Einmal wachte ich mit einer Bekannten im Urlaub auf einem Hotelbett auf und die Sonne stand schon am Himmel und die Uhr zeigte Acht. Es war ein schöner Morgen, aber sie schlief noch fest, ich rauchte auf dem Balkon eine Zigarette, trank den ersten Kaffee (aus der Tüte), ging unter die Dusche - und hoffte, sie wäre inzwischen wach.
Aber sie hatte sich in den Laken vergraben, ich stupste sie leicht an, doch sie stöhnte nur: "Pst. Stör mich bitte nicht beim Kassenabschluss."
Der Modeladen hatte sie also schon wieder im Traum eingeholt. Warscheinlich hatte die Prozedur erst begonnen: das Bargeld der Kasse wurde dreimal nachgezählt, dann noch die Belege der Kartenzahlungen dazu addiert, ein Kassenreport musste ausgefüllt werden und an den Chef gefaxt werden.
Dann musste sie noch die Alarmanlage scharf schalten, was manchmal misslang, so dass sie die Sicherheitsfirma anrufen und auf sie warten musste. Sie machte dann auch noch eine Kontroll-Runde durch den Laden, um festzustellen, ob alles ordentlich dalag und ob eventuell ein Diebstahl festzustellen wäre. Letzendlich fummelte sie an den Beleuchtungsschaltern rum, verließ den Laden durch die Hintertür - und ging dann noch zur Bank, um das Geld am Automat oder am Nachttresor einzuzahlen.
Es konnte also ein bis zwei Stunden dauern... und ich war mir nicht sicher, ob wir es noch zum Hotel-Frühstück schaffen würden, denn das gab es nur bis zehn.
Eigentlich war der Laden schon vor drei Jahren pleite gegangen.
Aber in ihren Träumen arbeitete sie immer noch dort.
Timeout. Broken dreams. Leere Läden in Berlin.
http://www.peperoni-books.de/timeout.html
Immer noch aktuell.