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Eine Theorie des Zynismus

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Als ich in den 1980er Jahren in West-Berlin Politologie studierte, bot ein Dozent einen Kurs über "Zynismus" an. Wer diesen Kurs oder einen anderen über Zynismus besucht hat, bitte hier seine oder ihre Erfahrungen schildern! Ich selbst konnte mir damals unter dem doch sehr abstrakten Begriff nichts vorstellen - ich war halt total naiv und vielleicht auch ein bisschen dumm :rolleyes2:

Mittlerweile haben mich das Leben und die Politik bezüglich Zynismus eines Besseren belehrt. Das Prinzip des Zynismus ist ganz einfach :) und lautet formal ausgedrückt:

1. Fordere von A, a zu tun
2. Damit A a tun und deine Forderung erfüllen kann, muss als Voraussetzung b gegeben sein.
3. Wenn b gegeben ist, mag die Forderung an A a zu tun, berechtigt sein. Und als kluger Zyniker stellst du Forderungen, die berechtigt und vom Publikum akzeptiert werden.
4. Aber als Zyniker achtest du auch darauf, dass die Voraussetzung b für a nicht gegeben ist.
5. Weil b nicht gegeben ist, kann A a nicht erfüllen und wird dafür von dir unter dem Beifall des Publikums, dass a berechtigt findet, gescholten.
6. Mach so weiter und stell an andere Forderungen auf, die sinnvoll sind, aber für deren Erfüllung die Voraussetzungen fehlen.

Praktische Beispiele für Zynismus:
1. Fordere von Anderen, von Erwerbsarbeit zu leben, wenn es keine Arbeitsplätze gibt.
2. Biete Leuten, die aufgrund ihres geringen Einkommens eine zu niedrige staatliche Rente erwarten, eine private Altersvorsorge an, die sie wegen ihren niedrigen Einkommens nicht finanzieren können.
3. Fordere Leute auf, mehr für ihre Gesundheit zu tun, aber achte darauf, dass sie sich die dazu notwendigen Maßnahmen mangels Geld nicht leisten können.
4. Biete Billig-Flüge für 20 Euro an, aber achte darauf, dass wegen der sonstigen Kosten für einen Kurzurlaub die wirklich Armen auch solche Flüge nicht leisten können.
5. Anstatt durch Konsumgutscheine allen etwas Gutes zu tun, sorge dafür, dass mit der Abwrackprämie für alte Autos nur die von staatlichen Geschenken profitieren, die sie nicht brauchen. Weil die Abwrackprämie werde die ganz Armen - die sich keine neues Auto leisten können - noch die Leistungsträger - die keine alte Schüssel zu verschrotten haben - begünstigt, ist dir da ein Meisterwerk des Zynismus gelungen. Armen, die sich etwas leisten möchten, und hart Arbeitenden, die mal etwas Anerikennung wollen, wird gleichermaßen klar gemacht, dass sie im Utopia des wohlhabenden und dummen Mobs nichts zählen.
 
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Höhr mal. Man sollte glauben wir leben im Elend & Verzweiflung.
Schon mal drüber nachgedacht wie es in anderen Ländern und Kontinenten zugeht ?
Warum so unzufrieden ? Wir leben über unsere Verhältnisse.

Auf Kosten anderer.......... ;)
 
OP
Beverly
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Höhr mal. Man sollte glauben wir leben im Elend & Verzweiflung.
Schon mal drüber nachgedacht wie es in anderen Ländern und Kontinenten zugeht ?
Warum so unzufrieden ? Wir leben über unsere Verhältnisse.

Auf Kosten anderer.......... ;)

Dein Post belegt selbst, was an unseres Verhältnissen schlecht ist: der Zynismus.
Der hier darin besteht, ein Gemeinwesen mit 82 Millionen Menschen aufzubauen und die Leute dazu ermuntern, Kinder zu kriegen. Was meine Eltern mit mir und 4 Geschwistern ja getan haben. Sind die Kinder dann auf der Welt, wird ihnen und den Eltern erzählt: "Ätsch, ihr lebt auf Kosten anderer. Ätsch, ihr lebt über eure Verhältnisse." Dem kinderlos gebliebenem Ehepaar wird aber nicht zugute gehalten, die Welt nicht zu belasten, sondern es bekommt zu hören: "Wegen euch sterben die Deutschen aus. Eure Renten sind nicht sicher, weil ihr keien Kinder bekommen habt!" Wobei der so genannte "Generationenvertrag" in der Rentenversicherung wiederum ein Beispiel für Zynismus ist. Weil es das Geheimnis seiner Erfinder bleibt, wie Millionen erwerbsloser oder wenig verdiender Kinder die Renten für die Ruheständler aufbringen sollen. Wenn es darum geht, sie klein zu halten, gehören diese Kinder dann zu den "gebürtenstarken Jahrgängen", wo siech viele wenig teilen sollen. Wenn es darum geht, ihnen nichts mehr zu geben, gehören sie zu der Gruppe nach den "geburtenstarken Jahrgängen", für die nichts mehr da ist, weil die geburtenstarken Jahrgänge alles weggefressen haben.
Da mutiert Zynismus dann aber zu Dummheit, weil sich ein System, das materiell die meisten Probleme gelöst hat, da selbst weit weit unter Wert verkauft. Selbst Kaiser und Könige, deren Untertanten im Dreck wateten und mit 40 abkratzten, hatten schon bessere PR als unsere BRD.
 
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Beverly
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von Zynikern und Zynikern

Demzufolge, was ich im Web über den Zynismus gefunden habe, war und ist er eine Form der Kritik des Seins, des Göttlichen, der Menschen und der Gesellschaft. Siehe z. B. hier:

http://www.brainworker.ch/zynismus/

Demzufolge brandmarkt der philosophische Zyniker aber genau das, was im Kontext dieses Strangs und auch in der Alltagssprache "Zynismus" genannt wird. Wie es auf der Karikatur aus obiger Website deutlich wird:



Dem Priester wird hier Zynismus vorgeworfen, weil der Sterbende das Versprechen eines Lebens nach dem Tode als Drohung mit weiterem Leid auffasst.
Der Zyniker ist nicht gegen ein gutes Leben nach dem Tode, er ist gegen die in den meisten Religionen vorhandene Drohung, die Menschen nach dem Tode erst so richtig zu drangsalieren. Mit der Hölle oder mit der Wiedergeburt in einem nicht lebensweren Leben. Vielleicht kommt der Mensch sogar als Fliege, die von der Spinne gefressen wird wie im Horrorfilm "Die Fliege".

Der Zyniker reißt dem Bösen die Maske des Guten vom Gesicht und zeigt das Böse als Böse. Er zeigt in der obigen Karikatur, dass Religionen, die nicht einmal den Anstand haben, den Toten ihre Ruhe zu lassen sondern ihnen grinsend mit weiterer oder gar schlimmerer Pein drohen, nicht eine Form des Göttlichen, sondern des Teuflischen sind.

Der Zyniker mag selbst böse Anteile haben und eine gewisse Sympathie für den ehrlichen Schurken. Solange der seine Untaten nicht mit der Maske des Guten kaschiert. Was die Verbrecher auf ganz großer Skala aber stets tun.
 
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Zynismus ist in kleinen Dingen versteckt. Wenn z.B. das Soziale des Einzelnen gefordert wird, - z.B. sich geduldsam und friedlich in der Schlange an der Kasse zu verhalten, um die asoziale Gier anderer, nach Rendite, eben durch diese Personaleinsparungen zu befriedigen. Aha!

Ist es nicht zynisch, den Abbau eines Sozialstaates zu fordern wenn man so abhängig davon ist? :)
 
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Als ich in den 1980er Jahren in West-Berlin Politologie studierte, bot ein Dozent einen Kurs über "Zynismus" an. Wer diesen Kurs oder einen anderen über Zynismus besucht hat, bitte hier seine oder ihre Erfahrungen schildern! Ich selbst konnte mir damals unter dem doch sehr abstrakten Begriff nichts vorstellen - ich war halt total naiv und vielleicht auch ein bisschen dumm :rolleyes2:

Mittlerweile haben mich das Leben und die Politik bezüglich Zynismus eines Besseren belehrt. Das Prinzip des Zynismus ist ganz einfach :) und lautet formal ausgedrückt:

1. Fordere von A, a zu tun
2. Damit A a tun und deine Forderung erfüllen kann, muss als Voraussetzung b gegeben sein.
3. Wenn b gegeben ist, mag die Forderung an A a zu tun, berechtigt sein. Und als kluger Zyniker stellst du Forderungen, die berechtigt und vom Publikum akzeptiert werden.
4. Aber als Zyniker achtest du auch darauf, dass die Voraussetzung b für a nicht gegeben ist.
5. Weil b nicht gegeben ist, kann A a nicht erfüllen und wird dafür von dir unter dem Beifall des Publikums, dass a berechtigt findet, gescholten.
6. Mach so weiter und stell an andere Forderungen auf, die sinnvoll sind, aber für deren Erfüllung die Voraussetzungen fehlen.

Praktische Beispiele für Zynismus:
1. Fordere von Anderen, von Erwerbsarbeit zu leben, wenn es keine Arbeitsplätze gibt.
2. Biete Leuten, die aufgrund ihres geringen Einkommens eine zu niedrige staatliche Rente erwarten, eine private Altersvorsorge an, die sie wegen ihren niedrigen Einkommens nicht finanzieren können.
3. Fordere Leute auf, mehr für ihre Gesundheit zu tun, aber achte darauf, dass sie sich die dazu notwendigen Maßnahmen mangels Geld nicht leisten können.
4. Biete Billig-Flüge für 20 Euro an, aber achte darauf, dass wegen der sonstigen Kosten für einen Kurzurlaub die wirklich Armen auch solche Flüge nicht leisten können.
5. Anstatt durch Konsumgutscheine allen etwas Gutes zu tun, sorge dafür, dass mit der Abwrackprämie für alte Autos nur die von staatlichen Geschenken profitieren, die sie nicht brauchen. Weil die Abwrackprämie werde die ganz Armen - die sich keine neues Auto leisten können - noch die Leistungsträger - die keine alte Schüssel zu verschrotten haben - begünstigt, ist dir da ein Meisterwerk des Zynismus gelungen. Armen, die sich etwas leisten möchten, und hart Arbeitenden, die mal etwas Anerikennung wollen, wird gleichermaßen klar gemacht, dass sie im Utopia des wohlhabenden und dummen Mobs nichts zählen.

Beverly, das ist eine der besten und klarsten Beschreibungen die ich bisher gelesen habe. Vielen Dank.

Ich habe die Nase schon lange voll von diesem Zynismus. Das ist einfach ein irres System, in dem der Eine dem Anderen nicht mal das Schwarze unter dem Fingernagel gönnt und in dem diejenigen die es verdient hätten nichts bekommen und diejenigen die es absolut nicht verdienen am größten belohnt werden.

Die Menschheit vera...t sich selbst.
 
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Beverly
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Zynismus ist in kleinen Dingen versteckt. Wenn z.B. das Soziale des Einzelnen gefordert wird, - z.B. sich geduldsam und friedlich in der Schlange an der Kasse zu verhalten, um die asoziale Gier anderer, nach Rendite, eben durch diese Personaleinsparungen zu befriedigen. Aha!

Ich finde es immer wieder lustig, wie die Protagonisten eines Systems, das den Egoismus fördert, fördert und feiert, zugleich immer wieder auf den Altruismus der Menschen bauen.

Ist es nicht zynisch, den Abbau eines Sozialstaates zu fordern wenn man so abhängig davon ist? :)

Es ist auch deshalb zynisch, weil das System über 200 Jahre hinweg mit dem "doppelt freien Lohnarbeiter", der weder Besitz noch ökonomisch nutzbare Bindungen hat, selbst jenen Menschentyp geschaffen hat, der im Fall einer Krise schnell seine Arbeit verliert und dann auf fremde Hilfe angewiesen ist.
Natürlich sind die Betroffenen selbst schuld - weil sie Selbstverantwortung und Eigenintiative nicht ernst genug nehmen und massenhaft und wohlorganisiert ihre ökonomische Reproduktion selbst übernehmen. Äber täten sie das, würden sie vermutlich gegen x-tausend Gesetze und Eigentumsrechte verstoßen und würden für ihre aktive Teilnahme am freien Spiel der Kräfte nicht Lob, sondern Schelte bekommen.
 
OP
Beverly
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Die Menschheit vera...t sich selbst.

Das System verarscht sich selbst, weil es sich eben wegen seines immanenten Zynismus sogar da ins Knie schießt, wo seine Protagonisten Recht haben.

Nehmen wir Erwerbslosigkeit und Untätigkeit.

Ich halte es für schlecht, mangels Erwerbsarbeit den lieben langen Tag zu Hause zu sitzen und habe persönlich damit schlechte Erfahrungen gemacht. Obwohl ich immer ehrenamtlich tätig war und als Schriftstellerin arbeitete.

Bergauf ging es bei mir die letzten Monate erst, seitdem ich als Gasthörerin regelmäßig Vorlesungen an der Uni besuche. Angesichts dieser Erfahrungen würde ich 2-3 Leuten in meinem Umfeld am liebsten verordnen, wenigstens an 3 Tagen die Woche den A... hochzukriegen, raus zu gehen und was Sinnvolles zu machen.
Aber das System liefert mit seinem Hartz-IV-Umfug, sinnlosen 1-Euro-Jobs, von denen nur die Trägervereine profitieren, und den als "Dienstleistungen" deklarierten *** auf dem "ersten Arbeitsmarkt" (wo die Beschäftigten noch Geld vom Staat bekommen, um über zu Runden zu kommen) eine Menge berechtigter Gründe, lieber "zu Hause" zu bleiben. Dann kenne ich noch jemanden, der gern einen 1-Euro-Job machte, um "rauszukommen" - bis das Jobcenter ihn den Job nicht mehr gab.

Und einen gescheiten Tagesablauf musste ich mir ganz aus eigener Kraft organisieren - vom "System" kam da bestenfalls nichts. Die haben wohl die Vorstellung, dass Erwerbslose damit glücklich sind, jedes Jahr zwischen 50 und 100 Bewerbungen zu schreiben und dafür die Übernahme der Bewerbungskosten zu beantragen. Auf die Idee, dass Menschen mit ihrer zu vielen freien Zeit etwas Sinnvolles tun wollen, kommen sie wohl nicht.
 
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Das System verarscht sich selbst, weil es sich eben wegen seines immanenten Zynismus sogar da ins Knie schießt, wo seine Protagonisten Recht haben.

Nehmen wir Erwerbslosigkeit und Untätigkeit.

Ich halte es für schlecht, mangels Erwerbsarbeit den lieben langen Tag zu Hause zu sitzen und habe persönlich damit schlechte Erfahrungen gemacht. Obwohl ich immer ehrenamtlich tätig war und als Schriftstellerin arbeitete.

Bergauf ging es bei mir die letzten Monate erst, seitdem ich als Gasthörerin regelmäßig Vorlesungen an der Uni besuche. Angesichts dieser Erfahrungen würde ich 2-3 Leuten in meinem Umfeld am liebsten verordnen, wenigstens an 3 Tagen die Woche den A... hochzukriegen, raus zu gehen und was Sinnvolles zu machen.
Aber das System liefert mit seinem Hartz-IV-Umfug, sinnlosen 1-Euro-Jobs, von denen nur die Trägervereine profitieren, und den als "Dienstleistungen" deklarierten *** auf dem "ersten Arbeitsmarkt" (wo die Beschäftigten noch Geld vom Staat bekommen, um über zu Runden zu kommen) eine Menge berechtigter Gründe, lieber "zu Hause" zu bleiben. Dann kenne ich noch jemanden, der gern einen 1-Euro-Job machte, um "rauszukommen" - bis das Jobcenter ihn den Job nicht mehr gab.

Und einen gescheiten Tagesablauf musste ich mir ganz aus eigener Kraft organisieren - vom "System" kam da bestenfalls nichts. Die haben wohl die Vorstellung, dass Erwerbslose damit glücklich sind, jedes Jahr zwischen 50 und 100 Bewerbungen zu schreiben und dafür die Übernahme der Bewerbungskosten zu beantragen. Auf die Idee, dass Menschen mit ihrer zu vielen freien Zeit etwas Sinnvolles tun wollen, kommen sie wohl nicht.

Untätig sein kann eine zeitlang ganz angenehm sein aber es wird bald langweilig. Arbeit ist in unserer Welt genauso langweilig. Viel schöner wäre es, wenn jeder das tun könnte was er als sinnvoll ansieht, statt mit irgendeinem Sklavenjob Geld verdienen zu müssen.

Manch einer denkt dann, da würden die Leute faul und keiner wollte mehr was tun, was ich nicht glaube. Aber wie will man sich das vorstellen, wo man doch gewohnt ist für Geld zu arbeiten und immer der Bessere sein muß.

Hätten wir wirklich eine bessere Welt in der jeder nach seinen Möglichkeiten gefördert wird und in der ein Miteinander, Rücksicht, Respekt, Aufmerksamkeit und Liebe vorhanden sind statt Gier, Neid, Herrschsucht und gegenseitiges bekämpfen, würde jeder einer für ihn sinnvollen Tätigkeit nachgehen können, die ihm auch noch Spaß macht und das ohne Stress.

Aber das wäre eine Non-Profit Welt, von der jeder profitiert.
 
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Danke, Beverly, dass du dieses Thema mal aufgegriffen hast. - Ich finde es der Tat enorm wichtig, den Begriff Zynismus mal sehr gründlich zu beackern.

-- Ich gebe zu, dass ich selber zu einem Teil Zyniker bin, bzw. war - und dieses - nämlich meine Art Zynismus - auch nur in gewissen Grenzen als schlecht oder sogar "übel" empfinde bezogen auf die allgemeine Gesellschaft.

Mir ist aufgefallen, dass Zynismus von den meisten Philosophen als Übel bezeichnet wird. - Das st aus meiner Sicht keinesfalls pauschal zu sehen. - Es gibt darüber hinaus verschiedene Arten von Zynismen.

Übel finde ich einen Zynismus, der sich darauf beschränkt, eigentlich nur andere Leute schlichtweg anzugiften. - Ich kenn das aus Internetdiskussionen, und sowas ist echt übel, weil andere Leute anzugiften, ist für mich etwas, was auch in die soziale Interaktionsebene "Hass schüren" fällt. - Ich brauch wohl nichts dazu zuschreiben, wozu sowas alles führen kann ....


Inzwischen gibt es auch eine etwas bessere Bearbeitung von 'Zynismus' auf Wikipedia

http://de.wikipedia.org/wiki/Zynismus

Damit sind die vielen und auch hohlen Vereinfachungen und Verkürzungen, die meist in den Bereich der traditionellen Philosophie fallen, überholt.

Relativ klar ist schon auch für mich, dass es keinen reinen guten Zynismus geben kann bzw geben wird. - Stelle ich jetzt mal so als Hypothese auf.

Allerdings verschiedene Klassen von Z., von denen zumindest einige -teilweise- "irgendwie gerechtfertigt" sind.

Man muss allerdings auch die Gegensätze und Gegenpole von Z. sehen, einer ist auf jeden Fall "Sachlichkeit", weil Zyniker arbeiten sich eben gern daran ab, zum Teil durchaus berechtigt, zu einem Teil aber auch nur in Vergiften ausarten - das wäre aus meiner Sicht ein handfester Grund, um wirklich Leute wegen Vergiftung bzw schwerer Angiftung als bösartig übersteigerte Form der Beleidigung (weil eine Beleidigung kann auch als Läppalie aufgefasst werden vom Opfer) anzugreifen. - Mache ich vielleicht auch noch, und da habe ich schon länger jemanden richtig Bösartigen im Visier ....

Wie gesagt, es sollten auch die Gegenpole der Zynismen gesehen und untersucht werden, an denen sie sich - berechtigt, gerechtfertigt oder auch nicht gerechtfertigt - abarbeiten -- denn Sachlichkeit ist, wie viele andere Soziale Interaktivitäten und Handlungen nicht einfach per se 'gut'. (Es gibt aus meiner Sicht kein reines Gut und wahrscheinlich kein reines Böses)

gruss, deserd
 
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Danke, Beverly, dass du dieses Thema mal aufgegriffen hast. - Ich finde es der Tat enorm wichtig, den Begriff Zynismus mal sehr gründlich zu beackern.

-- Ich gebe zu, dass ich selber zu einem Teil Zyniker bin, bzw. war - und dieses - nämlich meine Art Zynismus - auch nur in gewissen Grenzen als schlecht oder sogar "übel" empfinde bezogen auf die allgemeine Gesellschaft.

Mir ist aufgefallen, dass Zynismus von den meisten Philosophen als Übel bezeichnet wird. - Das st aus meiner Sicht keinesfalls pauschal zu sehen. - Es gibt darüber hinaus verschiedene Arten von Zynismen.

Übel finde ich einen Zynismus, der sich darauf beschränkt, eigentlich nur andere Leute schlichtweg anzugiften. - Ich kenn das aus Internetdiskussionen, und sowas ist echt übel, weil andere Leute anzugiften, ist für mich etwas, was auch in die soziale Interaktionsebene "Hass schüren" fällt. - Ich brauch wohl nichts dazu zuschreiben, wozu sowas alles führen kann ....


Inzwischen gibt es auch eine etwas bessere Bearbeitung von 'Zynismus' auf Wikipedia

http://de.wikipedia.org/wiki/Zynismus

Damit sind die vielen und auch hohlen Vereinfachungen und Verkürzungen, die meist in den Bereich der traditionellen Philosophie fallen, überholt.

Relativ klar ist schon auch für mich, dass es keinen reinen guten Zynismus geben kann bzw geben wird. - Stelle ich jetzt mal so als Hypothese auf.

Allerdings verschiedene Klassen von Z., von denen zumindest einige -teilweise- "irgendwie gerechtfertigt" sind.

Man muss allerdings auch die Gegensätze und Gegenpole von Z. sehen, einer ist auf jeden Fall "Sachlichkeit", weil Zyniker arbeiten sich eben gern daran ab, zum Teil durchaus berechtigt, zu einem Teil aber auch nur in Vergiften ausarten - das wäre aus meiner Sicht ein handfester Grund, um wirklich Leute wegen Vergiftung bzw schwerer Angiftung als bösartig übersteigerte Form der Beleidigung (weil eine Beleidigung kann auch als Läppalie aufgefasst werden vom Opfer) anzugreifen. - Mache ich vielleicht auch noch, und da habe ich schon länger jemanden richtig Bösartigen im Visier ....

Wie gesagt, es sollten auch die Gegenpole der Zynismen gesehen und untersucht werden, an denen sie sich - berechtigt, gerechtfertigt oder auch nicht gerechtfertigt - abarbeiten -- denn Sachlichkeit ist, wie viele andere Soziale Interaktivitäten und Handlungen nicht einfach per se 'gut'. (Es gibt aus meiner Sicht kein reines Gut und wahrscheinlich kein reines Böses)

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Selbst Kaiser und Könige, deren Untertanten im Dreck wateten und mit 40 abkratzten, hatten schon bessere PR als unsere BRD.

PR war zur damaligen Zeit nicht nötig. Kritik an den Machthabern war Hochverrat.
Freie Presse oder Meinungsäußerung nicht ohne Gefahr für Leib & Leber möglich.

Möchtest Du wirklich diese Zeiten zurück haben ? :giggle:
 
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PR war zur damaligen Zeit nicht nötig. Kritik an den Machthabern war Hochverrat.
Freie Presse oder Meinungsäußerung nicht ohne Gefahr für Leib & Leber möglich.

Bei aller Kritik solltest du das Mittelalter weder unterschätzen noch falsch einschätzen. So ist die Verfolgung von Kritikern und die Unterdrückung freier Meinungsäußerungen nichts typisch "Mittelalterliches" und ich kann nicht mal sagen, ob "das Mittelalter" an allen Orten und zu allen Zeiten da besonders schlimm war. Ich sehe nur den allgemeinen Trend, dass es ab 1300 mit den Lebensverhältnissen bergab und der Repression bergauf ging.

Was die Propaganda betrifft, führten die vom Hochadel und dem hohen Klerus gewählten und nicht unbedingt mächtigen Könige Deutschlands den Titel "Kaiser". Der bezeichnete zuvor den Regierungschef eines Reiches, das ungleich größer, mächtiger und besser organisiert war als das mittelalterliche Deutschland. Sich als popeliger deutscher Wahlkönig den Titel römischer Kaiser zuzulegen zeugt schon von einem Händchen für Propaganda. Große Klappe und Schauspielerei auf höchstem Niveau:



Quelle http://www.staufer-gymnasium.de/uploads/images/Deutsch/Kaiserkrone Wien 2.jpg

Möchtest Du wirklich diese Zeiten zurück haben ?

Mit den damaligen Denkweisen und Methoden sind sie letztendlich gescheitert. Im Hochmittelalter - bis 1300 - mag es vielen Menschen vielleicht sogar leidlich gut gegangen sein, weil das Klima günstig und die Herrschaftsverhältnisse nicht sonderlich repressiv waren. Doch selbst da gab es schwere Mängel - ich könnte die Menschen noch verstehen, wenn sie ohne AKWs und Auto lebe wollten, aber warum gönnten sie sich nicht einmal eine gescheite Kanalisation und hinkten in Europa z. T. noch hinter anderen vormodernen Zivilisationen her?
So um 1300 ging es dann aber bergab - "Kleine Eiszeit", immer schlimmere Repression gegen Juden, Frauen, Homosexuelle, Andersdenkende, verheerende Kriege, die Osmanen ...

... da hat eine Epoche letztendlich ihren eigenen Bankrott angemeldet. Nur halte ich das nicht für so "zwangsläufig" und vorherbestimmt wie in gewissen Geschichtstheorien. Das Mittelalter war keine Vorepoche der Neuzeit und als solche zu bewerten und zu verwerfen. Es war eine eigenständige Epoche wie es die Neuzeit ist. Es ging an sich selbst zugrunde und nicht, weil in irgendeinem Geschichtsfahrplan nun die Neuzeit angesagt war.

Was das "zurückhaben" betrifft: man kann Geschichte nicht rückgängig machen und alle diesbezüglichen Versuche (der Konservativen und Rechten) waren bestenfalls übler Selbstbetrug - wie die "Restauration" auf dem Wiener Kongress 1815 - und schlimmstenfallt Verbrechen in ganz großem Stil. Was fundamentalistische Mittelalter-Fans da anstellen, mag zumindest den besseren Orten und Zeiten im Mittelalter Unrecht tun, weil sie damals nicht so schlimm waren wie etwa die Taliban.
 
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