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Irland gibt Banken-Bürgschaft von 400 Milliarden Euro

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Myron

Die Financial-Session guckt sich vielleicht die Live-Übertragung von der derzeit laufenden Finanzfallspielweltmeisterschaft 2008 an.

Doch in unserer Stadt könnte morgens in der Zeitung stehen, Zusammenbruch aller Börsen auf der Welt, die Menschen würden nur mit den Schultern zucken und sich denken, verrückt, diese Broker,

Bemerken würden sie es erst, wenn morgens alle Banken der Stadt dicht wären und kein Geldautomat mehr funktioniert.

Fast irrwitzig, eine ganze Industrie spekuliert und zockt auf ihre mutmaßliche Rettung, wenn ihr Plan funktioniert, darf sie dank staatlicher Hilfe ungeschoren über Los und 4000 staatliche Milliarden einstreichen und diese Schlipse müssen nicht mal ins Gefängnis.

Wär für die Radikalmaßnahme. Für deren Rettung keinen Cent.
 
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Turandot

Wär für die Radikalmaßnahme. Für deren Rettung keinen Cent.

Nun, man muss die Banken neu organisieren, man muss vor allem erst mal stop sagen. Stell dir vor, es wird ein Fußballspiel ganz genau nach den Regeln gespielt, aber aus irgend einem Grund wird es plötzlich zum Massaker, das auch auf das Publikum übergreift und allmählich auch auf die Passanten vor dem Stadium etc. etc.

Das kann man auch dann nicht dulden, wenn das nach den Regeln wäre. In dem Fall muss man die Regeln ändern. Die beteiligten Menschen sind wichtiger als der Kapitalismus oder die Regeln.

Aber das sehen viele Manager natürlich nicht so. :rolleyes2: Goldman Sachs ist für Paulson vermutlich wichtiger als die USA.

Ich finde es nur seltsam: tiefe Rezessionen oder gar Depressionen bringen den Kapitalismus (als Ideologie) wirklich an den Abgrund der Sinnlosigkeit, weil ohne Profite funktionieren Firmen nicht.

Für die Kapitalisten selber - für die Zocker - ist das aber kein Problem, sie sind ja nie die Ideologen gewesen als die sie posiert haben. Auch - und oft gerade - in Re/ Depressionen lassen sich super Schnäppchen finden. Man kauft eben wenn alle Preise darniederliegen. :rolleyes2:
 
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Myron

Mit dem hast du Recht.
Die Menschen sind wichtiger als Geld!
Andere Regeln müssen her.
Um Menschen haben die sich noch nie gekümmert.
Menschen werden an der Börse nicht gehandelt.
Sie versprechen keine Profite.
Also kommen die in ihren Überlegungen nicht vor.:traurig:
 
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Myron

Hi Turandot :winken:

auf deinen Kommentar von heute morgen will ich noch differenzierter antworten,

was die neuen Regeln anbelangt, die da kommen sollen, da bin ich äußerst pessimistisch, es kommen keine wirklich neuen Regeln, nur Kosmetikkorrekturen, um dem Volk zu suggerieren, dass das viele Pulver nicht umsonst verschossen wurde, weil sie am heutigen Tage schon in Europa rumstreiten, ob die Banken jetzt höchstens 5 oder 10 oder 20 Prozent ihrer faulen Kredite selbst behalten sollen, um ihnen wenigstens einen kleinen Anreiz zu geben, von solch bösen Spielen künftig die Finger zu lassen, und bereits heute davor gewarnt wird, ihnen ja nicht
die Fesseln zu fest anzulegen, da sie ja sonst bald pleite (also genau dasselbe wie bisher), sonst im globalen Wettbewerb bald untergehen würden, seh ich schwarz, ich glaub wirklich dran, dass nur, wenn man sie radikal untergehen lässt, sich etwas ändert. Die Menschen sind so gestrickt, es wird immer so weitergehen, bis es nicht mehr geht, erst wenn die Katastrophe ihr Werk vollendet hat, dann beginnt ein Umdenken, vorher nicht wirklich..

Vielleicht bin ich da auch zu pessimistisch, könnte mir jetzt einen ironischen Spaß draus machen, das ist von der Bankwirtschaft alles nur inszeniert, damit die blinden Politiker mehr Geld für sie locker machen, wie würden die knausern, wenn es um ein marodes Krankenhaus ginge, da würde es heissen, wir müssen sparen, was das Zeug hält, aber bei denen wird nicht mal gekleckert, weit mehr als geklotzt, auf einmal können unsere maroden Staaten Geldfontänen springen lassen, von denen wir zuvor nur geträumt haben, wenn nur danach bei uns alles blühen würde wie früher in den Babylonischen Gärten.

Meines Erachtens müssten die ganz anders den Hebel ansetzen, was berechtigt beispielsweise einen Menschen, selbst wenn er studiert hat und sechzehn Stunden arbeitet, was berechtigt einen solchen Menschen, so viel Geld zu verdienen, nichts berechtigt ihn dazu, ich würde die Spitzengehälter radikal streichen, obgleich mir bewusst ist, dass die meistern von ihnen dann abwandern in die Golfstaatenregion oder ins neue große goldene Bermuda-Dreieck Russland-China-Indien, kein Wunder, dass die Amis über Georgien unbedingt noch einen Fuß in diese Region reinbekommen wollen, oder dessen Ränder, nach Singapur oder sagenhaft reichen ehemals russischen Fata-Morgana-Bodenschatzrausch-Länder, diese Menschen sind maßlos gierig und deshalb nicht aufzuhalten, was täten die hergeben, wenn sie unsterblich werden könnten, die meisten von ihnen würden uns den Finger zeigen.

Ich bin total gegen Verallgemeinerung, es sind nicht alle in diesen Schichten so, aber die Dekadenz nimmt auch in unserer westlichen Welt zu.

Ich kenn mich in der politischen Materie nicht so aus, da habt ihr weit mehr Ahnung als ich, vielleicht wisst ihr vernünftige Regeln, die ein gesundes Gleichgewicht wieder herstellen würden, ich denk mir, vielleicht gibt es eines Tages einen Kampf zwischen Politikern und die neureiche GlobalOligarchie, die schneller wie eine Ratte ist, ich glaube, die Politiker und das Volk werden verlieren..

Die ganze Bankenindustrie wartet nur darauf, dass die Politiker drauf reinfallen und neues Kapital ins Worldweite Bankencasino pumpen, an ihren Rouletttischen „ein Glücksspiel“) schließen sie längst schon Wetten drauf ab...

der Kommentar mag dich befremden, aber das wollte ich heute Morgen dazu sagen.
 
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Turandot

Hi Myron, :winken:


ich denke, du irrst dich in einigen Punkten. Und es liegt auch daran, dass wir in einem rethorischen Urwald leben, ziemlich vergleichbar mit Alice im Wunderland. Ich schreib mal auf, was ich denke:

Das Studium der Volkswirtschaft ist vom Mathematik-Teil her sehr anspruchsvoll - aber die Annahmen, von denen sie ausgehen sind in jedem Punkt grundfalsch. Die einen merken es nicht, weil sie zu naiv sind, die anderen merken es, sagen es aber nicht, weil man sonst keine Karriere machen kann. Das ist auch menschlich, denn stell dir vor, du bist Professor und weißt, dass alles, was du lehrst Humbug ist - dann ist dein Geld, dein Ansehen usw. auch Humbug und unverdient. Wer möchte sich dergleichen eingestehen? Selbiges gilt für Journalisten, die dem Volk bestimmte Zusammenhänge in bestimmten Sprachfloskeln ins Gehirn hämmern.

Bei dir sind mir jetzt auch einige dieser Floskeln aufgefallen:

wenn es um ein [COLOR="Red"]marodes[/COLOR] Krankenhaus ginge

um ihnen wenigstens einen kleinen [COLOR="Red"]Anreiz zu geben[/COLOR], von solch bösen Spielen künftig die Finger zu lassen

[COLOR="Red"]Die Menschen sind so gestrickt[/COLOR], es wird immer so weitergehen, bis es nicht mehr geht, erst wenn die Katastrophe ihr Werk vollendet hat, dann beginnt ein Umdenken, vorher nicht wirklich..

Rot markiert habe ich Ausdrücke, die m.E. wirklich von oben festgelegt wurden, damit das Volk in der Freizeit auch weiß, was es denken soll. Denn man kann Gedanken über Sprachbausteine auf wunderbare Weise kontrollieren. Wie kommt es denn, dass Krankenhäuser "marode" sind? Was kann man denn tun außer "sparen"? (Sparen bedeutet eigentlich Geld anlegen und Zinsen zu bekommen, nicht "Leute entlassen" etc. Das Wort ist hier also falsch verwendet.)

Oder wie sind denn "die Menschen gestrickt"? Sehr verschieden, meinst du nicht? Die VWL tut so, als hätte man es bei den Menschen mit einem "Homo Oeconomicus" zu tun, der in der Realität nie und nimmer existieren kann. Nicht nur, weil der Mensch eben nicht rational ist (das Rationale existiert eigentlich nur tendenziell und vergleichsweise), sondern vor allem, weil der Homo Oeconomicus immer vollständig informiert sein muss - Täuschung kommt in der VWL gar nicht vor. Und was sehen wir denn überhaupt[COLOR="Teal"] außer Täuschung[/COLOR]? Ja, die ganze VWL ist eine Täuschung!

Also: um zu wissen, wie die Menschen also gestrickt sind, müssen wir erst mal herausklamüsern, von wem wir sprechen und um welche Situationen es geht. Dann wissen wir nämlich auch, welche "Anreize" oder was auch immer hier gefragt sind.

Meiner Meinung nach, brauchen wir nämlich nicht über Anreize zu sprechen. Die betreffenden Personen, die die Hauptverantwortung haben, sind teilweise hochbetagte Männer und keine Kindergartenkinder gone wild :happy:

Es geht z.B. um die Chefs der Zentralbanken, der ehemalige Chef der amerikanischen Fed: Alan Greenspan, der heutige Chef der EZB: Jean-Claude Trichet, der sich übrigens kategorisch weigert die Zinsen zu senken. Ein fataler Kerl dessen Nachname übrigens nach "austricksen" klingt: tricher.

Dann haben wir den amerikanischen Finanzminister: er ist der wichtigste Aktionär von einer Investmentbank namens Goldman Sachs und er war sieben Jahre lang davon der Chef. "Zufälligerweise" ist diese Bank bisher mit am besten weggekommen, einen Konkurrenten namens Lehman Brothers hat man schon mal ganz ordentlich auflaufen lassen. Begründung? Nicht nötig.

Also: das möchte ich erstmal festhalten: keine Kindergartenkinder oder Bubis in den Banken, sondern mit allen Wassern gewaschene, sehr mächtige Männer, die an Schlüsselpositionen sitzen. Zum Beispiel unser Horst Köhler war mal Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF).













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Fortsetzung folgt.... :winken:
 
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Turandot

Mein Freund hat es heute so auf den Punkt gebracht:

Es befindet sich ein Personenkreis in der Krise, der bisher von sämtlichen Krisen profitiert hat. (Asienkrise 1998, Rubelkrise, Argentinien, Dauerkrise Afrikas etc.) Man kann sagen, dass sie die ganze Welt ausgeraubt haben und der Grund für die jetzige Krise besteht darin, dass keiner zum Ausrauben mehr übrig ist. :nono:




Lafontaine hat es sehr richtig so ausgedrückt:

Vor über 20 Jahren hatten wir folgende Situation: Über 90 Prozent des Geldes, das um den Erdball kreiste, diente der Wirtschaft, also dem Handel von Waren und den Investitionen und nur ein geringer Teil, fünf Prozent, diente der Spekulation. Heute ist das umgekehrt. Wir haben also ein reines Weltcasino, in dem nur spekuliert wird.

Und dieses spekulative Geld ist jetzt an den Punkt gelangt - wo es nicht weiter wachsen kann. Das ist die Krise, deswegen gehen die Banken pleite.


Und was würde passieren, wenn wir die Banken "einfach so" pleite gehen lassen? Dann bricht die gesamte Wirtschaft zusammen. Weil das Casinogeld leider gleichzeitig das Geld ist, mit dem der Arbeitnehmer bezahlt wird. Das Geld verschwindet eben nicht an der richtigen Stelle (von den Konten der Überreichen), sondern aus dem Portmonnaie der Unter- und Mittelschicht. Die wirklich Reichen finden Krisen nicht sehr schlimm, weil man in der Zeit einfach mal alles kaufen kann, jede Firma, jede Bank, alle Häuser, den Boden. Und am Ende gibt's nurnoch zwei Superbanken oder so.




Also kann von pädagogischen Effekten überhaupt keinerlei Rede sein. :traurig:


Und dass Horst Köhler sich selbst bestraft ist wohl a weng viel verlangt. :p



Also wie haben diese Leute es fertig gebracht, die Welt auszurauben? IWF und Weltbank wurden nach dem zweiten Weltkrieg gegründet, um hierbei zu helfen. Sie gingen zur Dritten Welt und haben dort Kredite zum angeblichen Aufbau verteilt. Aber die Bedinungen, die an diese Kredite geknüpft waren, sind sehr vielsagend:

- Sozialabbau
- Privatisierung von möglichst allem (Öl, Boden usw.)
- Privilegien für und Unterstützung von großen, internationalen Konzernen (was einheimische Unternehmen zerstört)

Jetzt ist es auch klar, warum die Bauern in Indien so frustriert und verschuldet sind, dass sie Massenselbstmord begehen - mit den Spezialgiften, die sie aus Amerika bestellen müssen.




Die verantwortlichen Halunken sitzen nun in unseren Regierungen, Zentralbanken, überall wo man Entscheidungen trifft und wo man Informationen verbreitet: Unis, Zeitungen etc.






Du sagst:

Ich kenn mich in der politischen Materie nicht so aus, da habt ihr weit mehr Ahnung als ich, vielleicht wisst ihr vernünftige Regeln, die ein gesundes Gleichgewicht wieder herstellen würden, ich denk mir, vielleicht gibt es eines Tages einen Kampf zwischen Politikern und die neureiche GlobalOligarchie, die schneller wie eine Ratte ist, ich glaube, die Politiker und das Volk werden verlieren..

Die ganze Bankenindustrie wartet nur darauf, dass die Politiker drauf reinfallen und neues Kapital ins Worldweite Bankencasino pumpen, an ihren Rouletttischen „ein Glücksspiel“) schließen sie längst schon Wetten drauf ab...

Bei den Politkern und den Leuten, die du Banker nennst, handelt es sich um den selben Personenkreis.
 
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Myron

Hi Turandot, :winken:

ich les das alles mit so großen Augen, es wühlt mich ganz schön auf,

jetzt schreib ich auf, welche Gedanken mir jetzt ganz spontan nach dem unmittelbaren Lesen des Textes so durch den Kopf gehen.

Mir macht es überhaupt nichts aus, dass du denkst, dass ich mich in einigen Punkten irre. Ich bin froh um diesen Austausch. Wie lange habe ich darauf gewartet.

Du beschreibst einige Floskeln, die dir in meinem Sprachgebrauch aufgefallen sind.

Mir fällt das natürlich nicht auf, ich hab beim Schreiben nicht darüber nachgedacht, woher ich diese Begriffe hab, woher ich sie übernommen hab.
Du weisst, dass ich auf der Suche bin, mich davon zu lösen.

So Funken fallen mir da im Moment ein, derrida, der fordert, dass die bedeutung der Wörter im Kopf erst zerstrümmern werden müssen, bevor man sie dann mit neuem Sinn füllen und wieder zusammensetzen kann (....das ist so ein Echo aus der Vergangenheit), ich weiss, dass sie dem Kriegsministerium einen Schafspelzwortwahlmantel namens "Verteidigungsministerium" umgehängt haben und damit ihre Ordnung in Afghanistan "verteidigen",

bestimmt hab ich viele Ausdrücke aus Informationsquellen, die mich in ihrem Sinne manipulieren sollen.
Aber trotz aller unbewussten Einflussnahmen bin ich ein Mensch, der eigenständig denkt!

Wie sind die Menschen gestrickt, frägst du.
Im Grunde schon sehr verschieden. Aber vielleicht auch nicht wirklich. Wer bleibt schon freiwillig materiell arm?

Was verstehst du unter dem Begriff "VWL"? Den kenn ich nicht.
Ist das ein Synonym für diese Leute. Volkswirtschaftler?

Du schreibst, wir brauchen nicht über die Anreize zu sprechen, weil dies die Reichen nicht mehr nötig haben.

Der Satz von deinem Freund: "Es befindet sich ein Personenkreis in der Krise, der bisher von sämtlichen Krisen profitiert hat. Man kann sagen, dass sie die ganze Welt ausgeraubt haben und der Grund für die jetzige Krise darin besteht, dass keiner mehr zum Ausrauben mehr übrig ist."
find ich hart und gut, :), diese fatale Sichtweise könnte Folgen haben.

Trotzdem denk ich, es gibt immer noch vieles zum Ausrauben. Du hast noch dein Hemd an. Und Millionen mit dir. Der Staat auch noch. Auch die Antarktis.

Die Reichen brauchen in Zukunft studierte Butler und Gärtner und Kindermädchen, da muss man die Voraussetzungen dafür schaffen.:rolleyes2:
Da geht ein bischen meine ironische Ader durch.

Dass, was du über Lafontaine erzählst, was er da ausgedrückt hat, ist mir beeits seit längerem bekannt. Seit diesem "Neuer Markt-Treiben".
Das hat bisher jedoch keinen davon abgehalten, da weiter zu machen.

Was mich ganz traurig macht, das mein ich ernst, sind diese Zeilen, worin du mir erzählst, ich soll mir vorstellen, ich sei Professor, der wüsste, dass alles, was er lehrt, Humbug und unverdient ist, also auch sein Ansehen, sein Geld usw., alles Humbug ist und unverdient.
Da krieg ich eine Wut. Gibt es tatsächlich solche Menschen in diesen oberen Kreisen, dann verarschen die uns gewaltig. Wie können die nur damit leben,
mit so einer Lüge, frag ich mich. Das schlimmste ist, ich fürchte, du hast recht damit.

Du schreibst, wir müssen uns erst einmal klarmachen, von wem wir sprechen und um welche Situation es geht.
Du meinst, bei den Politikern und den Leuten, die ich Banker nenne, handelt es sich um den selben Personenkreis. Sie sitzen in unseren Regierungen, Zentralbanken, überall, wo man Entscheidungen tritt.

Einspruch, Turandot, nicht jeder Mensch (mag er auch Politiker oder Banker sein) ist gleich gestrickt.

Übrigens, von Horst Köhler hab ich eine gute Meinung. Den hab ich zweimal persönlich gesprochen und für gut befunden.


"Man kann Gedanken über Sprachbausteine auf wunderbare Weise kontrollieren." Wir leben in einem ganzen Urwald davon. Kein Wunder, dass ich wie Alice im Wunderland durch diesen Wald gehe.
 
OP
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Turandot

Aber trotz aller unbewussten Einflussnahmen bin ich ein Mensch, der eigenständig denkt!


Weil ich das auch glaube, habe ich dich ja auf die Floskeln aufmerksam gemacht. :)


Wie sind die Menschen gestrickt, frägst du.
Im Grunde schon sehr verschieden. Aber vielleicht auch nicht wirklich. Wer bleibt schon freiwillig materiell arm?

Arm ist zweifellos niemand freiwillig. Die Frage ist aber, wie ticken Leute, die immer mehr Macht wollen, die ständig angeheizt vom Risikospiel sind, denen die Schicksale von Fremden Menschen egal sind, auch wenn sie eine Verantwortung dafür tragen, die sich in geheimen Nachkonferenzen treffen usw. DAS ist etwas ganz anderes als ein Hungernder in Haiti, es ist auch was anderes als ein Selbstzufriedener der deutschen Mittelschicht, der nichts hinterfragt und in seiner Rechtschaffenheit vor sich hin schlummert und erst aufwacht, wenn es ihn selbst trifft - erst dann ist die Ungerechtigkeit groß. Es ist auch etwas anderes, als ein Künstler zum Beispiel ... und so weiter ... es ist alles nicht identisch, sondern höchst spezifisch.



Was verstehst du unter dem Begriff "VWL"? Den kenn ich nicht.


Volkswirtschaftslehre


Trotzdem denk ich, es gibt immer noch vieles zum Ausrauben. Du hast noch dein Hemd an. Und Millionen mit dir. Der Staat auch noch. Auch die Antarktis.


Ja, schon. Aber eben diese Geldmenge am Finanzmarkt kann nicht weiter wachsen. Das ist die Krise, die zugleich auch eine Schuldenkrise ist - und das muss sie systemimmanent auch sein, weil:
Geld = Kredit = Schulden

Und jedenfalls gibt's bei uns nix mehr zu holen, wenn wir arbeitslos sind.


Die Reichen brauchen in Zukunft studierte Butler und Gärtner und Kindermädchen, da muss man die Voraussetzungen dafür schaffen.

Aber so viele wie es geben kann, brauchen sie wieder nicht. :rolleyes2:



Einspruch, Turandot, nicht jeder Mensch (mag er auch Politiker oder Banker sein) ist gleich gestrickt.


Ich bin auch nicht dafür, alle über einen Kamm zu scheren, im Gegenteil. Aber dass Institute wie der IWF (Internationaler Währungsfonds) und die Weltbank seit jeher die Strategie haben, die ich beschrieben habe:

Kredite an Länder geben unter den Bedinungen:

- Sozialabbau
- Privatisierung von möglichst allem (Öl, Boden usw.)
- Privilegien für und Unterstützung von großen, internationalen Konzernen (was einheimische Unternehmen zerstört)

Jetzt ist es auch klar, warum die Bauern in Indien so frustriert und verschuldet sind, dass sie Massenselbstmord begehen - mit den Spezialgiften, die sie aus Amerika bestellen müssen.


Das ist de facto so. Außerdem geben sie es nicht zu, behaupten, Länder "entwickeln" zu wollen, damit ein jeder von der Globalisierung profitiere - das ist eine glatte Lüge und die Vertreter dieser Institute sagen die Unwahrheit auf einer sehr großen, tief unmoralischen Skala.



Was mich ganz traurig macht, das mein ich ernst, sind diese Zeilen, worin du mir erzählst, ich soll mir vorstellen, ich sei Professor, der wüsste, dass alles, was er lehrt, Humbug und unverdient ist, also auch sein Ansehen, sein Geld usw., alles Humbug ist und unverdient.
Da krieg ich eine Wut. Gibt es tatsächlich solche Menschen in diesen oberen Kreisen, dann verarschen die uns gewaltig. Wie können die nur damit leben, mit so einer Lüge, frag ich mich. Das schlimmste ist, ich fürchte, du hast recht damit.

Der Mensch ist gut im Verdrängen, besonders wenn er von jungen Studenten angehimmelt wird, wichtig durch die Gänge schreitet und nobel essen gehen kann. Das muss so sein, sonst wäre die Situation in der sich die Welt befindet - unmöglich. QED. :traurig:
 
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Myron

Tja, dass mit dem Zitieren ist in meinen Augen noch das kleinste *lach*
die vielfältigen (internettechnischen, fremdsprachenkundigen, forenhintergrundkenntnismäßigen, ba-bis bö-materiemäßigen und zeitdafürhabmäßigen) Vorsprünge lassen mich hier im Grunde jedesmal leicht fehlgemeldet erscheinen.

Dafür kann ich dir was aus einer anderen Matrix erzählen, meine reale Umwelt, die so ungefähr fünf Sternzeit-Triaden von der akutellen Sternzeit hier in diesem Forum entfernt ist.
Das völlig absurde an dieser Entfernung ist, ein kleiner realer Fluss fliesst durch beide Galaxien.

Seit Frühjahr/Sommer verfolg ich diesen Seismographen hier (euer Forum), Turandot, seither bestimmt das Politische wieder ein wenig mehr mein Leben,
ich war früher schon mal wesentlich mehr und jetzt vielleicht wieder,
jedenfalls, die Prognosen hier sind nicht zu unterschätzen,

hab die letzten Tage in meinem Freundeskreis heftig politisiert, damit bring ich sie ganz schön in Rage, das Randergebnis, dass mich so ziemlich alle hysterisch und verrückt erklärt haben, hat mich sehr amüsiert, ich jage ihnen mit euren Theorien Angst ein, es ist ihnen nicht geheuer, was ich denen prognostiziere. Der Grund ist, fast alle denken sich überhaupt nicht viel dabei, was da im Moment abläuft. Mein Freundeskreis gehört auch nicht zu den aktiennotierten Bevölkerungsschichten.

Sie lesen und hören Medien, und das sie da hören über die Bankenkrise, klingt für sie wie eine Mitteilung von einem bevorstehenden Erdbeben in Birma, es hat im Moment keine Auswirkung auf ihr reales Leben, die reale Welt läuft im Moment in ihrer Matrix normal wie immer ab, sie gehen zum Einkaufen, sie fahren ins Kino, sie basteln an ihren Bomben, und sie zahlen mit ihrer Kreditkarte.

Sie sprechen lieber über die Grönlandmoskitos, die schon am Schlüpfen sind und demnächst in den Evolutionsbüchern auftauchen werden.

Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten gleicht für sie einem Raumschiff, der in ein schwarzes Loch geraten ist, eine Art Geldraumloch, sie denken sich, die Amerikaner müssen jetzt das Land Kapitalismus rückwärts buchstabieren.

Ich erklär ihnen, die Türme in einem großen Schachspiel wackeln und demnächst fallen die Finanzweltdominos bis in ihre Matrix hinein und bringen ihre Bank vor ihrer Haustür zum Umstürzen, wenn sie Pech haben, stehen sie in der Sekunde am Geldautomat.

Ich hab ihnen erklärt, unser Staat ist ein großer Bierdeckel, auf denen die Merkel im Moment draufschreibt, 10.000 Milliarden Freibier für alle Aktionäre,
und hab sie gefragt, warum bisher niemand nachfragt, wer das ganze bezahlt.

Wir haben natürlich auch ernster darüber diskutiert, uns Gedanken darüber gemacht, dass dies alles im Moment nur selbstschuldnerische Bürgschaften unseres Vaters Staat sind, und dass unser Land ein Blümchen im Wind ist im globalen Megakapitalismus, und wir haben uns die Auswirkungen vorgestellt,
uns gefragt, ob die Inflation in unserem Lande jetzt heftig ansteigen wird, und wieviele Arbeitslose mehr es jetzt geben würde, wenn der Export in die USA zusammenbricht.
Über die Arbeitslosen sind wir uns eh nicht einig geworden, die politischen Sprachbausteine sprechen im Moment von mehr Arbeitsplätzen, aber welch beschissene Arbeitsplätze die meisten das sind, davon sprechen diese Bausteinvokabeln nicht, ich hab das Finanzsystem mit einem Schneeballsystem verglichen, wir haben jetzt alle die Blumen in der Hand und die Aktienmillionäre verabschieden sich derweil hinter unserem Rücken mit ihren Gewinnen aus unserem Lande, und ich frag mich Turandot, warum dieser Kommentar nicht politisch wird, obgleich ich darum ringe.
 
Zuletzt bearbeitet:
OP
M

Myron

DAS ist etwas ganz anderes als ein Hungernder in Haiti, es ist auch was anderes als ein Selbstzufriedener der deutschen Mittelschicht, der nichts hinterfragt und in seiner Rechtschaffenheit vor sich hin schlummert und erst aufwacht, wenn es ihn selbst trifft - erst dann ist die Ungerechtigkeit groß. Es ist auch etwas anderes, als ein Künstler zum Beispiel ... und so weiter ... es ist alles nicht identisch, sondern höchst spezifisch.
QED. :traurig:

Das find ich einen ganz wichtigen Satz.
 
OP
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Turandot

Das hast du schön ausgedrückt, finde ich. :winken: (Ich meine den langen Kommentar)
 
OP
T

Turandot

ich hab das Finanzsystem mit einem Schneeballsystem verglichen, wir haben jetzt alle die Blumen in der Hand und die Aktienmillionäre verabschieden sich derweil hinter unserem Rücken mit ihren Gewinnen aus unserem Lande

Ich wünschte, die Menschen hätten wenigstens Blumen in den Händen.




Ich habe was Ähnliches mal so beschrieben in einem Kommentar zu einem Zeitungsartikel:





Es kommt mir so vor, als ob wir wieder in den Zeiten sind, da die Messen auf Latein vorgelesen werden, die große Mehrheit aber keinen Zugang zur lateinischen Sprache haben. Manche (wie ich) lernen auf eigene Faust und verstehen viele Sachen falsch, sagen dann auch die Worte so falsch, dass sie freilich ausgelacht werden. Das ist verständlich! Nur, wie „fair“ ist das, wenn man auf einen Beruf fixiert ist und versucht, darin gut zu sein und eine Stelle zu finden?

Stellen Sie sich vor, Sie wären eine Maus, die in einer Wohnung unter einem Sofa lebt. Mäuse sind sehr reinlich, auch wenn sie für Menschen stinken. Sie trennen die Toilette in ihrer Behausung von der Lebensmittelkammer (den Essensdingen, die sie von der Katze „entwenden“ und fleißig sammeln). Nun, eines Tages, sitzen sie gemütlich in Ihrer Wohnung, sie „haben es geschafft“, sie leben gut und arbeitsam. Jedoch eines Tages kommt die Putzfrau und hebt das Sofa nach oben. Sie wird Sie davon jagen und alles aufputzen.

Vielen „orthodoxen Ökonomen“ kommt die Vorstellung, dass die Mehrheit vom Aufschwung etwas haben sollte, der unhygienischen Behauptung gleich, dass Mäuse in Wohnungen leben sollten.

Nur rennt die Maus nicht mit dem Gedanken „Kapitalisten!“ davon. Sie läuft hinaus und hat schon wieder vergessen.

Ich persönlich sehe den Sinn des Lebens nicht in der Geldvermehrung. Ich bin sogar der Ansicht, dass die Spekulanten eigentlich nicht viel von der Fülle des Lebens verstehen und nur aus unglaublicher Beschränktheit leben und dabei noch andere Menschenleben in Gefahr setzen. Das ist schon an sich ein instabiler Zustand.
 
OP
M

Myron

Ich persönlich sehe den Sinn des Lebens nicht in der Geldvermehrung. Ich bin sogar der Ansicht, dass die Spekulanten eigentlich nicht viel von der Fülle des Lebens verstehen und nur aus unglaublicher Beschränktheit leben und dabei noch andere Menschenleben in Gefahr setzen. Das ist schon an sich ein instabiler Zustand.

Ich bin absolut derselben Ansicht. Das ist eine echte Einstellungssache, viele sehen das nicht so.

Auch das das andere, was du davor in deinem Kommentar geschrieben hast, hast du gut verstanden und in schönen Bildern ausgedrückt, find ich.


Für mich ist es eine wahre Freude, dich zu kennen. :happy: Nicht allein wegen dieser Zeilen.
 
OP
I

Iphigenie

Ich wünschte, die Menschen hätten wenigstens Blumen in den Händen.




Ich habe was Ähnliches mal so beschrieben in einem Kommentar zu einem Zeitungsartikel:





Es kommt mir so vor, als ob wir wieder in den Zeiten sind, da die Messen auf Latein vorgelesen werden, die große Mehrheit aber keinen Zugang zur lateinischen Sprache haben. Manche (wie ich) lernen auf eigene Faust und verstehen viele Sachen falsch, sagen dann auch die Worte so falsch, dass sie freilich ausgelacht werden. Das ist verständlich! Nur, wie „fair“ ist das, wenn man auf einen Beruf fixiert ist und versucht, darin gut zu sein und eine Stelle zu finden?

Stellen Sie sich vor, Sie wären eine Maus, die in einer Wohnung unter einem Sofa lebt. Mäuse sind sehr reinlich, auch wenn sie für Menschen stinken. Sie trennen die Toilette in ihrer Behausung von der Lebensmittelkammer (den Essensdingen, die sie von der Katze „entwenden“ und fleißig sammeln). Nun, eines Tages, sitzen sie gemütlich in Ihrer Wohnung, sie „haben es geschafft“, sie leben gut und arbeitsam. Jedoch eines Tages kommt die Putzfrau und hebt das Sofa nach oben. Sie wird Sie davon jagen und alles aufputzen.

Vielen „orthodoxen Ökonomen“ kommt die Vorstellung, dass die Mehrheit vom Aufschwung etwas haben sollte, der unhygienischen Behauptung gleich, dass Mäuse in Wohnungen leben sollten.

Nur rennt die Maus nicht mit dem Gedanken „Kapitalisten!“ davon. Sie läuft hinaus und hat schon wieder vergessen.

Ich persönlich sehe den Sinn des Lebens nicht in der Geldvermehrung. Ich bin sogar der Ansicht, dass die Spekulanten eigentlich nicht viel von der Fülle des Lebens verstehen und nur aus unglaublicher Beschränktheit leben und dabei noch andere Menschenleben in Gefahr setzen. Das ist schon an sich ein instabiler Zustand.

Deinen Text finde ich so gut, daß ich mir die Freiheit nehme,
ihn in den Aphorismentröööt zu stellen.

liebe Grüße
Iphi:)
 

Wer ist gerade im Thread? PSW - Foristen » 0 «, Gäste » 1 « (insges. 1)

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