Russlands Weg aus der UdSSR. Von Jelzin bis Putin.
Ich möchte diesen neuen Thread Russland betreffend eröffnen. Warum? Im Zuge diverser Themendiskussionen in denen Russland indirekt oder direkt eine Rolle spielt, werden über dieses Land Meinungen gepostet und diskutiert. Aber beim Lesen habe ich oft den Eindruck, dass Russland mehr oder weniger so etwas geheimnisvolles, im Nebel liegendes etwas bzw. ein diffuses Subjekt ist. Des weiteren, ich gebe es zu, ist dieses Land, für das ich in meinen Kindes- und Jugenjahren, damals noch Sowjetunion, viel Interesse entgegenbrachte, das selbige in den vergangenen zwei Jahrzehnten erloschen. Deshalb kann ich mich selbst hinsichtlich der Entwicklungen der zwei letzten Jahrzehnte nur begrenzt zum vom mir selbst eröffnenden Thema äussern.
Dagegen ist meine Neugier geweckt und ich halte es ausserdem für dringend notwendig Russland abseits unserer Medien zu betrachten und vor allem kennenzulernen. Denn sonst überlassen wir die Deutungshoheit allein den hiesigen Medien. Aus diesem Grund mache ich mal konkret auf die Suche nach Blogs von Leuten die entweder in Russland leben und/oder Deutsche, die zeitweise dort lebten. Im Folgenden werde ich hier von Zeit zu Zeit solche Blogs und Artikel daraus vorstellen und zur Diskussion freigeben. Des weiteren fände ich es spannend, wenn ich das Interesse von Forumteilnehmern wecken könnte die selbst einen russischen Hintergrund haben oder aus eigenem Erleben Russland kennen.
Hier mein erster Blog und Artikel daraus vorgestellt: "
Farafonow.com – Der informative Russland-Blog" und der Artikel: "
Ist ein “Russland ohne Putin” wirklich “besser”?
Hallo Heikom. Ich hab die Links nicht gelesen, versuche trotzdem aus meiner Sicht zu antworten, wie ich es sehe.
Was ist denn passiert, seit Gorbi „die Tür für alle UdSSR-Länder in die Unabhängigkeit öffnete“?
Aus dem Westen kamen „Investoren“, die das schnelle Geld und Einfluss erhofften. Kohl's Freund hieß Jelzin, der Verkehr von DE nach Russland stieg stetig an, viele Firmen aus dem Westen – Banken, Einzelhandel etc. strömten in Scharen nach Russland und errichteten Dependancen. Selbst im GUM (vergleichbar mit dem KaDeWe in Berlin) fand man nur noch „Westwaren“.
Natürlich kamen auch im Umkehrschluss viele Russen in den Westen und kauften, was das Zeug hielt. Einige Länder (Spanien) stoppten den Immobilienkauf an der Mittelmeerküste, um eine „Moskauküste“ zu verhindern, Boutiquen machten Geschäfte wie nie zuvor. Natürlich kamen auch Subjekte wie AutoSchmuggler/-Diebe, Prostituierte, Schwarzarbeiter etc. in unser Land.
In Russland – hauptsächlich in den Provinzen - bildeten sich mafiöse Strukturen, die mit Schutzgeld, illegalem Autohandel, etc. schnelles Geld machten.
Der Rubel war so niedrig konvertiert, dass man in den Provinzen in Gaststätten für 1,- DM ein komplettes Menü (Flasche Champagner (Krimskoje) Vorspeise, Hauptgang mit Schnitzel, Dessert) bekam, selbst in Moskaus Zentrum kostete dies „nur“ 10,- DM.
Der Sprung von der Planwirtschaft in die freie Marktwirtschaft kann man nicht als gelungen bezeichnen – es gibt da immer wieder Schlauere, die dabei richtig verdienen, wären andere „hinterherhumpeln“.
Bestes Beispiel die Aktie „MM“. Man versprach 400 % Zinsen p. a.. Kein Kunststück bei einer Inflation von 1000 %.
Nachdem die politische Lage und Wirtschaft zusammen zu brechen drohte, gab es bedenkliche Aufruhrerscheinungen im Land. Ich erinnere mich an eine Aktion vor dem GUM. Da standen Hunderte von anständigen und normalen Bürger vor dem GUM und beschimpften die „Kunden“ (Junge Männer im Designeranzug mit Schickimickifrauen) die aus dem GUM kamen als Ausbeuter und riefen,“ ihr macht unser Land kaputt“, „ihr klaut unser Geld“. Da dachte ich schon, wenn nicht bald was passiert, knallte es bald ordentlich. Inzwischen hatten Oligarchen und Neureiche das wirtschaftliche Heft in der Hand. Ich hatte den Eindruck, dass in Russland körperliche und finanzielle Kraft regierte.
Mit Putin wurde diese Sturm- und Drangzeit der Mafiosi, Neureichen und Oligarchen zurückgeschraubt, was nicht heißen soll, es gibt sie nicht mehr – die gibt es immer noch und überall auf der Welt.
Meine Meinung ist, Putin war das Beste, was Russland passieren konnte – diese Meinung beschränkt sich auf die Innenpolitik. Unsere Merkel hofierte Putin auch, als er Präsident wurde. Aber eins war klar, Putin würde es nicht zulassen – wie Jelzin -, dass Russland verkauft/verschenkt wird. So hat er beispielsweise Einfuhrzölle erlassen, wenn der Einführer (z. B. Mercedes, BMW, VW) Produktionsstätten in Russland errichtet. Siehe BMW in Kaliningrad, VW an der Grenznähe zu China.
Eines muss man Putin lassen: Nicht nur dass er Deutsch spricht, - stammt aus seiner KGB-Zeit in Leipzig, war er immer ein freundlicher und umgänglicher Mensch, solange die Gegenseite auch nett und freundlich war.
Dass Russland nicht so liberal wie der Westen ist, kann man nicht auf die Schnelle erzwingen. Bewegungen, wie“ Pussy Riot“ beweisen uns jedoch, dass sich da was entwickelt. Aufklärung und Zeit ist da wertvoller als politische Schelte, Fingerzeig und fremdfinanzierte Provokationen.