden ist die Praxis des Nihilismus […]<<

Wenn sich also jemand als einen „Nihilisten“ bezeichnet, stellt sich mir die Frage, ob es nicht einfach bequem ist und feige, WERTE zu leugnen. Wo man sie nicht (an)erkennt, da muss man sich auch nicht der Mühe unterziehen, sie zu hinterfragen oder zu leben.

„Nihilisten“ waren gefragt und ihre Richtung war „in“. Schriftsteller wie Camus oder Miller könnten vielleicht als Vorreiter heutiger „no future generation“ oder der „Null Bock“ Richtung bezeichnet werden?

Ist Nihilismus Anarchie? Und ist „Nihilismus“ eine Philosophie oder eher als eine Flucht vor Verantwortung zu sehen? Ein Schutzschild der (Lebens)Angst?

Die bisherige Erfahrung scheint zu demonstrieren, daß es keiner Ideologie braucht noch Philosophie um böse zu sein.
 

Tooraj

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„In deinem Nichts hoff ich das All zu finden“ schrieb Goethe in seinem Faust.

Viele verwechseln den Nihilismus mit dem Atheismus. Das ist falsch, denn Ersterer greift weiter.

...

Völlig richtig, dass Nihilismus nichts mit Atheismus zu tun hat ...und Nihilismus kann auch nicht als eine Art Erweiterung des Atheismus gesehen werden.
Siehe auch: http://atheismus.ch/01_einführung/0...unterschied_zwischen_atheismus_und_nihilismus

Ich würde jedoch nicht sagen, dass es in unserer Gesellschaft einen breiten Trend in Richtung Nihilismus gibt, die "no future Generation" ist m.E. längst Geschichte - auch "Generation Golf" oder "Generation Praktikum" halte ich für reine Klischees.
 
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"Durch die gedankliche Orientierung am Nichts beinhaltet der Nihilismus einen absoluten Vorrang des Individuums, das allein seinen Trieben und Neigungen folgt und dem alles erlaubt ist. Zugleich bewirkt die fehlende Orientierung ein Gefühl der Verlassenheit und des Ausgeliefertseins an eine nicht beherrschbare Umwelt (Geworfenheit), das häufig mit einer pessimistischen Grundhaltung verbunden ist.“ Definition aus Wikipedia.
Ehrlich gesagt halte ich die Definition von Wiki für problematisch, was nur ganz selten der Fall ist, normal sind deren Definitionen sehr gut.

"Folgt allein seinen Trieben und Neigungen", klingt für mich eher nach Hedonist/Egoist als nach Nihilist.

Mit dem Begriff Nihilismus (lat. nihil, „nichts“) wird allgemein eine Weltsicht bezeichnet, die die Möglichkeit jeglicher objektiven Seins-, Erkenntnis-, Wert- und Gesellschaftsordnung verneint.

Ein Nihilist verneint alle objektiven Werte, es gibt aber auch subjektive Werte. Ein Nihilist kann durchaus persönliche Überzeugungen haben. Triebe und Neigungen greift etwas kurz finde ich. Dem Nihilist ist alles erlaubt, was sein Gewissen und seine moralische Überzeugung ihm erlauben, nur die moralischen Vorstellung anderer erkennt er nicht an.

"Feige" verstehe ich in dem Zusammenhang nicht so richtig aber Anarchist könnte von der Tendenz her schon sein. Eine Anarchist lehnt jede Form von Herrschaft ab, also auch jegliche objektiven Seins-, Erkenntnis-, Wert- und Gesellschaftsordnung. Denn objektiv heißt in der Praxis, von der Gesellschaft aufs Auge gedrückt.
 
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"Feige" verstehe ich in dem Zusammenhang nicht so richtig aber Anarchist könnte von der Tendenz her schon sein. Eine Anarchist lehnt jede Form von Herrschaft ab, also auch jegliche objektiven Seins-, Erkenntnis-, Wert- und Gesellschaftsordnung. Denn objektiv heißt in der Praxis, von der Gesellschaft aufs Auge gedrückt.
Da liegst du falsch. Erstens lehnen Anarchisten zwar den Staat ab, aber nicht die Gesellschaft per se. Zweitens kann eine objektive Seins-, Erkenntnis- und Wertordnung auch unabhängig von der Gesellschaft existieren, genau genommen könnte sogar gar nicht von irgendeiner objektiven Ordnung gesprochen werden, wenn diese abhängig von der Gesellschaft wäre. Ob die Gesellschaft eine bestimmte Ordnung postuliert ist allenfalls ein Erkenntnis-, nicht aber ein Seinsproblem, vorausgesetzt, man folgt keiner subjektivistischen oder relativistischen Denkrichtung.
 
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Die bisherige Erfahrung scheint zu demonstrieren, daß es keiner Ideologie braucht noch Philosophie um böse zu sein.

Das ist sicherlich richtig und unstrittig.
Nur ist die Frage ja nicht, ob Atheisten oder Nihilisten böse sind.
 
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Wüsste nicht, was Nihilismus auch nur im Entferntesten mit Anarchie zu tun haben soll.


Dass sich das Ihrer Vorstellungskraft entzieht heißt nicht zwangsläufig, dass sich nicht eine Verbindung herstellen lässt.
Vielleicht denken Sie noch einmal darüber nach und teilen dann, so es etwas mehr ist, als die Bekundung Ihrer Fantasielosigkeit , das Ergebnis Ihres privaten "Brainstormings" mit. Danke. :cool:
 
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Dass sich das Ihrer Vorstellungskraft entzieht heißt nicht zwangsläufig, dass sich nicht eine Verbindung herstellen lässt.
Vielleicht denken Sie noch einmal darüber nach und teilen dann, so es etwas mehr ist, als die Bekundung Ihrer Fantasielosigkeit , das Ergebnis Ihres privaten "Brainstormings" mit. Danke. :cool:
Eine Verbindung zwischen Anarchie und Nihilismus hat erst Söldner begründet. Auf diese Begründung bin ich eingegangen, wie du vielleicht gemerkt hast. Du hingegen hast lediglich in den Raum geworfen, dass es eine solche Verbindung geben könnte, mehr nicht.

EDIT: Ich meinte natürlich Anarchie, nicht Atheismus.
 
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„In deinem Nichts hoff ich das All zu finden“ schrieb Goethe in seinem Faust.

Viele verwechseln den Nihilismus mit dem Atheismus. Das ist falsch, denn Ersterer greift weiter.

„Durch die gedankliche Orientierung am Nichts beinhaltet der Nihilismus einen absoluten Vorrang des Individuums, das allein seinen Trieben und Neigungen folgt und dem alles erlaubt ist. Zugleich bewirkt die fehlende Orientierung ein Gefühl der Verlassenheit und des Ausgeliefertseins an eine nicht beherrschbare Umwelt (Geworfenheit), das häufig mit einer pessimistischen Grundhaltung verbunden ist.“ Definition aus Wikipedia

Der Atheist hat sich nicht vom Leben selbst entfernt. Keinesfalls. Er hat nur einen anderen subjektiven Wert für sich gefunden: „Seine“ Wahrheit OHNE einen Gott. Der Wert oder Unwert des oder seines Lebens und der Welt bleibt davon unangetastet.

Friedrich Nietzsche nennt die Religion selbst „nihilistisch und dekadent“ und orientiert sich hierbei an dem zur Tugend erhobenen „Mitleid“.

<<[…]man hat aus ihm die Tugend, den Boden und Ursprung aller Tugenden gemacht, - nur freilich, was man stets im Auge behalten muss, vom Gesichtspunkte einer Philosophie aus, welche nihilistisch war, welche die Verneinung des Lebens auf ihr Schild schrieb. Schopenhauer war in seinem Rechte damit: durch das Mitleid wird das Leben verneint, verneinungswürdig gemacht, - Mitleiden ist die Praxis des Nihilismus […]<<

Wenn sich also jemand als einen „Nihilisten“ bezeichnet, stellt sich mir die Frage, ob es nicht einfach bequem ist und feige, WERTE zu leugnen. Wo man sie nicht (an)erkennt, da muss man sich auch nicht der Mühe unterziehen, sie zu hinterfragen oder zu leben.

„Nihilisten“ waren gefragt und ihre Richtung war „in“. Schriftsteller wie Camus oder Miller könnten vielleicht als Vorreiter heutiger „no future generation“ oder der „Null Bock“ Richtung bezeichnet werden?

Ist Nihilismus Anarchie? Und ist „Nihilismus“ eine Philosophie oder eher als eine Flucht vor Verantwortung zu sehen? Ein Schutzschild der (Lebens)Angst?

mmn ist hier einiges durcheinander geraten, was natürlich an der Kürze des Statements liegt.

Schopenhauer war mit seiner Meinung über das Mitleid weiter von der Realität weg als je zuvor. Der Sinn des Mitleids ist ja nicht das Leiden. Wenn ein Sanitäter statt zu helfen, Mitleid versprüht, dann ist er unfähig. Mitleid, besser Einfühlung ist ein Erkenntnisweg, der dem Intellekt Zugang verschafft zu seiner Gefühlswelt und zur Gefühlswelt anderer, da dieser Weg natürlicherweise oft verschlossen ist. Die Nichteinfühlung führt ja häufig zu völlig falschen Schlussfolgerungen des Intellekts. Der Fehler des Sanitäters liegt an der Stelle, wo er die notwendigen Informationen zum Helfen hat und jetzt sinnloserweise und schädlich dem Gefühl Raum gibt. Die gegenteilige Störung liegt in der Psychopathie, wo Menschen vor offernsichtlichem Leid ihre Augen, ihr Herz und eben auch ihren Verstand verschließen und dann zu völlig falschen Schlussfolgerungen gelangen. Sowohl Schopenhauer als auch Nietzsche haben beide nur einen sehr schmalen Zugang zu ihrem Gefühlsleben und zu dem anderer, und darum fallen beide mitunter in merkwürdig extreme Handlungsweisen.

Der klassische intellektuelle, nennen wir ihn "Hochatheismus", hat nichts mit Nihilismus zu tun. Menschen seit der Antike haben festgestellt, dass die Religionen ihre Hauptaufgaben, nämlich eine Basis zu legen für Grundethik, Demut, Realitätssinn, Verantwortung und Bildung, nur sehr unzureichend erfüllen - und dass das damit zusammenhängt, dass man einem Gott Eigenschaften zusprechen muss, mit denen man sich in Widersprüche verrennt. Der Islam hat es dann ohne Eigenschaften versucht und hat sich damit zunächst die Basis für eine friedliche Zivilgesellschaft verbaut und sich in andere Widersprüche verwickelt.

Atheisten haben danach versucht, durch geeignete Setzungen, eine Ethik zu entwickeln, nach der die Menschen leben können. Gott spielte darin dann keine Rolle, weil er dazu nichts beitragen konnte, bzw. sich sein Beitrag in den Religionen offenbar erschöpft hatte.

Daneben gibt es, das gebe ich zu, einen Niederatheismus aus Gleichgültigkeit, Desinteresse, Vorurteilen oder Kapitalismus, welcher Gott ablehnt, weil er Arbeit macht, aber so etwas ist ja keine Mühe wert.

Nitzsche hat versucht einen Hochnihilismus zu schaffen, indem er die Thesen, die er am Anfang seines Buches aufstellt und als gesichert hinstellt, am Ende zerbröseln lässt. Dieses intellektuelle Spiel erreicht aber genau das Gegenteil vom Atheismus. Es führt die Setzungen als sinnlos vor und zerstört damit die Basis für ein funktionierendes Miteinander. Doch Nitzsche widerlegt den Atheismus nicht, da die Atheisten nie behauptet haben, dass sie auf etwas anderes aufbauen als auf der Setzung, dass ein sinnvolles, begründetes, glückliches, soziales Leben besser ist als ein sinnloses, weggeworfenes Leben. Darum sind Hochatheismus und Nihilismus das genaue Gegenteil zueinander. Der Nihilismus ist Lüge, da er am Ende genau das Gegenteil von dem erzeugt, was er will. Er hat also gar nicht verstanden, warum der Atheismus Prämissen setzt. Atheismus setzt Menschenwürde und erreicht am ende ein klein wenig davon. Nihilismus setzt Ablehnung und erreicht dann am Ende Ablehnung und fühlt sich dadurch bestätigt. Prämissen sind aber nur dadurch zu widerlegen, dass sie sich nicht durchhalten lassen. Hingegen ist es sinnlos, einfach die Gegenpämisse aufzustellen und vorzuführen, dass sie ins Elend führt. Verwahrlosung und geistige Umnachtung sind ebenfalls setzbar. Atheisten haben nie das Gegenteil behauptet.

Jedoch können wir nur durch das, was wir wollen, nur durch das Setzen von Menschenrechten, Sozialisation und Gerechtigkeit diese positiven Ergebnisse erzielen. Aus Hass, Gleichgültigkeit und Diebstahl werden wir nie eine funktionierende Welt erzeugen können. In allen Anteil- und Modellwelten setzen wir hingegen Gerechtigkeit, zB. im Kindergarten und im Sport, warum nicht in der Zentralwelt?
 
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Eine Verbindung zwischen Anarchie und Nihilismus hat erst Söldner begründet. Auf diese Begründung bin ich eingegangen, wie du vielleicht gemerkt hast. Du hingegen hast lediglich in den Raum geworfen, dass es eine solche Verbindung geben könnte, mehr nicht.

EDIT: Ich meinte natürlich Anarchie, nicht Atheismus.

Ihre Filibuster in allen Ehren.
Sie bezogen sich einwandfrei auf meine Frage, denn Sie zitierten mich und nicht Söldner: Ist Nihilismus Anarchie. Nachlesbar. Denn Sie antworteten darauf, um es noch einmal hier einzubringen:
<<Wüsste nicht, was Nihilismus auch nur im Entferntesten mit Anarchie zu tun haben soll. <<

Tun Sie sich so schwer daran, einen Fehler/Irrtum zuzugeben?
 
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mmn ist hier einiges durcheinander geraten, was natürlich an der Kürze des Statements liegt.

Schopenhauer war mit seiner Meinung über das Mitleid weiter von der Realität weg als je zuvor. Der Sinn des Mitleids ist ja nicht das Leiden. Wenn ein Sanitäter statt zu helfen, Mitleid versprüht, dann ist er unfähig. Mitleid, besser Einfühlung ist ein Erkenntnisweg, der dem Intellekt Zugang verschafft zu seiner Gefühlswelt und zur Gefühlswelt anderer, da dieser Weg natürlicherweise oft verschlossen ist. Die Nichteinfühlung führt ja häufig zu völlig falschen Schlussfolgerungen des Intellekts. Der Fehler des Sanitäters liegt an der Stelle, wo er die notwendigen Informationen zum Helfen hat und jetzt sinnloserweise und schädlich dem Gefühl Raum gibt. Die gegenteilige Störung liegt in der Psychopathie, wo Menschen vor offernsichtlichem Leid ihre Augen, ihr Herz und eben auch ihren Verstand verschließen und dann zu völlig falschen Schlussfolgerungen gelangen. Sowohl Schopenhauer als auch Nietzsche haben beide nur einen sehr schmalen Zugang zu ihrem Gefühlsleben und zu dem anderer, und darum fallen beide mitunter in merkwürdig extreme Handlungsweisen.

Der klassische intellektuelle, nennen wir ihn "Hochatheismus", hat nichts mit Nihilismus zu tun. Menschen seit der Antike haben festgestellt, dass die Religionen ihre Hauptaufgaben, nämlich eine Basis zu legen für Grundethik, Demut, Realitätssinn, Verantwortung und Bildung, nur sehr unzureichend erfüllen - und dass das damit zusammenhängt, dass man einem Gott Eigenschaften zusprechen muss, mit denen man sich in Widersprüche verrennt. Der Islam hat es dann ohne Eigenschaften versucht und hat sich damit zunächst die Basis für eine friedliche Zivilgesellschaft verbaut und sich in andere Widersprüche verwickelt.

Atheisten haben danach versucht, durch geeignete Setzungen, eine Ethik zu entwickeln, nach der die Menschen leben können. Gott spielte darin dann keine Rolle, weil er dazu nichts beitragen konnte, bzw. sich sein Beitrag in den Religionen offenbar erschöpft hatte.

Daneben gibt es, das gebe ich zu, einen Niederatheismus aus Gleichgültigkeit, Desinteresse, Vorurteilen oder Kapitalismus, welcher Gott ablehnt, weil er Arbeit macht, aber so etwas ist ja keine Mühe wert.

Nitzsche hat versucht einen Hochnihilismus zu schaffen, indem er die Thesen, die er am Anfang seines Buches aufstellt und als gesichert hinstellt, am Ende zerbröseln lässt. Dieses intellektuelle Spiel erreicht aber genau das Gegenteil vom Atheismus. Es führt die Setzungen als sinnlos vor und zerstört damit die Basis für ein funktionierendes Miteinander. Doch Nitzsche widerlegt den Atheismus nicht, da die Atheisten nie behauptet haben, dass sie auf etwas anderes aufbauen als auf der Setzung, dass ein sinnvolles, begründetes, glückliches, soziales Leben besser ist als ein sinnloses, weggeworfenes Leben. Darum sind Hochatheismus und Nihilismus das genaue Gegenteil zueinander. Der Nihilismus ist Lüge, da er am Ende genau das Gegenteil von dem erzeugt, was er will. Er hat also gar nicht verstanden, warum der Atheismus Prämissen setzt. Atheismus setzt Menschenwürde und erreicht am ende ein klein wenig davon. Nihilismus setzt Ablehnung und erreicht dann am Ende Ablehnung und fühlt sich dadurch bestätigt. Prämissen sind aber nur dadurch zu widerlegen, dass sie sich nicht durchhalten lassen. Hingegen ist es sinnlos, einfach die Gegenpämisse aufzustellen und vorzuführen, dass sie ins Elend führt. Verwahrlosung und geistige Umnachtung sind ebenfalls setzbar. Atheisten haben nie das Gegenteil behauptet.

Jedoch können wir nur durch das, was wir wollen, nur durch das Setzen von Menschenrechten, Sozialisation und Gerechtigkeit diese positiven Ergebnisse erzielen. Aus Hass, Gleichgültigkeit und Diebstahl werden wir nie eine funktionierende Welt erzeugen können. In allen Anteil- und Modellwelten setzen wir hingegen Gerechtigkeit, zB. im Kindergarten und im Sport, warum nicht in der Zentralwelt?

Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort! Hier fiel mir der Passus von Nietzsche und Mitleid auf. Hierzu einige Ausführungen aus meiner Sicht:

Eine Religion des Mitleids – und als solche wurde das Christentum von Nietzsche scharf verurteilt. Das Mitleid ist desolat, es zieht hinab, es verdoppelt das Leid in der Welt. Auch wenn die Sprache keinen Unterschied macht zwischen Mitleid und Mitgefühl, so sehe ich dies jedoch anders in der Wertigkeit. Wie kann ich „mitleiden“, erlebe ich doch beispielsweise die Schmerzen eines anderen nicht selbst in ihrer Intensität. Wenn ich aber „mitfühlend“ bin, dann weiß ich darum, dass es einen solchen Schmerz gibt und kann aufgrund intellektuell/emotionalen Erinnerns an Eigenerleben oder Einfühlen in den Schmerz des anderen liebevolles Verständnis für diesen aufbringen. „Geteiltes Leid ist halbes Leid?“ Schön für den Leidenden, aber kräftezehrend für den – angeblich – Mitleidenden.

Nietzsche sagte über das Mitleid:
<<Nichts ist ungesunder inmitten unserer ungesunden Modernität als das christliche Mitleid. Hier Arzt sein, hier das Messer führen, hier unerbittlich sein, das gehört zu uns, das ist unsere Art Menschenliebe, damit sind wir Philosophen, wir Hyperboräer…<<

Nun ist Nietzsche das „Mitleid/Mitgefühl“ sicherlich nicht fremd und er beschränkte diese Ablehnung lediglich auf das systematisierte Mitleid einer Kirche oder Religion. Man denke daran, als kurz vor seinem endgültigen Versinken in den Wahnsinn er sich auf der Straße über ein zusammengebrochenes Pferd warf und bitterlich weinte. Nietzsches „Übermenschen“ mag Mitleid/Mitgefühl sicherlich gänzlich abhandenkommen. Noch gehört sie zur Conditio Humana. Rochefoucauld riet, zwar Mitleid zu bezeugen, jedoch das destruktive Gefühl nicht an sich herankommen zu lassen. Denn es würde durchaus ausreichend für den „Leidenden“ sein, so er merken würde, dass er nicht alleine ist.

Der um Mitleid Ersuchende(Wollende) besitzt Macht, anderen „weh“ zu tun. Das schreiende Kind, das hingefallen ist, bemerkt die Aufmerksamkeit, die es durch sein „Leid“ erhält. Somit wird „Leid“ auch zu einem Erpressungsfaktor. Und die Rechtfertigung liegt im Leid selbst.
Ist es aber möglich, Leid anderer nicht zu nah an sich herankommen zu lassen und lediglich verbale Beteuerungen des Mitleidens abzugeben? Absorbiert man so Gefühle? „Es tut mir Leid“. Ist es nicht auch eine Frage des Menschseins, der tief in einem selbst verwurzelten Urwerte – nicht religiös indoktriniert. Gerade in der heutigen Zeit geht so viel verloren.

Nietzsche irrte wohl, wenn er sagt, dass alle Philosophen sich über die Schädlichkeit des Mitleids einig seien. Meiner Meinung nach hat Spinoza hier anders gedacht.
Und ist es wirklich so, dass lt. Nietzsche bei Mitleid eine Verdoppelung des Leids eintritt und keine Reduzierung? Leid wird in der Welt niemals ausgeschlossen werden können. Nietzsche stand sich wohl selbst immer wieder im Wege. „Ecce homo“ zeugt davon.
 
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Ihre Filibuster in allen Ehren.
Sie bezogen sich einwandfrei auf meine Frage, denn Sie zitierten mich und nicht Söldner: Ist Nihilismus Anarchie. Nachlesbar. Denn Sie antworteten darauf, um es noch einmal hier einzubringen:
<<Wüsste nicht, was Nihilismus auch nur im Entferntesten mit Anarchie zu tun haben soll. <<

Tun Sie sich so schwer daran, einen Fehler/Irrtum zuzugeben?
Ich tue mir schwer daran, einen Fehler zuzugeben, der a) keiner war und b) nicht der Rede wert wäre, wenn er ein Fehler gewesen wäre. Du hast eine These in den Raum geworfen, ich habe dich darauf hingewiesen, dass es für diese These bis jetzt keine Begründung gibt (offensichtlich in der Hoffnung, dass du oder jemand anderes mir eine solche liefern würde). Söldner hat diese Begründung nachgeliefert, auf diese Begründung habe ich ausführlicher geantwortet. Was hätte ich sonst machen sollen? Mich nach Söldners Begründung persönlich bei dir dafür entschuldigen sollen, dass ich nicht selbst darauf gekommen bin? Das kannst du vergessen.
 
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Ich tue mir schwer daran, einen Fehler zuzugeben, der a) keiner war und b) nicht der Rede wert wäre, wenn er ein Fehler gewesen wäre. Du hast eine These in den Raum geworfen, ich habe dich darauf hingewiesen, dass es für diese These bis jetzt keine Begründung gibt (offensichtlich in der Hoffnung, dass du oder jemand anderes mir eine solche liefern würde). Söldner hat diese Begründung nachgeliefert, auf diese Begründung habe ich ausführlicher geantwortet. Was hätte ich sonst machen sollen? Mich nach Söldners Begründung persönlich bei dir dafür entschuldigen sollen, dass ich nicht selbst darauf gekommen bin? Das kannst du vergessen.


Das wird ja immer kurioser. ;-))) Holen Sie doch am besten noch den "Pfeilschnellen" hinzu, dann können Sie sich gegenseitig zustimmen. lol
 
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Das wird ja immer kurioser. ;-))) Holen Sie doch am besten noch den "Pfeilschnellen" hinzu, dann können Sie sich gegenseitig zustimmen. lol
Müssen Pfeil und ich etwa Blutsbrüder sein, um eine Abneigung gegen durchgeknallte Feministinnen und politisch überkorrekte Rechtsanwälte, die versuchen, Laien einzuschüchtern, zu teilen?
 
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Da liegst du falsch. Erstens lehnen Anarchisten zwar den Staat ab, aber nicht die Gesellschaft per se. Zweitens kann eine objektive Seins-, Erkenntnis- und Wertordnung auch unabhängig von der Gesellschaft existieren, genau genommen könnte sogar gar nicht von irgendeiner objektiven Ordnung gesprochen werden, wenn diese abhängig von der Gesellschaft wäre. Ob die Gesellschaft eine bestimmte Ordnung postuliert ist allenfalls ein Erkenntnis-, nicht aber ein Seinsproblem, vorausgesetzt, man folgt keiner subjektivistischen oder relativistischen Denkrichtung.
Deswegen sug ich ja auch "von der Tendenz" her, falls du mir folgen kannst. :)

Natürlich gibt es da theoretische und graduelle Unterschiede. Rein theoretisch könnte man vielleicht eine Gesellschaft ohne einen Staat bilden oder eine objektive Ordnung postulieren - aber praktisch kommt so etwas nicht vor.

Die Anarchie ist schließlich eine Wertordnung, mit der Herrschaftsfreiheit als Wert, wogegen der Nihilismus jeden Wert verneint. Aber eine Verwandtschaft sehe ich da schon.
 
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Schopenhauer war mit seiner Meinung über das Mitleid weiter von der Realität weg als je zuvor. Der Sinn des Mitleids ist ja nicht das Leiden. Wenn ein Sanitäter statt zu helfen, Mitleid versprüht, dann ist er unfähig. Mitleid, besser Einfühlung ist ein Erkenntnisweg, der dem Intellekt Zugang verschafft zu seiner Gefühlswelt und zur Gefühlswelt anderer, da dieser Weg natürlicherweise oft verschlossen ist. Die Nichteinfühlung führt ja häufig zu völlig falschen Schlussfolgerungen des Intellekts. Der Fehler des Sanitäters liegt an der Stelle, wo er die notwendigen Informationen zum Helfen hat und jetzt sinnloserweise und schädlich dem Gefühl Raum gibt. Die gegenteilige Störung liegt in der Psychopathie, wo Menschen vor offernsichtlichem Leid ihre Augen, ihr Herz und eben auch ihren Verstand verschließen und dann zu völlig falschen Schlussfolgerungen gelangen. Sowohl Schopenhauer als auch Nietzsche haben beide nur einen sehr schmalen Zugang zu ihrem Gefühlsleben und zu dem anderer, und darum fallen beide mitunter in merkwürdig extreme Handlungsweisen.
Hier wirfst du zwei Dinge durcheinander, oder setzt sie vielmehr gleich, die nicht gleich sind. Den "evolutionären Zweck" und den "philosphischen Sinn". Wenn der Sanitäter kein Mitleid empfinden würde, wäre er gar kein Sanitäter geworden, das ist der evolutionäre Nutzen des Mitleids, das natürlich in manchen Situation auch hinderlich sein kann. Genauso wie es auch sinnlosen Schmerz geben kann. Der philosophische Nutzen dagegen richtet sich nach dem philosophischen System dem ich anhänge.
Schopenhauer war soweit mir erinnerlich ein sehr weichherziger Mensch.
 

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