Leider stimmt das was du über "den Verbraucher" sagst, längst nicht für alle. Ich geh auch manchmal in einen kleinen Supermarkt, um den Kühlschrank etwas nachzufüllen oder mein Bierchen zu holen. Was glaubst du, was man da manchmal für supervolle Einkaufswagen sieht. Bei solchen Leuten scheint jedes Mindesmaß an Intelligenz zu fehlen.
Sie sind zumindest nicht unmündig, daher muss man sie nicht vor sich selbst schützen und kann ihnen stattdessen die Bürde auferlegen, sich selbst darüber zu erkundigen, was in einer Tiefkühl-Pizza drinsteckt, bevor sie sich damit für's Wochenende eindecken.
Was Kinder betrifft, die eine der großen Zielgruppen der Werbung sind, zumindest für Süßigkeiten und Knabberzeug.
Man hat einen Versuch gemacht mit 2 Gruppen gleichaltriger Kinder und die vor einen Fernseher gesetzt. Dazu dann vor jede Gruppe eine großen Vorrat an Süßigkeiten und Knabberzeug.
Der einen Gruppe hat man Werbung eingeblendet, die genau den Dingen vor ihrer Nase entsprach, der anderen die Sendungen ohne Werbung.
Was glaubst du, was passierte?
Richtig! Die Gruppe, die Werbung bekam, knabberte eindeutig mehr aus dem Vorrat vor ihrer Nase als die andere.
Und genau das wird mit solcher Werbung bezweckt.
Klar. Wäre auch etwas irrational, Werbung auszustrahlen, von der man weiß, dass sie keinerlei Wirkung hat.
Ist ein Problem, wenn es um Kinder oder Geisteskranke geht (wobei letztere wesentlich seltener Adressaten von Werbung sind),
aber auch dies rechtfertigt meiner Meinung nach kein Werbeverbot.
Also ich zweifle begründet stark daran, dass die Masse der Verbraucher nicht genügend Intelligenz und den Willen dazu auch noch hat, sich der Werbung zu verschließen. Ein Teil wird das können und auch tun, die tumbe Masse der Verbraucher allerdings eher nicht.
Basiert alles auf der Entscheidung der Individuen, die dieser tumben Masse angehören. Wüsste nicht, wieso ich sie vor dieser Entscheidung schützen sollte.
Und die Probleme der gepl. Obsoleszenz "ließe sich ziemlich unproblematisch subsumieren", das ist leider nur Theorie.
Diese Probleme fingen in der Zeit der großen Depression in den USA an, als man zunächst Glühbirnen bewusst so konstruierte, dass sie nach etwa einem Jahr kaputt gingen.
Diese Methode hat sich inzwischen auf sehr viele Produkt-Bereiche ausgeweitet. Die Hersteller überlegen bei jedem Produkt, wie sie es herstellen müssen, dass es recht bald (möglichst nach Ablauf der Garantie oder Gewährleistung) unbrauchbar wird.
Und deine Aussage, dass das ein "Abweichen der Ist- von der Soll-Beschaffenheit" wäre, ist sehr löchrig. Bei manchen Produkten scheint das ja noch klappen, aber die Palette der Kaputt-Dinge wird immer breiter. Es reicht, dass ein Gerät nur bis zum Ablauf der Gewährleistung hält. Außerdem spekuliert man damit, dass die Leute i.d.R. die Belege aufheben, um eine Reklamation anzumelden. Es gibt aber zum Glück noch lobenswerte Ausnahmen.
Das wäre alles kein so großes Problem wenn die Verjährungsfristen in Deutschland etwas größzügiger bemessen wären. Nach zwei Jahren verjähren kaufrechtliche Ansprüche schon. Wären es fünf Jahre würden es sich die Unternehmen vielleicht zweimal überlegen, bevor sie ihre Produkte nach drei Jahren kaputt gehen lassen.
Wie dem auch sei: Der Missstand besteht beim Beispiel der geplanten Obsoleszenz doch darin, dass die Werbung irreführend ist, nicht darin, dass überhaupt geworben wird. Wenn nur erstere ein Problem ist sollte man auch nur erstere sanktionieren, anstatt einen rechtlichen Bombenteppich zu legen. Mir ist ernsthaft nicht ersichtlich, inwiefern die geplante Obsoleszenz nicht schon genügend sanktioniert sein sollte. Ich schätze, dass dieses Problem einfach nicht bekannt genug ist, und gegen dieses Problem sollte man am besten Öffentlichkeitsarbeit leisten.
Noch besteht offenbar kein Regelungsbedarf, aber diese Zeit wird kommen, da kannst du dich darauf verlassen.
Regelungsbedarf besteht nur, wenn die Regelung dem Status Quo vorzuziehen ist, und das bezweifle ich stark, schon wegen des von mir angesprochenen Missbrauchspotentials.
Ganz abgesehn davon, dass die Werbung auf die allermeisten Leute nur auf eine Art wirkt:
Sie nervt unendlich! Zumindest im TV. Und im Radio. Und das allein sollte schon genügend Grund sein für eine Regelung.
Klar nervt sie, aber ein Verbot kann doch kaum darauf gestützt werden, dass man genervt ist. Gibt eine Menge Dinge, die mich nerven, aber unsere gesamte Gesellschaftsordnung würde zusammenbrechen, wenn die allte verboten wären.
Ohne Werbung und Anpreisung würden neue und neuartige Produkte keinen Zugang zum Konsumenten erhalten. In der Regel wird gekauft, was man bereits kennt (warum aber kennt jeder Persil?).
Vor einigen Tagen hörte ich von einem Adapter, mittels dessen sich digitale Musikdateien auf einer konventionellen Stereoanlage abspielen lassen. Das Teil kostet ab 15 Euro; ich wäre niemals auf die Idee gekommen, dass es so etwas überhaupt gibt.
Werbung ist durchaus Information (wenn auch nicht immer lediglich als Information vermarktet), schließlich kann man nicht sämtliche Fachzeitschriften dauerhaft kaufen oder abonnieren.
Gutes Beispiel. Man könnte fast meinen, Werbung würde auch Vorteile bieten und wäre nicht der personifizierte Teufel.