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Streik? Gregor Gysi antwortet
Ich habe Gregor Gysi gefragt, warum er nicht zum politischen Streik aufruft. Nach wenigen Tagen erhielt ich seine Antwort. Was meint Ihr? Redet er sich heraus?
Gregor Gysi antwortet (5.Oktober 2014, via Facebook):
Meine Antwort:
Ich habe Gregor Gysi gefragt, warum er nicht zum politischen Streik aufruft. Nach wenigen Tagen erhielt ich seine Antwort. Was meint Ihr? Redet er sich heraus?
Lieber Herr Gysi,
warum rufen Sie nicht zum politischen Streik auf? Warum streiken Sie nicht selbst ein paar Tage, was haben Sie zu verlieren? Ist die Lage nicht ernst genug- nehmen wir nur einmal das Thema „möglicher Krieg gegen Russland“? Warum klopfen Sie stets an die Tür derer, die das Elend verursachen, welches Sie seit Jahrzehnten bekämpfen? Mit allem Respekt vor Ihrer Arbeit grüßt Sie ...
Gregor Gysi antwortet (5.Oktober 2014, via Facebook):
1. Weil es in der Bundesrepublik Deutschland kein Recht auf einen politischen Streik gibt, ja dieser sogar ausdrücklich ausgeschlossen ist. 2. Wem würde es den schaden, wenn ich 3, 3 oder auch 10 Tage nicht reden würde, keine Interviews geben würde, keinen Leuten in meinen Sprechstunden helfen würde? 3. Seien Sie ehrlich: Glauben Sie wirklich, dass sich in Deutschland wirklich flächendeckend hunderttausende von Menschen gegen die gegenwärtige Politik auf die Straße begeben würden? Die gegenwärtigen Stimmungen, die Wahlergebnisse sagen leider das Gegenteil.
Meine Antwort:
Lieber Herr Gysi,
1. Das Recht auf einen politischen Streik, schließt es die Gerechtigkeit eines solchen Streiks aus? Wer MACHT Gesetze? Müssen wir uns nach alter Tradition eine Bahnsteigkarte kaufen, um zur Demonstration zu fahren?Streikrecht ist keine juristische Frage. Streikrecht ist eine Frage der Praxis. Wenn wir streiken, dann ist es nicht nur gerecht. Es ist auch legal. Es ist gesetzmäßig. Nach dem natürlichen Gesetz der Selbstverteidigung und nach den Normen der Europäischen Sozialcharta und der Europäischen Menschenrechtskonvention. Ist das juristisch korrekt?
2. Sie fragen, wem es schaden würde, wenn Sie streiken. „cui bono“ (wem nützt es?) drehen Sie einfach um. Fragen Sie sich nicht, wie viele Menschen es zum Nachdenken bringen würde, darüber etwa, was sie mit ihrer Erwerbsarbeit bewirken? Heute auf Mahnwachen gehen- morgen brav arbeiten. Heute gegen den Kapitalismus demonstrieren, morgen dem Kapital dienen?
3. Werden Sie erst dann aktiv, wenn es wahrscheinlich ist, dass „ flächendeckend hunderttausende von Menschen“ streiken, nur deshalb, weil Sie, Herr Gysi, streiken? Warten Sie immer erst, was die Masse macht, um dann mit Macht vor die Masse zu treten und zu sagen: „Folgt mir“`?
Geht es Ihnen also eher um die Macht als um Inhalte?
Lieber Herr Gysi, es geht hier nicht mehr länger um links und rechts- oder um arm und reich. Es geht jetzt um einen möglichen Krieg in Europa, der ein globaler Brand werden kann. Petitionen und „kleine Anfragen“, Beschwerden und Klagen gegen ein Unrechtsregime, das weit ungerechter als die DDR ist- sollen sie das letzte Zeugnis der Linken sein, nach der immer wahrscheinlicher werdenden Katastrophe? Es geht um die Wurzeln der Menschheit. Die „Radix“- das heißt nicht nur etwas im Sinne von Radieschen: „außen rot, innen weiß“, das heißt „radikal“- an die Wurzel des Übels gehend.
Wenn sich Menschen radikal bedroht fühlen- und es wahrscheinlich auch sind- was liegt näher, als radikal zu handeln? Möchten Sie der Zahnarzt sein, der den faulen Zahn äußerlich verschönert, während die Zahnwurzel dem Patienten unendliche Schmerzen bereitet und er darum bettelt, radikal behandelt zu werden?
Noch einmal: warum rufen Sie nicht zum politischen Streik auf? Warum streiken Sie selbst nicht? Sagen Sie am Ende, wenn die Titanic bereits sinkt: „Die allgemeine Stimmung war zu gut, um die Leute aufzurufen zum Bau von Rettungsbooten“? Sie sind einer der Offiziere an Bord dieser Titanic. Sie brauchen nicht- wie einst Stauffenberg- eine Bombe legen. Sie brauchen nur- statt der Macht eine Gegenmacht zu präsentieren- nichts tun. Streiken. Ohnmächtig sein, mit aller List. Können Sie das, wollen Sie das? Was haben Sie zu verlieren, wenn Sie Viele retten können?
Weiterhin mit großem Respekt grüßt Sie ...