Nein zu PISA?

Vor kurzem wurde ein offener Brief an OECD-Direktor Andreas Schleicher publiziert, der sich sehr kritisch mit PISA auseinandersetzt: Brief (autorisierte Übersetzung aus dem Englischen).

Was haltet ihr von PISA und der oft postulierten „Testmanie"?
Weitermachen? Aufhören? Reformieren?

Casque schrieb:

Vor kurzem wurde ein offener Brief an OECD-Direktor Andreas Schleicher publiziert, der sich sehr kritisch mit PISA auseinandersetzt: Brief (autorisierte Übersetzung aus dem Englischen).

Was haltet ihr von PISA und der oft postulierten „Testmanie"?
Weitermachen? Aufhören? Reformieren?

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Schöner Brief. Wenn ich ihn geschrieben hätte, wäre er drastischer ausgefallen. Aber es ist ja üblich, dass man so einen Brief seuselnd formuliert.
mmn ist es keine Testmanie, sondern vorökonomisches Kalkül.
Zunächst einmal: Aufhören (da die PISA-Studien zu teuer sind und zuviel Kräfte binden).
Danach entscheiden gemeinsam die Welt zu retten...
Danach Ethikstandarts formulieren, weil man sich sonst nicht auf einen sinnvollen (welterhaltenden) Bildungsbegriff einigen kann. Danach erste Schritte gehen um irgendwann einmal Bildung möglich zu machen. Zur Zeit bilden wir gar nicht, wir konditionieren, schulen und bildenAUS zur kurzfristigen Ausschnitts- und Vorökonomie. Das sind Dressurleistungen die ausschließlich opportunistische Nervenstimmulationen erzeugen.
Bildung können Menschen bisher nur selbst erarbeiten.

Wobei ja gerade PISA nicht nur bloßes Wissen abfragt, sondern besonders verknüpfendes Denken und die Anwendungsfähigkeit von Wissen erhebt.

Zudem existiert in der Friedens- und Konfliktforschung eine große Denktradition, die Demokratie und friedliche Konfliktlösung mit der Existenz eines breiten Mittelstandes und dies wiederum mit ökonomischem Erfolg in Verbindung bringt. Insofern wäre eine ökonomische Herangehensweise möglicherweise gar nicht so falsch.

Bilanzierende Ökonomie

Casque schrieb:

Wobei ja gerade PISA nicht nur bloßes Wissen abfragt, sondern besonders verknüpfendes Denken und die Anwendungsfähigkeit von Wissen erhebt.

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Ja, das stimmt. Allerdings hat das Verknüpfen so gut wie keinen Niederschlag in den Lehrplänen gefunden. Außerdem fehlt nicht nur Anwendungswissen sondern auch logisches und systematisches Hintergrundwissen. Der Matheunterricht wird immer moderner und verliert dadurch seine zeitlose Gültigkeit.

Casque schrieb:

Zudem existiert in der Friedens- und Konfliktforschung eine große Denktradition, die Demokratie und friedliche Konfliktlösung mit der Existenz eines breiten Mittelstandes und dies wiederum mit ökonomischem Erfolg in Verbindung bringt. Insofern wäre eine ökonomische Herangehensweise möglicherweise gar nicht so falsch.

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Eine ökonomische Herangehensweise ist nicht falsch. Nur bedeutet der praktische Ökonomiebegriff die Ausklammerung langfristiger und globaler Folgen der Handlung. Würden wir strikt aus dem Gesamtergebnis für die Menschheit und den Planeten Ökonomie betreiben, dann kämen wir zu einer völlig anderen Wirtschaftsordnung. Weil die realexistierende Schule erzeugt nur systemimmanentes Protoplasma, bringt das Denken auf Linie und VERHINDERT dadurch Bildung und bilanzierende Ökonomie.

Was sollte / könnte ein alternativer PISA-Test messen?

Casque schrieb:

Was sollte / könnte ein alternativer PISA-Test messen?

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Mein Sohn arbeitet an einer Langzeitaufgabe in Biologie. Der Lehrer verlangt viel. Keiner in der Klasse hat den Hintergrund dieser Aufgabe verstanden. Mein Sohn auch nicht, bis ich im den Hintergrund erklärt habe. Mein Sohn erzählt allerdings keinem davon. Sein Kalkül: Wenn er der einzige ist, der es verstanden hat, wird er die beste Note bekommen. Dieses Kalkül ist bildungsfern, es ist aber in unserem Schulsystem opportun. Ein Schulsystem, das nur zur Ellenbogengesellschaft erzieht, wird am Ende nur eine Ellenbogengesellschaft erhalten, denn wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Die Pisastudie bewertet keine individuelle Leistung. Sie wird deshalb weder von Lehrern noch von Schülern ernst genommen. mmn braucht es bei dem momentanen Zustand keinen Ersatz. Denn sowohl die Langzeitaufgabe als auch der Pisatest sind in einer Form, welche die Gemeinschaft ausnutzt aber nicht fördert, also eine Farce. Die Gewinne werden privatisiert, die Verluste sozialisiert, durchzieht jede Zelle des Bildungssystems. So etwas ist zum Scheitern verurteilt. Darum abschaffen. Ich würde jedes Schulsystem das nur konditioniert mit abschaffen. mmn kommen wir um einen völligen Neustart nicht herum.