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"Von Washington zu Napoleon" - läuft SO Geschichte ab?
Ich möchte hier eine kleine Spekulation diskutieren, auf die mich Hellmann mit einer Bemerkung über die Französische Revolution gebracht hat. Er meinte, die Revolution von 1789 hätten die Briten angezettelt. Das hat mich auf folgendes Szenario gebracht.
1. Krieg zwischen Großbritannien und Frankreich in Nordamerika
Im 18. Jahrhundert hatten sowohl die Briten als auch die Franzosen Kolonien in Nordamerika. Die Briten hatten die so genannten "Neuengland-Staaten" an der Ostküste. Die Franzosen hatten im Süden am Missisippi das Gebiet des heutigen US-Bundestaates Louisiana und im Norden Gebiete im heutigen Kanada. Das so genannte Franko-Kanada oder Quebec z. B. mit der Stadt Montreal.
Es kam zum Krieg zwischen Briten und Franzosen, der mit dem Verlust Franko-Kanadas an die Briten endete. Den Franzosen blieb zwar noch das heutige Louisiana, aber im Großen und Ganzen waren die Briten nun Herr über den Osten Nordamerikas. Da erstreckte sich von Florida (meines Wissens damals noch spanisch) bis zur Arktis ein riesiger Siedlungsraum, den Großbritannien als "Hinterland" nutzen konnte. Eine Quelle von Rohstoffen und ein Raum für Siedler. Der Ökonom Adam Smith soll damals vorausgesehen haben, dass Großbritannien von einem kleinen Inselstatt zu einem großen Reich zu beiden Seiten des Atlantiks wird. Wobei sich ihm zufolge das Schwergewicht nach Amerika verlagern würde, aber es wäre eine Verschiebung innerhalb eines groß und mächtig gewordenen Staaten.
Nun ja, wenn Adam Smith vorausgesehen hat, dass Großbritannien durch seine Territorien in Nordamerika größer und mächtiger werden würden, dann mögen das auch die Franzosen vorausgesehen haben. Nach dem Verlust der Territorien in Kanada wird man in Versailles über solche "Perspektiven" nicht gerade begeistert gewesen sein ...
2. Die Unabhängigkeit der USA
Den Träumen Adam Smiths von einem Großbritischem Reich standen allerdings die Spannungen zwischen Großbritannien und den Menschen in den Neuengland-Staaten entgegen. Die Opfer im Krieg mit den Franzosen sollen da für Unmut gesorgt haben und dazu kam, dass viele Kolonisten keine Angelsachsen waren. Im Norden gab es noch die nun zu britischen Untertanen gewordenen Franko-Kanadier (die vergeblich gegen die britische Herrschaft revoltierten) und in "Neuengland" selbst lebten so viele Deutschstämmige, dass nach der Unabhängigkeit beinahe Deutsch die Sprache des jungen Staates geworden wäre.
So kam es 1776 zur Erklärung der Unabhängigkeit. Über den Verlauf des "Unabhängigkeitskrieges" steht aber bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Vereinigten_Staaten
Aus der Sicht einer Rivalität zwischen Frankreich und Großbritannien ist nun Folgendes geschehen: Nachdem Frankreich die meisten Territorien in Nordamerika verloren hat, verlor nun auch Großbritannien seine wichtigsten Gebiete. Frankreich hat durch die Unterstützung der USA die Gefahr eines Groß-Großbritanniens zu beiden Seiten des Atlantiks ein für allemal beseitigt. Im "Frieden von Paris" haben - im Jargon von Schulhofschlägern gesprochen - es die Franzosen den Briten heimgezahlt. Der Logik von Schulhofschlägern zufolge mögen die Briten aber nun auch Rache gesonnen haben.
Damit sind wir bei
3. Die französische Revolution
Darüber hat Hellmann geschrieben, dass der Finanzminister Necker im Auftrag der Briten die französischen Staatsfinanzen durcheinander gebracht hätte. Das kann ich so nicht nachvollziehen, ich habe da aber folgende Spekulation.
Nach dem o. g. "Frieden von Paris" mögen sich die Briten von den jungen USA und ihrem Verbündeten Frankreich "in die Zange genommen" fühlen. War nicht Seeherrschaft immer der Trumpf der Briten? Nun war der Atlantik aber auf dem besten Wege, sich vom britischen "mare nostrum" in ein feindliches Meer zu verwandeln. Da galt es, die Bestandteile der antibritischen Allianz zu exterminieren, ehe sie von einer bloßen Angstvorstellung zu Realität werden konnte.
Demzufolge war die französische Revolution zunächst im Interesse der Briten. Die Bourbonen, die als Geburtshelfer der USA agierten, wurden einen Kopf kürzer gemacht. In Frankreich brach Chaos aus und auf dem europäischen Festland begann eine Serie von Kriegen. Die Briten schafften es 1812 sogar, Washington einzunehmen und das Weiße Haus niederzubrennen - auch wenn die USA unabhängig blieben.
Unerwünscht und ungewollt waren die militärischen Erfolge der Franzosen und Napoleons Bestrebungen zur Einigung Europas sowie seine wirtschaftliche Kriegführung gegen Großbritannien gewesen sein. Da mussten die Briten ganz schon rödeln, um die Folgen ihres eigenen Tuns 1815 in den Griff zu kriegen.
Meine Frage
Ich will hier nicht behaupten, dass die dargestellten Ereignisse resp. ihre Ursachen und Wirkungen wirklich so waren, wie in meiner Spekulation. Da gibt es sicher noch viele andere Aspekte.
Aber ist das oben skizzierte - nämlich die Revolutionen von 1776 in den USA und 1789 in Frankreich - im Kontext schnöder und skrupelloser Machtpolitik zu stellen - nicht ein wesentlicher Aspekt von Geschichte?
Besondern 1776 und 1789 haben die Protagonisten mit Idealen und dem Diskurs der Aufklärung argumentiert. Die Menschenrechte als Fundament der USA und "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" als Parole des revolutionären Frankreichs. Den Diskursen sind sie allerdings oft nicht gerecht geworden und es ist legitim, zu vermuten, dass da viele nur ihre wahren Absichten verschleiern wollten. Für noch plausibler halte ich es, dass den französischen Förderern der US-amerikanischen Revolution und - hypothetischen - britischen Hintermännern des Sturzes der Bourbonen nur um Machtpolitik ging. By the way haben sich die absolutistischen Bourbonen auch keinen Gefallen damit getan, eine Revolution zu unterstützen, welche sich mit dem Diskurs der Aufklärung legitimierte. Jenem Diskurs, mit den wenige Jahre später die Jakobiner die Bourbonen stürzten.
Schließlich sagte schon im Gemeinschaftskunde-Leistungskurs der konservative Lehrer zu uns: Politik ist Machtpolitik :rolleyes2:
Ich möchte hier eine kleine Spekulation diskutieren, auf die mich Hellmann mit einer Bemerkung über die Französische Revolution gebracht hat. Er meinte, die Revolution von 1789 hätten die Briten angezettelt. Das hat mich auf folgendes Szenario gebracht.
1. Krieg zwischen Großbritannien und Frankreich in Nordamerika
Im 18. Jahrhundert hatten sowohl die Briten als auch die Franzosen Kolonien in Nordamerika. Die Briten hatten die so genannten "Neuengland-Staaten" an der Ostküste. Die Franzosen hatten im Süden am Missisippi das Gebiet des heutigen US-Bundestaates Louisiana und im Norden Gebiete im heutigen Kanada. Das so genannte Franko-Kanada oder Quebec z. B. mit der Stadt Montreal.
Es kam zum Krieg zwischen Briten und Franzosen, der mit dem Verlust Franko-Kanadas an die Briten endete. Den Franzosen blieb zwar noch das heutige Louisiana, aber im Großen und Ganzen waren die Briten nun Herr über den Osten Nordamerikas. Da erstreckte sich von Florida (meines Wissens damals noch spanisch) bis zur Arktis ein riesiger Siedlungsraum, den Großbritannien als "Hinterland" nutzen konnte. Eine Quelle von Rohstoffen und ein Raum für Siedler. Der Ökonom Adam Smith soll damals vorausgesehen haben, dass Großbritannien von einem kleinen Inselstatt zu einem großen Reich zu beiden Seiten des Atlantiks wird. Wobei sich ihm zufolge das Schwergewicht nach Amerika verlagern würde, aber es wäre eine Verschiebung innerhalb eines groß und mächtig gewordenen Staaten.
Nun ja, wenn Adam Smith vorausgesehen hat, dass Großbritannien durch seine Territorien in Nordamerika größer und mächtiger werden würden, dann mögen das auch die Franzosen vorausgesehen haben. Nach dem Verlust der Territorien in Kanada wird man in Versailles über solche "Perspektiven" nicht gerade begeistert gewesen sein ...
2. Die Unabhängigkeit der USA
Den Träumen Adam Smiths von einem Großbritischem Reich standen allerdings die Spannungen zwischen Großbritannien und den Menschen in den Neuengland-Staaten entgegen. Die Opfer im Krieg mit den Franzosen sollen da für Unmut gesorgt haben und dazu kam, dass viele Kolonisten keine Angelsachsen waren. Im Norden gab es noch die nun zu britischen Untertanen gewordenen Franko-Kanadier (die vergeblich gegen die britische Herrschaft revoltierten) und in "Neuengland" selbst lebten so viele Deutschstämmige, dass nach der Unabhängigkeit beinahe Deutsch die Sprache des jungen Staates geworden wäre.
So kam es 1776 zur Erklärung der Unabhängigkeit. Über den Verlauf des "Unabhängigkeitskrieges" steht aber bei Wikipedia:
Für die Amerikaner verlief der Krieg zu Beginn nicht besonders gut. Die Briten eroberten im September 1776 New York und ein Jahr später Philadelphia. Erst mit dem Sieg in der Schlacht von Saratoga änderte sich die Situation. Frankreich nutzte die Gelegenheit und trat neben den Vereinigten Staaten in den Krieg ein. Die Kriegshandlungen endeten im Jahre 1781 nach der Schlacht von Yorktown. General Charles Cornwallis unterlag der amerikanisch-französischen Allianz in einer der heftigsten Schlachten des Krieges. Im September 1783 unterzeichneten die Kriegsparteien den Frieden von Paris. Dadurch wurden die Vereinigten Staaten von Amerika auch von Großbritannien anerkannt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Vereinigten_Staaten
Aus der Sicht einer Rivalität zwischen Frankreich und Großbritannien ist nun Folgendes geschehen: Nachdem Frankreich die meisten Territorien in Nordamerika verloren hat, verlor nun auch Großbritannien seine wichtigsten Gebiete. Frankreich hat durch die Unterstützung der USA die Gefahr eines Groß-Großbritanniens zu beiden Seiten des Atlantiks ein für allemal beseitigt. Im "Frieden von Paris" haben - im Jargon von Schulhofschlägern gesprochen - es die Franzosen den Briten heimgezahlt. Der Logik von Schulhofschlägern zufolge mögen die Briten aber nun auch Rache gesonnen haben.
Damit sind wir bei
3. Die französische Revolution
Darüber hat Hellmann geschrieben, dass der Finanzminister Necker im Auftrag der Briten die französischen Staatsfinanzen durcheinander gebracht hätte. Das kann ich so nicht nachvollziehen, ich habe da aber folgende Spekulation.
Nach dem o. g. "Frieden von Paris" mögen sich die Briten von den jungen USA und ihrem Verbündeten Frankreich "in die Zange genommen" fühlen. War nicht Seeherrschaft immer der Trumpf der Briten? Nun war der Atlantik aber auf dem besten Wege, sich vom britischen "mare nostrum" in ein feindliches Meer zu verwandeln. Da galt es, die Bestandteile der antibritischen Allianz zu exterminieren, ehe sie von einer bloßen Angstvorstellung zu Realität werden konnte.
Demzufolge war die französische Revolution zunächst im Interesse der Briten. Die Bourbonen, die als Geburtshelfer der USA agierten, wurden einen Kopf kürzer gemacht. In Frankreich brach Chaos aus und auf dem europäischen Festland begann eine Serie von Kriegen. Die Briten schafften es 1812 sogar, Washington einzunehmen und das Weiße Haus niederzubrennen - auch wenn die USA unabhängig blieben.
Unerwünscht und ungewollt waren die militärischen Erfolge der Franzosen und Napoleons Bestrebungen zur Einigung Europas sowie seine wirtschaftliche Kriegführung gegen Großbritannien gewesen sein. Da mussten die Briten ganz schon rödeln, um die Folgen ihres eigenen Tuns 1815 in den Griff zu kriegen.
Meine Frage
Ich will hier nicht behaupten, dass die dargestellten Ereignisse resp. ihre Ursachen und Wirkungen wirklich so waren, wie in meiner Spekulation. Da gibt es sicher noch viele andere Aspekte.
Aber ist das oben skizzierte - nämlich die Revolutionen von 1776 in den USA und 1789 in Frankreich - im Kontext schnöder und skrupelloser Machtpolitik zu stellen - nicht ein wesentlicher Aspekt von Geschichte?
Besondern 1776 und 1789 haben die Protagonisten mit Idealen und dem Diskurs der Aufklärung argumentiert. Die Menschenrechte als Fundament der USA und "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" als Parole des revolutionären Frankreichs. Den Diskursen sind sie allerdings oft nicht gerecht geworden und es ist legitim, zu vermuten, dass da viele nur ihre wahren Absichten verschleiern wollten. Für noch plausibler halte ich es, dass den französischen Förderern der US-amerikanischen Revolution und - hypothetischen - britischen Hintermännern des Sturzes der Bourbonen nur um Machtpolitik ging. By the way haben sich die absolutistischen Bourbonen auch keinen Gefallen damit getan, eine Revolution zu unterstützen, welche sich mit dem Diskurs der Aufklärung legitimierte. Jenem Diskurs, mit den wenige Jahre später die Jakobiner die Bourbonen stürzten.
Schließlich sagte schon im Gemeinschaftskunde-Leistungskurs der konservative Lehrer zu uns: Politik ist Machtpolitik :rolleyes2: