Mein Problem ist, dass ich zu viel labere. Lies es wenigstens
Ich vermute, du gehst davon aus, dass Ich ein planwirtschaftliches Ideal besitze, aber so ist es nicht. Ich denke nicht in schwarz und weiß, aber würde durchaus eine gerechtere Regulierung der freien Wirtschaft fordern.
Naja, der Neoliberalismus strebt eine Regulierung der Wirtschaft an. Wenn du von "gerechter Regulierung" redest, vermute ich, dass du das Ideal vertrittst, die Menschen gleicher zu machen. Auch wenn du es ok findest, dass manche Männer eine nach der anderen abschleppen und andere Männer keine einzige, wirst du es als inakzeptabel sehen, wenn einer viiiel mehr verdient als der andere. Hab ich recht? Für mich machen solche Unterschiede das Leben erst aus.
1. Reicher im Sinne von mehr Ersparnissen?
2. Mögen zwar ganz interessant für die Grundidee sein, sogar richtig, aber ist es doch nunmal so, das Menschen nicht gleichermaßen vom Tausch profitieren, häufig gewinnt nur ein Tauschpartner, während der andere verliert.
3. Frederic Beigbeder hat in seinem Buch '39,90' eine ganz nette Passage, in der er seine Tätigkeit als Werbefachmann umschreibt. Er erklärt, wie die großen Firmen zu Ihnen (den Werbeexperten) kommen und ein Produkt vermarktet haben möchten. Beigbeder (ehemals in der Branche tätig) sagt, sinngemäß: "Wir machen Scheiße zu Gold. Wir impfen den Menschen ein Dinge zu wollen und so konsumieren, die sie nicht brauchen." Ein Franchise-Kette wie McDonalds bereichert im übrigen wohl kaum die Welt in gleichen Teilen wie es sie negativ beeinflusst.
4. Die 'Superreichen', wie du sie nennst, sollten nicht wie betrachtet werden. Sorry, aber dem Satz kann Ich grade nichts abgewinnen.
1. Reicher. Man verdient pro Stunde mehr und kann dann entweder mehr kaufen oder weniger arbeiten. Bessere Arbeitsbedingungen etc. gehören da natürlich auch dazu, sind sie eh nur eine andere Kompensation für Arbeit als Lohn bzw. ein Teil des Lohns.
2. Wenn du von einem Tausch verlierst, warum gehst du ihn dann ein? Aber es stimmt. Korrekterweise müsste es heißen: Beide Seiten glauben, vom Tausch zu profitieren. Wenn ich ein Lottoticket kaufe und nie gewinne, profitiere ich nicht wirklich. Aber das ist ja von vorn herein bekannt. Ansonsten geht niemand einen Vertrag ein, wenn er glaubt, ohne diesen besser da zu stehen (= er wird durch den Vertrag schlechter gestellt).
3. Wenn du mich überredest, dass ich Scheiße brauche und ich die kaufe und glücklich bin, wo ist das Problem? Das Ziel ist doch, dass die Menschen glücklich und zufrieden sind und nicht irgendwie nach vermeintlich objektiven Standards das kaufen, was sie "brauchen". Die Werbung gehört einfach dazu. Schau dir Apple oder Starbucks an. Es geht doch da in erster Linie um ein Lebensgefühl, wenn man ein I-Phone kauft. Der Apple-Produkt-Käufer muss zufrieden sein. Nicht du, nicht ich, oder irgendein Verbraucherexperte oder sonst was. Der, der es kauft. Auf den kommt es an.
4. Die Erklärung kommt weiter unten. Es geht darum, wer zB. Google kontrollieren sollte. Und sollten das Politiker im Namen des Volkes sein, die sonst welche Interessen vertreten und kaum Ahnung haben? Sollte das Volk direkt abstimmen, wobei die ebenfalls keine Ahnung haben. Oder sollten das die Gründer machen, die bereits bewiesen haben, dass sie gut damit umgehen können?
Die Marktpreise und -löhne auf einem idealen, durchsichtigem Markt, aber die Märkte sind nicht vollkommen. Hieraus ergeben sich Missstände, denen man Herr werden muss.
Ja, ein Markt ist nicht perfekt. Aber er aggregiert asymmetrisch verteilte Informationen am besten. Beispiel: Wenn eine Kupfermine unerwartet keinen Kupfer mehr liefern kann, muss dann der Minenchef überall in der Welt herumtelefonieren und verbreiten. Dann würde man sich an einem Tisch setzen und darüber debattieren, wer weniger Kupfer verwenden sollte. Oder ob es weniger Produkte gibt. Und nach 10 Jahren hätte man eine Lösung und alle wären unzufrieden, den Kürzeren gezogen zu haben. Über Marktpreise wird Kupfer teuer. Die, die Kupfer verwenden, müssen den Preis des Produkts entweder erhöhen oder ein Substitut verwenden - falls möglich. Und der Konsument reagiert auch entsprechend. Kauft er es bei höherem Preis noch, ist es ihm das wert? Oder sagt er jetzt, dass bei dem höheren Preis doch lieber andere Produkte mehr Sinn machen. So bleibt mehr Kupfer für wichtigere, andere Produkte.
-> Es ist einfach völlig unmöglich so komplexe Systeme effizienter zu lösen. Die Rechenleistung würde dazu auch nie im Leben reichen, selbst wenn alle Infos in Real Time verfügbar wären.
Ach, und wenn ein Lohn nur bei 5€/h liegt, hat das auch seine Funktion. Es heißt: "Arbeite was anderes. Arbeite wo anders. Hier verdienst du sehr wenig!". Das ist va. auch ein Signal an Schüler.
Ich hätte gerne die Quelle, aus der du dieses Wissen ziehst. Und das der Hunger zurückgeht halte Ich für ausgemachten Schwachsinn. Es sind noch immer täglich um die 24 000 Menschen (x365 = 8 760 000). Das Allokationsproblem ist bei weitem nicht hinreichend gelöst. Noch immer herrscht eine gigantische Unverhältnismäßigkeit.
Vielleicht hast Du oder haben Andere hierfür einen angemessenen Vorschlag.
Du kennst das Sprichwort: Schenk ihm einen Fisch und er hat einen Tag zu essen. Lern ihm fischen und er hat ein Leben lang zu essen. Letzteres findet statt, dauert aber natürlich. Das Hauptproblem bei den armen Ländern ist, dass sie eine zu regulierte Wirtschaft haben. Krieg, politische Instabilität etc. kommen hinzu. Aber die Länder bessern sich. Wenn du 1$ am Tag verdienst und jährlich mit 5% wächst, dauert das eben ein wenig, um auf 2$ zu kommen oder auf 10$.
Quellen: Welthungerindex, ziemlich eindeutig. Ich glaub vor 50 Jahren hungerten noch 50% der Menschen - bei deutlicher geringerer Weltbevölkerung. Heute sind es wohl noch etwa 15%.
http://de.wikipedia.org/wiki/Welthu...Indizes_in_Staaten_mit_Hunger.2C_Bericht_2013
Beispiel Indien: Nach der Kolonialzeit war die Wirtschaft relativ stark reguliert. "The combination of protectionist, import-substitution, and Fabian social democratic-inspired policies governed India for sometime after the end of British occupation. The economy was then characterised by extensive regulation, protectionism, public ownership of large monopolies, pervasive corruption and slow growth."
-> Natürlich. Hört sich wohl auch in deinen Augen eher negativ an. Protektionismus bedeutet aber, dass man die heimische Produktion unterstützt und Arbeitsplätze sichert. Dann hört sich das schon besser an, aber es ist toxisch für jede Wirtschaft. Seit 1990 machen die auch ihre Wirtschaft auf, wohl auch, weil China die ersten Erfolge einfuhr. Und siehe da:
http://en.wikipedia.org/wiki/Economy_of_India#Income_and_consumption
Die Wirtschaft wächst. In nur 5 Jahren von 2005 bis 2010 leben statt 42% nur noch 33% unter der absoluten Armutsgrenze von 1,25$ pro Tag. Das ist immens. Und das, obwohl die Wirtschaft immer noch als eher geschlossen und überreguliert gilt. Wie man es richtig macht, hat Südkorea gezeigt. Die sind 30-40 Jahre mit konstant 6-8% gewachsen und heute auf einem Niveau mit Griechenland. 1960 auf dem Niveau von Mittelafrika.
Das Vermögen sollte doch nur Mittel zum Zweck sein, schließlich arbeitest du nicht, um am Ende einfach nur mehr Geld zu besitzen, sondern um Nutzen und inbesondere Lebensqualität herzustellen. Angenommen, die Menschen in Afrika haben tatsächlich das Doppelte an Geld pro Tag zur Verfügung, zu welchem Preis? Ich bezweifle ernsthaft, dass Lebenshaltungskosten von 2€ auch nur einen Dreck wert sind, im Vergleich zur Steigung des Profits der Unternehmen. Die westliche Welt profitiert von der Arbeit des einfachen Baumwollpflückers in Nordafrika mehr als der Baumwollpflücker selbst, so wird die Schere nur noch größer. Anstatt erst einmal den Menschen der dritten Welt zu einem besseren Leben zu verhelfen, wollen erstmal wir unseren Nutzen aus deren Arbeit ziehen, das ist rücksichtslos und gehört gestoppt.
Das ist einfach nicht richtig und du wirst dazu auch keine Zahlen finden, weil es keine gibt. Erstmal gibt es keine exzessiven Profite. Du lässt dich nur täuschen, weil Unternehmen größer werden und dadurch eben große Zahlen als Gewinn einfahren. Relativ zum Umsatz wächst da aber nichts. Und ausländische Unternehmen zahlen immer besser als inländische Unternehmen in solchen Ländern. Ich kann als Quelle aktuell nur einen Vortrag angeben (
https://www.youtube.com/watch?v=Dx5fzBNO4l4 ), ich denke kaum, dass der alle Zahlen gefälscht hat. Und von 1$ auf 2$ zu kommen, ist natürlich kaufkraftbereinigt. Die können sich also tatsächlich auch doppelt so viel kaufen.
Und warum verdienen wir in Deutschland hier mehr als die in Indien? Weil wir sie ausbeuten? Glaub nicht alles, was man dir erzählt. Würde Deutschland mit keinem anderen Land Handel betreiben, wären die Löhne trotzdem deutlich höher (relativ zu den Preisen). Selbst wenn Deutschland seine Bananen selber anbauen und Kleidung selber herstellen müsste. Natürlich wären wir ärmer, aber die Länder, die für uns Kleidung herstellen und Bananen anbauen, natürlich auch. Denn wir betreiben hier nur simple Arbeitsteilung. Hier international. Aber auch der Zahnarzt, Bäcker, Schneider etc. betreiben Arbeitsteilung. Und Deutschland setzt pro Erwerbstätigen nun mal 15mal mehr Kapital ein als in Indien. Daher die Lohnunterschiede!
Ok, nach langem Suchen:
Indien hat 10,2 Billionen an Kapitalstock:
http://research.stlouisfed.org/fred2/series/RKNANPINA666NRUG
Deutschland hat 8,8Billionen.
http://research.stlouisfed.org/fred2/series/RKNANPDEA666NRUG
Indien hat etwa 15mal mehr Personen, also wird pro Person 13mal mehr Kapital in Deutschland eingesetzt. Das BIP-Kopf ist kaufkraftbereinigt etwa 1/15tel von dem von Deutschland. Etwa 20% von BIP werden importiert, exportiert.
Glaub mir auch nicht! Bilde dein eigenes Urteil. Aber du musst zugeben, dass das etwas mehr Hirnschmalz verlangt als einfach zu sagen "Ja, der Westen beutet alle aus".
Ich sehe den ersten Punkt ähnlich wie du, aber zu behaupten, dass das Ganze fair sei, ist nicht vertretbar. Es sei "gut für uns alle", zwar mag es, in vielen Fällen stimmen, aber das bringt die Sache des Wachstums notwendig mit sich. Erstens aber ungleich und zweitens auf einem denkbar schlechten Weg, da erstens auftritt. Die Aufgabe der Weltgemeinschaft sollte es sein, die Vermögen der Welt gleicher zu verteilen, die Möglichkeiten auf freie Entfaltung und menschenwürdiges Dasein zu ermöglichen und die Bereitschaft zeigen, das man die Menschenleben aller gleichermaßen anerkennt.
Ok, machen wir ein Gedankenspiel. Leider etwas ausführlicher als gedacht geworden. Ich hoffe, du liest es wenigstens.
Es gibt nur ein riesiges Autounternehmen auf der Welt, 10Billionen Dollar an Marktwert. Das Unternehmen kann unterschiedliche Entscheidungen treffen. Erstmal was es produziert. Es kann aus gleichen Ressourcen etwas herstellen, was die Menschen nicht mögen und etwas, das sie mögen. Denk an die Autos, die geflopped sind und die, die zum Erfolg wurden. Aber auch im Produktionsprozess gibt es Unterschiede. Das sind schwere Entscheidungen. Produziert man das Auto jeweils in dem Land, in dem es gebaut wird oder an einem Ort und verschifft das Auto? Werden falsche Entscheidungen getroffen, kostet das Auto am Ende das Doppelte und trifft zudem weniger den Geschmack der Konsumenten. Das wäre richtig schlecht, oder? Wenn du der Ansicht bist, Kosten könne man nur einsparen, indem man Löhne senkt, spar dir den Rest. Dann ist jede Diskussion hinfällig.
So weiter: Es gibt eine Person, die schon zig erfolgreiche Autos an den Start gebracht hat. Egal was es ist, diese Person hat es. Sie kann es. Sie produziert billige Autos, die Menschen mögen. Er hat dieses eine Unternehmen aufgebaut und genau deswegen gibt es kein anderes Unternehmen mehr. Weil jeder bei dem Unternehmen kauft. Warum sollte ich einen BMW kaufen, wenn jemand ein aus meiner Sicht besseres Auto verkauft, welches zudem billiger ist(bei übrigens gleich hohen Löhnen). Genau deswegen, aus diesem Grund, ist unser Unternehmen heute 10 Billionen wert. Weil es aus gleichen Ressourcen bessere Autos baut.
So, diese Person besitzt das Unternehmen zu 100%, hat natürlich Berater etc., aber trifft alle Entscheidungen. Diese Person hat nun 10 000Mrd. $ an Vermögen. 150mal mehr als Bill Gates heute. Er wird sein Unternehmen nicht verkaufen. Er bildet seine beiden Söhne aus seit sie 10 sind. Sie sollen das Unternehmen nach seinem Tod führen. Sie haben nach dem Gründer die meiste Ahnung.
Puh langes Gedankenspiel. Auf jeden Fall. Politiker sagen, dass sei unfair. Wie kann jemand nur so reich sein?? Und dann erben die Söhne, die nichts zum Aufbau des Unternehmens beigetragen haben. Wie unfair! Also übernimmt der Staat 51% des Unternehmens, so dass das Volk an diesem Reichtum teil hat. Niemand bekommt dadurch Geld überwiesen, aber jeder ist reicher(?). Nun kommt eine neue Technologie zur Produktion. Soll man diese einsetzen? Politiker können nun entscheiden und die Lobbyisten der Verkäufer dieser Technologie wollen natürlich den Auftrag. Sie laden die Politiker zum Essen ein, versprechen Wahlspenden, versprechen Arbeitsplätze in der Region, der Wahlsieg wäre machbar. Politiker argumentieren nun, dass diese neue Technologie der Burner sei. Die Gründersöhne sind da anderer Meinung. Wir als Wähler haben absolut keine Ahnung, wir wissen nicht mal, die man diese Technologie ausspricht. Aber der Politiker verspricht uns viel, die Gründersöhne sind viel weniger wortgewandt. Wem vertrauen wir da? Dann geht es darum, ob der Gewinn dazu verwendet wird, in Elektromotoren zu forschen oder doch lieber in spritärmere Benzinmotoren? Welche Sitze soll man einbauen? Welche Materialien verwenden? Bei den Politiker stehen die Lobbyisten schon wieder Schlange. Nicht nur Elektrobatteriehersteller. Auch Gewerkschaften und Greenpeace. Auf alle Fälle sind Politiker immer redegewandter. Genau deswegen sind sie Politiker, genau deswegen an ihrer Position. Sie haben bewiesen, gute Politiker zu sein. Genauso wie unser Autohersteller bewiesen hat, gute Autos zu bauen.
Im Endeffekt kommt es, wie es kommen muss. Die Autos werden schlechter und teurer. Neue Wettbewerber entstehen wieder, da unser Unternehmen nicht mehr in allen Belangen besser ist. Der Marktwert singt rapide und somit auch das Vermögen der Eigentümer unsres Unternehmens. Die neuen Wettbewerber müssen erstmal immense Summen investieren, um das aufzubauen, was unser Unternehmen schon hat.
Fazit: Was hat nun diese Enteigung gebracht? Richtig, die Gründersöhne sind auf dem Blatt weniger reich. Natürlich können sie sich gleich viele Villen, Sportautos etc. leisten. Darum geht es ja nicht. Aber es hat sich was geändert. Die Autos wurden schlechter und teurer. Dazu müssen folglich Löhne sinken. Der Grund der Verteuerung sind ja nicht höhere Löhne, sondern Entscheidungen für ineffiziente Technologien.
Wäre das nun alles gut gelaufen oder wäre es in dem Fall besser gewesen, das Unternehmen beim Gründer bzw. Kinder zu lassen? Falls nein, wo siehst du die Vorteile? Oder mache ich Denkfehler, wenn ich sage, dass Politiker andere Interessen verfolgen oder einfache Fließbandarbeiter weniger Ahnung vom Fach hätten?
PS: Man könnte das Beispiel auch etwas modifizieren. Gebt die 51% der Belegschaft oder von mir aus den 20% Ärmsten der Bevölkerung. Das Ergebnis wäre nicht anders. Sie hätten einfach weniger Ahnung und andere Interessen. Die Gründer würden jeden Gewinn zB. immer reinvestieren (oder spenden), was sollen sie sonst machen? "Ärmere" Eigentümer könnten verkaufen und sich was Feines drum kaufen.