Hört man auf die öffentlichen Diskussionen in Europa, in Deutschland und auch in diesem Forum, so vermittelt sich mir der Eindruck, das der nationale Egoismus bzw. Separatismus in vielen Staaten zum dominierenden innenpolitischen Entwicklungsmoment der Gegenwart geworden ist. Von Erscheinungen wie Xenophobie und religiöser Intoleranz ganz abgesehen.
Stimmt diese Beobachtung? Und wenn ja, in welchem Kontext steht sie zur Globalisierung politischer und ökonomischer Beziehungen?
Überbewerte ich diese Erscheinungen, weil sie in Europa und meiner Heimat besonders augenfällig sind? Müss sich eine moderne, tolerante und aufgeklärte Gesellschaft wie die unsrige dem nicht verweigern?
Nationalismus (und Faschismus, Fremdenfeindlichkeit, politische rechte Ausgrenzungsthesen, etc.) nähren sich von der Angst. Angst vor einer Verschlechterung der Lebensumstände, aber auch Angst, die durch schnelle Veränderungen innerhalb einer Gesellschaft hervorgerufen wird. Das Zusammenrücken mit anderen, bei Bedrohung (ob real oder fiktiv) die man zur selben Kategorie zugehörig vermutet als man selbst, ist scheinbar eine Art Reflex, den wir immer noch aus der Vorzeit mit uns herumschleppen.
Natürlich ist Nationalismus und verwandtes Zeug, heute nur noch kontraproduktiv, denn es lähmt den Verstand, behindert das Entstehen freundschaftlicher Beziehungen und blockiert die notwendige Zusammenarbeit, auf die heute fast alle Länder der Welt angewiesen sind. Zudem ist Zwietracht zwischen Ländern und Ethnien sehr gefährlich, und kann im schlimmsten Fall zu Hass und gewaltsamen Konflikten führen.
Der einzige Weg, der eine Gesellschaft davor bewahrt, angesichts einer Bedrohung nach Rechts abzugleiten, ist eine umfassende Aufklärung/Bildung im Vorfeld. Das, finde ich, klappt in D ganz gut. Obwohl wir auch hier rechte Tendenzen haben (Neonazismus, Islamophobie, NSU, Pro-NRW, AfD). Doch sind diese Erscheinungen, im Vergleich zu anderen europäischen Ländern (Österreich, Ungarn, Frankreich), fast schon marginal zu nennen, aber keinesfalls zu verharmlosen.
Okay, langer Rede kurzer Sinn: der Kampf gegen Rechts, an allen Fronten, mit aufklärerischen Mitteln, aber auch mit der Härte des Gesetzes, muss weiter bestehen bleiben, oder gar intensiviert werden. Dann können wir es, auch trotz Krisen, schaffen, dass unsere Gesellschaft nicht wieder in ein ähnliches Loch fällt, wie es bereits 1933 schon einmal geschehen ist.