Aktuelles
  • Hallo Neuanmeldung und User mit 0 Beiträgen bisher (Frischling)
    Denk daran: Bevor du das PSW-Forum in vollen Umfang nutzen kannst, stell dich kurz im gleichnamigen Unterforum vor: »Stell dich kurz vor«. Zum Beispiel kannst du dort schreiben, wie dein Politikinteresse geweckt wurde, ob du dich anderweitig engagierst, oder ob du Pläne dafür hast. Poste bitte keine sensiblen Daten wie Namen, Adressen oder Ähnliches. Bis gleich!

Leider nur ein Traum? Wie die Europawahlen ausgehen sollten ...

PSW - Foristen die dieses Thema gelesen haben: » 0 «  

Wen wählst du?

  • CDU/CSU

    Stimmen: 0 0,0%
  • SPD

    Stimmen: 0 0,0%
  • Grüne

    Stimmen: 1 11,1%
  • FDP

    Stimmen: 0 0,0%
  • Linkspartei

    Stimmen: 3 33,3%
  • MLPD

    Stimmen: 0 0,0%
  • NPD

    Stimmen: 0 0,0%
  • APPD

    Stimmen: 1 11,1%
  • eine andere Partei

    Stimmen: 1 11,1%
  • ich wähle gar nicht!

    Stimmen: 3 33,3%

  • Umfrageteilnehmer
    9
Registriert
4 Jan 2009
Zuletzt online:
Beiträge
1.023
Punkte Reaktionen
46
Punkte
0
Website
www.beverly-schnett.de
Geschlecht
--
Ich hatte letzte Nacht einen Traum, in dem es um das Ergebnis der Europawahlen ging:

1. Linkspartei.PDS 24,5 Prozent
2. CDU/CSU 22 Prozent
3. SPD knapp unter 18 Prozent
4. Grüne 12 Prozent
5. FDP und übrige Parteien teilen sich die restlichen 24 Prozent.

Wäre übrigens Zeit, dass die APPD den Sprung über die 5-Prozent-Hürde schafft.

Warum gehen die Wahlen nicht so aus? Warum jammern und meckern alle, aber können sich nicht aufraffen, im Wahlzettel - lang genug ist er ja - irgend etwas anzukreuzen? Als Kleinparteien gibt es nich tnur die NPD und die MLPD - dann könnte ich die Wahlenthaltung noch verstehen - sondern eine Menge mehr. Einfach irgendwas ankreuzen um das Chaos zu perfektionieren.
Was wäre übrigens, wenn bei einer Wahl 30 Parteien antreten und alle unter 5 Prozent bleiben? Dann hätte keine Partei den Sprung ins Parlament geschafft und die Abgeordnetensitze blieben leer.

N. B.: ich wähle bei den Bundestagswahlen auch deshalb die Linkspartei anstatt nicht zur Wahl zu gehen, weil ich so dafür sorgen möchte, dass Union und FDP keine Mehrheit mehr haben. Guido kann meinetwegen gestärkt durch ehemalige Unionswähler Oppositionsführer auf Lebenszeit werden. Reicht es für Schwarz-Gelb nicht, muss die Union entweder ein Dreierbündnis mit FDP und Grünen machen oder weiter die große Koalition mit der SPD. Eines so peinlich wie das anderen und daher exakt das, was die verdient haben.
 
I

Iphigenie

N. B.: ich wähle bei den Bundestagswahlen auch deshalb die Linkspartei anstatt nicht zur Wahl zu gehen, weil ich so dafür sorgen möchte, dass Union und FDP keine Mehrheit mehr haben. Guido kann meinetwegen gestärkt durch ehemalige Unionswähler Oppositionsführer auf Lebenszeit werden. Reicht es für Schwarz-Gelb nicht, muss die Union entweder ein Dreierbündnis mit FDP und Grünen machen oder weiter die große Koalition mit der SPD. Eines so peinlich wie das anderen und daher exakt das, was die verdient haben.

Tscha...das ist das große Dilemma aller wahlberechtigten deutschen
Wähler, daß sie erstens von dem pathologischen Wahn besessen sind
durch Wahlen etwas verändern zu können, und zweitens überhaupt
nicht aufrichtig ohne wenn und aber die Partei ihres Herzens wählen
können. Sie können nur taktisch wählen, um zu verhindern, daß
eine bestimmte Partei gewinnt oder verliert.

Es heißt also nicht: " Ich wähle die Partei XYZ, weil ich sie gut
finde ", sondern " Ich wähle die Partei XYZ, weil ich nicht möchte,
daß die Partei ABC gewinnt." -oder verliert.

Aber mal abgesehen von diesen hirnlosen Wählerillusssionen, etwas
verändern zu können:

[COLOR="Red"]Würden Wahlen unsere
Lebensgrundlagen verbessern, hätten die Machthaber
sie längst verboten.[/COLOR]
 
OP
Beverly
Registriert
4 Jan 2009
Zuletzt online:
Beiträge
1.023
Punkte Reaktionen
46
Punkte
0
Website
www.beverly-schnett.de
Geschlecht
--
Es heißt also nicht: " Ich wähle die Partei XYZ, weil ich sie gut
finde ", sondern " Ich wähle die Partei XYZ, weil ich nicht möchte,
daß die Partei ABC gewinnt." -oder verliert.

Wenn eine Partei mit sich selbst, ihrer Ideologie und ihrer Politik nicht mehr werben kann, droht sie mit ihren Gegnern, die man nur durch ihre Wahl "verhindern" könne. So hat das schon die SPD 1980 mit "Stoppt Strauß" gemacht - drei Jahre später gab es dann Helmut Kohl und der blieb 16 Jahre.

In der Weimarer Republik warb das Zentrum mit Brüning als Garant der Ordnung gegen das rote und braune Chaos. Doch Brüning wurde auf Betreiben seines Parteifreundes von Papen gestürzt und 1933 stimmte das Zentrum dem Ermächtigungsgesetz zu und verhalf so Hitler auf legalem Wege zur Macht.

Ich habe schon mit Leuten diskutiert, die 2005 CDU wählten weil sie von Rot-Grün nichts wissen wollten. Und die stocksauer waren, dass die CDU dann eine Koalition mit der SPD einging. Bei den SPD-Wählern war es anders herum ebenso. Die fielen aus allen Wolken, als die SPD die Große Koalition machte.

Angesichts solcher Täuschungen kann ich verstehen, wenn immer mehr Leute erst gar nicht wählen gegen. Aber IMHO sollten sie lieber im Wahlzettel weiter unten nach den Kleinparteien suchen und die ankreuzen. Wenn dann x Parteien zwischen 2 und 4 Prozent kriegen und keine über die 5 Prozent kommt, hat das System fertig.
 
Zuletzt bearbeitet:
I

Iphigenie

Wenn eine Partei mit sich selbst, ihrer Ideologie und ihrer Politik nicht mehr werben kann, droht sie mit ihren Gegnern, die man nur durch ihre Wahl "verhindern" könne. So hat das schon die SPD 1980 mit "Stoppt Strauß" gemacht - drei Jahre später gab es dann Helmut Kohl und der blieb 16 Jahre.

In der Weimarer Republik warb das Zentrum mit Brüning als Garant der Ordnung gegen das rote und braune Chaos. Doch Brüning wurde auf Betreiben seines Parteifreundes von Papen gestürzt und 1933 stimmte das Zentrum dem Ermächtigungsgesetz zu und verhalf so Hitler auf legalem Wege zur Macht.

Ich habe schon mit Leuten diskutiert, die 2005 CDU wählten weil sie von Rot-Grün nichts wissen wollten. Und die stocksauer waren, dass die CDU dann eine Koalition mit der SPD einging. Bei den SPD-Wählern war es anders herum ebenso. Die fielen aus allen Wolken, als die SPD die Große Koalition machte.

Angesichts solcher Täuschungen kann ich verstehen, wenn immer mehr Leute erst gar nicht wählen gegen. Aber IMHO sollten sie lieber im Wahlzettel weiter unten nach den Kleinparteien suchen und die ankreuzen. Wenn dann x Parteien zwischen 2 und 4 Prozent kriegen und keine über die 5 Prozent kommt, hat das System fertig.

Hi Beverly,

ich gehe prinzipiell zu Wahlen, um prinzipiell ungültig zu wählen.
Denn ungültige Stimmen werden gezählt. Diese Stimmen können
sich die Herrschenden nach ihren eigenen Gesetzen nicht zuschlagen.
Wenn alle kleine Parteien wählen, bekommen die so viele Stimmen,
daß sie ins Parlament und damit an die Futtertöpfe des Volkes kommen.
- Das verhindere ich quasi durch Ungültigkeitswahl.

Grüße
Iphi:)
 
Registriert
24 Mrz 2009
Zuletzt online:
Beiträge
26
Punkte Reaktionen
0
Punkte
0
Geschlecht
--
@ Beverly @ Iphie

Zitat Beverly:

"Was wäre übrigens, wenn bei einer Wahl 30 Parteien antreten und alle unter 5 Prozent bleiben? Dann hätte keine Partei den Sprung ins Parlament geschafft und die Abgeordnetensitze blieben leer."

Das ist leider Wunschdenken, denn es gibt hier immer noch Direktmandate. Also würden die Parlamente nicht leer bleiben.

Wie verzweifelt muss man eigentlich sein, wenn man nicht mehr zum wählen geht oder ungültige Wahlzettel abgibt? Ihr tut mir wirklich leid. Ein einzelner kann natürlich nie etwas ändern. Aber bei Wahlen ist das genau wie mit dem Umweltschutz: einer allein bringt gar nichts, aber viele können sehr viel bewegen. Was ihr alle hier in diesem Forum nicht kapiert habt, nicht kapieren wollt oder einfach nicht kapieren könnt??: Wir haben hier eine Demokratie. Mit all ihren Stärken und Schwächen. Churchill hat einmal gesagt: Demokratie ist die schlechteste Staatsform. Mit Ausnahme aller anderen.
Genau so ist es. Was wollt ihr denn? Anarchie? Keine Regeln? Oder eine Diktatur? Auf Gedeih und Verderb einem einzigen Menschen ausgeliefert sein? Kommunismus? Scheisse noch mal. All das funktioniert genau so wenig.
Ich bin auch kein Freund unserer Politiker. Wie könnte man das auch sein. Aber wir selber haben sie ja gewählt. WIR!!! Ihr hätte ja auch wählen können und versuchen können jemanden anderen ins Parlament zu wählen. Aber ihr zieht es ja vor zu Hause zu bleiben oder ungültig zu wählen. Wenn ihr etwas ändern wollt, dann engagiert euch doch in der Partei eurer Wahl. Versucht etwas zu bewegen. Nicht nur hier im Forum oder auf irgendwelchen Anti-Globalisierungs-Demos.
Ihr habt mit vielen Dingen die ihr hier schreibt vollkommen recht. Die ganze westliche Welt ist verkommen und korrupt. Der Rest der Welt - egal welche Staats- oder Wirtschaftsform auch immer - ist es aber genauso. Und im Vergleich zu denen geht es uns doch deutlich besser. Ihr werdet jetzt einwenden, dass diese Staaten von den westlichen Ländern ausgepresst werden. Stimmt, aber welche Staatsformen gibt es dort in weiten Teilen? Zumindest keine Demokratien.

Wir müssen einfach versuchen das beste aus unserer Situation zu machen. Und versuchen die Welt ein wenig gerechter und lebenswerter zu machen. Für uns und für unsere Kinder. Wir haben keine andere Wahl.

Aber eure abstrusen Verschwörungstheorien über Fed-Banker u.ä. bringen uns nicht weiter. Ich glaube nach wie vor an die Demokratie. Einfach weil es keine Alternative gibt. Nachdem wir alle Menschen sind, werden sich immer wieder irgendwelche Menschen über andere stellen und Korruption wird es immer geben. So ist die Natur des Menschen. Das müsst ihr einfach mal kapieren.
 
I

Iphigenie

Hi Aasgier,

könnte vielleicht eine interessante Diskussion mit Dir werden.
Um aber mit Dir über Demokratie diskutieren zu können, müßtest
Du mir erst einmal genau erklären, was Du genau darunter verstehst.
Wenn Du das getan hast, werde ich Dir genau auseinandersetzen,
was ich darunter verstehe.
Denn der bekannten Spruch von Churchill, den Du hier aufführst...
Demokratie ist die schlechteste Staatsform. Mit Ausnahme aller anderen.
erklärt alles andere als die Bedeutung von Demokratie.

Nur so am Rande...Du schreibst:
Wie verzweifelt muss man eigentlich sein, wenn man nicht mehr zum wählen geht oder ungültige Wahlzettel abgibt? Ihr tut mir wirklich leid.

Ich bin absolut nicht verzweifelt, zumal ich Sanguinikerin bin:happy:.
Ungültig wähle ich deshalb, weil ich mich nicht mitschuldig machen will,
an all dem, was das herrschende Regime uns Bürgern antut.

Aber jetzt bin ich erstmal auf Deine Definition des Begriffes Demokratie gespannt:)


grüße
Iphi:)
 
I

Iphigenie

Aus unserem Reflexionströööt Nr.906

Eine parlamentarische Demokratie ist nichts anderes als die
Erfindung schlauer geldschwerer Bürger nach der 1789er
Revolution in Frankreich. Sie wurde zu nichts anderem ins Leben
gerufen, als der Diktatur des Geldes, der Diktatur des
Finanzkapitals treu zu dienen.

~ Iphigenie





Hallo Aasgier,

Hier hab ich was über Deine wundervolle Demokratie:giggle:

Spiegel-Online vom 2.April 2009

Von Franz Walter
Im Herbst 2006 machte ein Begriff aus der Soziologie jäh Karriere:
Prekariat. Durch eine Studie der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung
geriet für einige Wochen die Schicht ganz unten in der sozialen
Hierarchie ins Visier der Öffentlichkeit. Aber die Debatte verebbte
so schnell wie sie zuvor aufgekommen war. Hernach war vorwiegend
die Abstiegsangst der gesellschaftlichen Mitte ein Thema von Politik
und Publizistik. So ist es auch und gerade in der Krise des
Finanzkapitalismus geblieben.

Nun haben sich Heidelberger Lebensweltforscher und Göttinger
Politologen vor einigen Wochen wieder in die Milieus des unteren
Drittels der deutschen Gesellschaft begeben. Erfreuliche
Nachrichten sind von dort - natürlich - nicht zu vermelden. Die
Wut, aber mehr noch: Frustration und Resignation sind in den
vergangenen drei Jahren weiter gewachsen. Die Zeiten
eines hochqualifizierten, selbstbewussten, gar klassenkämpferischen
"Proletariats" sind offensichtlich auf immer vorbei. Die Menschen
im unteren Drittel sind mutlos, keineswegs zukunftsgewiss, sondern
voller Furcht vor dem, was noch kommen mag.

Die "kleinen Leute" im mittleren oder höheren Alter sind konservativ
in dem Sinne, dass ihr Fluchtpunkt stets die Verhältnisse von
"früher" sind. "Früher" - da galten sie und ihre Fähigkeiten noch
was. Früher, da kam man auch mit einem ordentlichen Volksschul-
oder Realschulabschluss weiter. "Heute muss man doch mindestens
Abitur haben, sonst brauchst Du Dich gar nicht erst vorzustellen" -
lautete die immerwährende Klage der Menschen in
prekären Lebensverhältnissen.

Mit dem Begriff der "Chance" können sie nichts anfangen. Auf
die Formel "Chance durch Bildung" reagieren sie gar wütend. Jeder
oder jede von ihnen, der/die - sagen wir - über 16 Jahre ist, erfasst
ganz realistisch, dass die Chancen-Bildungs-Gesellschaft für ihn
oder sie bedeutet, in den nächsten Jahrzehnten ohne Aussichten,
ohne Ansehen, erst recht ohne Möglichkeiten des Weiterkommens
zu bleiben. Denn Bildung war ja der Selektionshebel, der sie in
die Chancenlosigkeit hineinsortiert hatte. Bildung bedeutet für
sie infolgedessen das Erlebnis des Scheiterns, des
Nicht-Mithalten-Könnens, der Fremdbestimmung durch andere,
die mehr gelesen haben, besser reden können, gebildeter
aufzutreten vermögen.

Mehr Bildungschancen mag ein Rezept für ihre ganz kleinen oder
noch nicht geborenen Kinder sein - aber selbst daran glauben sie nicht.
Für sie selbst heißt die Konzentration staatlicher Anstrengungen auf
Bildung statt sozialer Transfers die Verfestigung von sozialer Labilität,
ja Marginalität. Ganz illusionslos sehen sie, dass es für sie nicht eine
einzige plausible Idee für ein sozial gesichertes und respektables
Leben in den nächsten Jahrzehnten gibt. Daher klammern sie sich
stärker als alle anderen Gruppen an den Staat. Zugleich aber
beschweren sie sich bitter über die Bürokratie, mit der sie bei
ihren täglichen Behördengängen zu tun bekommen, von der sie
sich gegängelt, überwacht, schikaniert fühlen.

Signifikant ist die dominante Fortschrittsangst. Der Fortschritt
bedeutet Bedrohung, übt einen permanenten Druck aus, den man
nicht zu bewältigen vermag, der hilflos und klein macht, der die
eigene Entbehrlichkeit und Nutzlosigkeit grell ausleuchtet. Auch
hier ist der pessimistische Fatalismus spürbar, das allgegenwärtige
Gefühl, die Dinge nicht mehr in der Hand zu haben, erst recht nicht
steuern zu können, weshalb sich gerade die überforderten
Unterschichten in ihre Refugien von Couch und Fernsehzimmer
zurückziehen, um ihre Hilflosigkeit nicht noch öffentlich preisgeben
und sich der Lächerlichkeit aussetzen zu müssen.

Bezeichnend an der Selbstinterpretation der unteren Schichten
ist, dass sie die schlimmste Zeit, die fatalsten Brüche in
ihrer Lebensgeschichte, in den achtziger und neunziger Jahren
verorten, als nicht nur die schon zuvor existente Arbeitslosigkeit
drückte, sondern als überdies die neuen Medien, die neuen
Technologien, die deutsche Einheit, die neue Währung, die
neuen Ansprüche im Geschlechter- und Familienverhältnis, die
Appelle zur fortwährenden Bildung ihnen auf den verschiedensten
Ebenen zusetzten. Mit einem Problem fertig zu werden, hätte
ihnen noch gelingen mögen. Doch nun bündelten sich die Wandlungen
und Zumutungen auf allen Seiten der Alltagsbewältigung.

Auch der Staat besitzt eine beschränkte Leistungsfähigkeit. Der
Soziologe Rainer M. Lepsius hat in anderer Angelegenheit darauf
hingewiesen, dass Nationen kaum dazu in der Lage sind, mit
sich überlappenden Basisproblemen, die sämtlich zeitgleich auftreten,
auf zivile Weise fertig zu werden.
Auch ein gut funktionierendes System kann in der Regel jeweils
nur ein Großproblem konstruktiv lösen, denn jede Organisation -
eben auch der Staat - besitzt eine beschränkte Leistungsfähigkeit.
Für die mit kulturellen Ressourcen minderausgestatteten Unten-Milieus
gilt das erst recht.


Fatale Furcht ergreift die ewigen Verlierer

Von Franz Walter

2. Teil: Das Können älterer Menschen verlor irgendwann an
Wert Politiker bilden für diese Gruppen eine hermetisch abgeschlossene
Kaste, die vom Volk nichts weiß, die quasi hinter Mauern lebt und
sich auf Kosten des Steuerzahlers mit teuren Delikatessen ein
angenehmes Leben macht. Bemerkenswert allerdings ist, dass
viele aus den vernachlässigten sozialen Souterrains, die schon
einmal einen Politiker "live" begegnet sind, diesen - aber eben nur
diesen - als "sympathisch", "normal geblieben", "verständnisvoll"
empfanden. Ansonsten sind es bestenfalls Politiker wie Merz,
Clement, mitunter auch Westerwelle, denen Lob zuteil wird,
weil sie sich nicht "verbiegen" lassen, "echt" und "ehrlich" agieren,
die Dinge "aussprechen", wie sie sind. Nun verkörpern diese drei
Politiker bekanntlich nicht die staatliche Schutzmacht der kleinen
Leute. Die Bruce-Willis-Haltung also scheint zugkräftiger als die
wackere Sozialstaatlichkeit etwa der Schreiners oder Blüms.

Bezeichnend ist, dass man in den jüngeren Teilen des "neuen
Unten" überhaupt nur noch den politischen Typus akzeptiert,
der mit Geradlinigkeit verbunden wird, die politische Spezies des
"lonesome cowboys" gleichsam, der sich auch durch
Abstrafungsaktionen oder gar Ausschlussandrohungen von oben
nicht einschüchtern lässt.
Es ist der Typus des harten Mannes, der ohne Schleimereien und
ohne Parteipatronage "seinen Weg geht", "für etwas steht",
seiner Sache "nicht untreu" wird. Darin spiegelt sich nicht nur das
in der Tat große Bedürfnis nach Politikern, die wirklich machen, was
sie sagen. Die einen also nicht - wie so viele andere im bisherigen
Leben - enttäuschen, betrügen oder verraten, sondern die
Hoffnungen aufrechterhalten, dass man es doch schaffen kann:
mit Trotz und Eigensinn.

Bedrückend ist die Bilanz, die von älteren Menschen der
"kleine-Leute-Milieus" gezogen wird. Sie haben in der Regel hart
gearbeitet, waren sparsam und nachhaltig. Sie haben Kinder in die
Welt gesetzt und versucht, aus ihnen ordentliche Menschen zu
machen. Sie haben rechtschaffen und fleißig
gelebt. Aber irgendwann vor rund 20 Jahren verloren ihre
einfachen Bildungsabschlüsse, ihre manuellen beruflichen Fertigkeiten
und ihre traditionell geprägten biografischen Erfahrungen an Wert,
jedenfalls im Ansehen derjenigen, die gesellschaftlich jetzt den Ton
angaben und seither dominant definierten, was als "Leistung" zu
gelten habe und was nicht.

Das Leben und die Arbeit der früheren Schreiner, Tischler,
Bergarbeiter, Hausfrauen und Näherinnen wurde so
aus der "Leistungsgesellschaft" der postindustriellen Eliten verbannt.
Seither ist an der früheren, alt gewordenen Basis der
arbeitsamen Industriegesellschaft eine Verbitterung zurückgeblieben,
die auch die Erosion der Volksparteien in Teilen erklärt. Denn diese
waren nicht mehr die Schutzmächte der "kleinen Leute", als die
sie ursprünglich Stimmen gesammelt hatten.

grüße
Iphi:)
 
Zuletzt bearbeitet:
OP
Beverly
Registriert
4 Jan 2009
Zuletzt online:
Beiträge
1.023
Punkte Reaktionen
46
Punkte
0
Website
www.beverly-schnett.de
Geschlecht
--
Zuletzt bearbeitet:
W

wafi

hm ... welcher Vollschwachmat wählt hier NPD ???? Selbst als Scherz halte ich sowas für dermaßen voll daneben, da fällt mir nix zu ein.
 
Registriert
24 Mrz 2009
Zuletzt online:
Beiträge
26
Punkte Reaktionen
0
Punkte
0
Geschlecht
--
@ Iphie

Tja, was ist eigentlich Demokratie? Ich weiß, eigentlich sollte es die Herrschaft des Volkes sein. Das Volk sollte nach meiner Meinung durch die vom ihm gewählten Vertreter regiert werden. Diese sollten die Interessen der Mehrheit vertreten. Soviel zur Theorie.

Natürlich sieht die Realität anders aus. Die meisten unserer Politiker sind leider Gottes absolut unfähig und noch dazu überflüssig. Einer der Punkte die mich am meisten stören ist der Fraktionszwang. Wenn sowie so schon feststeht wie die einzelnen Abgeordneten abstimmen müssen, dann brauche ich doch keine Tausenden von Berufspolitikern (kenne die Zahl leider nicht). Und wenn mal einer abweicht, wie in Hessen, dann wird er aus der Partei ausgeschlossen. Nur weil einer mal Rückgrat beweist und zu seiner Meinung steht?? Geht gar nicht. So etwas darf einfach nicht sein.

Weiterer Schwachpunkt in unserem System ist die Kaste der Berufspolitiker. Damit meine ich die Leute, die nie einen ordentlichen Beruf gelernt haben, direkt von der Uni in ein Parlament gewählt werden und jetzt unser Volk vertreten?? Wie soll ein 25jähriger Schnösel, der noch nie in seinem Leben gearbeitet hat, die Probleme seiner Mitbürger kennen und dann auch noch lösen?? Das ist in etwas so, wie das Traugespräch bei einem katholischen Priester. So etwas muss einfach unterbunden werden. Genau bei den Typen, die außerhalb der Politik kein Einkommen haben, ist doch Bestechung geradezu vorprogrammiert.

Das sind wahrscheinlich nur ein paar Schwächen im System. Ich weiß. Aber zeig mir ein besseres. Vor allem eines das funktionieren kann. Ich glaub nicht, dass es so ein System gibt.

Zu deinem Artikel aus dem Spiegel schreibe ich morgen noch was.

Viele Grüße
Peter
 
Registriert
8 Aug 2008
Zuletzt online:
Beiträge
4.415
Punkte Reaktionen
12
Punkte
0
Geschlecht
--
Tja, was ist eigentlich Demokratie? Ich weiß, eigentlich sollte es die Herrschaft des Volkes sein. Das Volk sollte nach meiner Meinung durch die vom ihm gewählten Vertreter regiert werden. Diese sollten die Interessen der Mehrheit vertreten. Soviel zur Theorie.

Natürlich sieht die Realität anders aus. Die meisten unserer Politiker sind leider Gottes absolut unfähig und noch dazu überflüssig. Einer der Punkte die mich am meisten stören ist der Fraktionszwang. Wenn sowie so schon feststeht wie die einzelnen Abgeordneten abstimmen müssen, dann brauche ich doch keine Tausenden von Berufspolitikern (kenne die Zahl leider nicht). Und wenn mal einer abweicht, wie in Hessen, dann wird er aus der Partei ausgeschlossen. Nur weil einer mal Rückgrat beweist und zu seiner Meinung steht?? Geht gar nicht. So etwas darf einfach nicht sein.

Weiterer Schwachpunkt in unserem System ist die Kaste der Berufspolitiker. Damit meine ich die Leute, die nie einen ordentlichen Beruf gelernt haben, direkt von der Uni in ein Parlament gewählt werden und jetzt unser Volk vertreten?? Wie soll ein 25jähriger Schnösel, der noch nie in seinem Leben gearbeitet hat, die Probleme seiner Mitbürger kennen und dann auch noch lösen?? Das ist in etwas so, wie das Traugespräch bei einem katholischen Priester. So etwas muss einfach unterbunden werden. Genau bei den Typen, die außerhalb der Politik kein Einkommen haben, ist doch Bestechung geradezu vorprogrammiert.

Das sind wahrscheinlich nur ein paar Schwächen im System. Ich weiß. Aber zeig mir ein besseres. Vor allem eines das funktionieren kann. Ich glaub nicht, dass es so ein System gibt.

Zu deinem Artikel aus dem Spiegel schreibe ich morgen noch was.

Viele Grüße
Peter


Demokratie sollte sein... :D

Ist sie aber nicht.

Und unfähig sind unsere Poliiker nicht - zumindest nicht für die Elite. Für die machen sie einen guten Job. Es gibt keine anderen Politiker denn die stehen nicht zur Wahl, sie kommen in den Medien nicht vor und hätten keine Chance gegen Rufmordmedien.

The best Democracy Money can buy
Those who pay can play
Those who can't
have no say
They only can pray
for a better day

:nono:
 
OP
Beverly
Registriert
4 Jan 2009
Zuletzt online:
Beiträge
1.023
Punkte Reaktionen
46
Punkte
0
Website
www.beverly-schnett.de
Geschlecht
--
hm ... welcher Vollschwachmat wählt hier NPD ???? Selbst als Scherz halte ich sowas für dermaßen voll daneben, da fällt mir nix zu ein.

Ich finde die NPD in ihrer konkreten Erscheinungsform auch grauenhaft und hoffe, dass sie nach einer Wahlpleite bei den Europa- und Bundestagswahlen verboten werden.
Aber ist diese Truppe wirklich mehr als der braune Dreckspritzer auf einem Bild, das auch sonst nur grausig ist. Ein Verwandter hat das mal so formuliert: "Wir brauchen Parteien, aber nicht diese!"

Wenn man davon ausgeht, dass Menschen sehr unterschiedliche Interessen und Standpunkte haben, liegt es nahe, dass sich die zunächst einmal gesondert artikulieren. Um sich dann irgendwie zusammen zu raufen. Weil für die "Gesamtheit" die Kosten von Konflikten viel zu hoch sind und selbst die "siegreiche" Partei dann mit Zwang und Gewalt über eine Mehrheit herrscht, die sie ablehnt oder hasst.
So stellt sich die Frage, was ein radikaler Nationalist davon hat, eine Ideologie durchzusetzen, der die meisten hier lebenden Menschen indifferent oder offen feindlich gegenüberstehen. Umgekehrt stellt sich die Frage auch für einen extremen Internationalisten, der einen technokratischen Weltstaat will.
Da ist es naheliegend, nach Kompromissen zu suchen, damit sich alle Menschen im Entscheidungsprozess wiederfinden. Selbst, wenn ihnen manche Entscheidungen egal sind und andere "gegen den Strich gehen".

Nur machen die Parteien, die keiner mehr so richtig will, das alles nicht!

Sie artikulieren keine dezidierten Standpunkte ohne Wenn und Aber und BlaBlaBla. Ich bin zum Beispiel Anhängerin eines technokratischen Weltstaates oder Weltordnung, finde mich da aber nicht einmal bei der Linken so richtig wieder.
Anstatt ihre Standpunkte klar zu artikulieren, aber zuzugestehen, dass es auch die Gegenpositionen gibt und man mit denen zu Rande kommen muss, rühren die großen Parteien mehr oder weniger im Einheitsbrei. Die "Gemeinsamkeit der Demokraten", wo schon im Vorfeld alle Ecken und Kanten abgeschliffen werden. Anstatt eines vernünftiges Kompromisses zwischen pointierten Positionen gibt es dann einen Mainstream, der heimlich, still und leise immer mehr austickt und Amok läuft, ohne dass wir es mit bekommen. Nur ein Beispiel: So genannte Experten schlagen die Einrichtung einer "bad bank" für faule Kredite vor. Das würde bis zu 300 Milliarden Euro kosten - pro Kopf der Bevölkerung also 3700 Euro, um Verluste zu sozialisieren und Gewinne privat zu lassen. Nach der Abwrackprämie, die viele Freunde von mir für Blödsinn halten, käme da noch mehr Blödsinn auf uns zu.

So ist die Mitte nicht mehr der Kompromiss zwischen Radikalen und Extremen, sondern eine ganz eigene Art von Extremismus. Dem Extremismus der neoliberalen Kader der großen Volksparteien (wo selbst bei der Union die Basis da nicht immer mit einverstanden ist) stehen dann rechter und linker Extremismus von NPD und Stalin-Apologeten gegenüber.

Wie gesagt, mittlerweile freue ich mich auf das Verbot der NPD.

Und hoffe, dass es der Auftakt zu mehr wird :)
 
OP
Beverly
Registriert
4 Jan 2009
Zuletzt online:
Beiträge
1.023
Punkte Reaktionen
46
Punkte
0
Website
www.beverly-schnett.de
Geschlecht
--
Weiterer Schwachpunkt in unserem System ist die Kaste der Berufspolitiker. Damit meine ich die Leute, die nie einen ordentlichen Beruf gelernt haben, direkt von der Uni in ein Parlament gewählt werden und jetzt unser Volk vertreten?? Wie soll ein 25jähriger Schnösel, der noch nie in seinem Leben gearbeitet hat, die Probleme seiner Mitbürger kennen und dann auch noch lösen??

Ich halte es für legitim, die Politik in der einen oder anderen Form zu seinem Beruf zu machen. Aber dann muss auch eine taugliche Ausbildung her und ein Abschluss von der Uni reicht dazu wirklich nicht aus.

In der römischen Republik gab es da den "cursum honorum" - d. h. die Angehörigen der herrschenden Aristokratie mussten nacheinander kleinere und mittlere Aufgaben erfüllen, ehe sie an die großen Staatsämter kamen.

Vielleicht sollte man etwas Vergleichbares wieder einführen und sagen: ehe jemand "in die Politik geht", muss er oder sie Aufgaben erfüllt haben, in denen man Lebenserfahrung sammelt.
 
W

wafi

naja Beverly

denk deine Idee mal weiter, du müßtest also erstmal definieren, wer denn die kleinen Aufgaben erfüllt hat und vor allem, wie die aussehen ... führt zwangsläufig in eine Elitebildung und die führt zwangsläufig in Richtung Faschismus. Nicht falsch verstehen, ich werfe dir nicht faschistische Tendenzen vor. Nur ... eben genau diese Idee des sich "beweisen" müssens, war eben die faschistische Idee eines Mussolinis ... im Endeffekt natürlich auch die der Sozialisten ... die davon träumten innerhalb der Partei Kader heranzuzüchten, die dann sich irgendwann als Führungselite etablieren konnten.

Der Weg ist fatal.

Umgekehrt wird nen Schuh draus. Da es um simples Zusammenleben von Menschen geht ... ist jeder irgendwie Spezialist, denn jeder reflektiert irgendeiner der tausenden Möglichkeiten des Zusammenlebens. Gesunder Menschenverstand reicht allemal, sonst würd eh nix funktionieren. Also weg mit dem Elitegedanken und her mit der Möglichkeit, daß ganz viele nen gemeinsamen Weg bestimmen. Der Vorteil, Fehler werden dadurch zwar nicht ausgeschlossen, aber die Wirkung einzelner Fehler minimiert. Nachteil ... man muß ziemlich viel kommunizieren. Vorteil ... man muß ziemlich viel kommunizieren :D
Axo ... technokratisch funktioniert das logischerweise nicht.

Gruß
Peter
 
Registriert
24 Mrz 2009
Zuletzt online:
Beiträge
26
Punkte Reaktionen
0
Punkte
0
Geschlecht
--
@ wafi: Elitenbildung?

Hallo wafi,
warum findest du, dass ein sich beweisen müssen, im alltäglichen Berufsleben zu einer Elitenbildung und damit zum Faschismus führt. Ich hatte oben nur geschrieben, dass es nicht sein kann, dass Politiker, die frisch von der Uni kommen (ich kenne sogar Beispiele, die nicht mal da einen Abschluss hinbekommen haben), sich anschließend als große Volksvertreter aufführen.
Wenn ich verlange, dass jemand zuvor ein paar Jahre in einem "normalen" Beruf tätig ist und sich evtl. auch mal mit Problemen der Arbeitnehmer von heute durchschlagen muss, was ist daran falsch. Er soll sich ja nicht beweisen indem er Parteifeinde verprügelt o.ä.
Ich finde diese Idee gut und wichtig.
 
W

wafi

Aasgier

ich hab prinzipiell nichts gegen die Idee, daß ein Politiker auch andere Qualitäten haben muß und die gerne in einem Job auch nachgewiesen haben sollte. Das Problem ist aber, daß es bei Beverly`s Ausweitung zu Elitenbildung kommt ... hast du natürlich jetzt auch schon. Damit ist verbunden der Glaube, daß es einen rangezogenen Politiker geben könnte, der sich aus seiner Erfahrung heraus für das Wohl aller einsetzt. Praktisch die Fortführung Platons Philosophenstaat ... Leider funktioniert das nicht, denn Menschlein ist nun mal nicht so gestrickt. Eliten, egal wie sie sich bilden, neigen dazu ihr Ding als den Nabel der Welt zu betrachten und verlieren simpel den Zusammenhang mit den "normalen" Menschen ... und dann nützt deren Bildung usw. nix mehr, es geht im Endeffekt nicht mehr um ein Wohl aller, sondern nur noch um einen Machterhalten und Herrschaft. Tscha ... das ist die Krankheit der politischen Systeme. Willste daran, dann muß Politik so gestaltet werden, daß jeder mitbestimmen kann und das führt eben weg von einem wie auch immer zu definierenden Berufspolitclown, sondern zu flachen, horizontalen Verteilung von Entscheidungen, ergo weg von Hierachien.

Gruß
Peter
 
Registriert
24 Mrz 2009
Zuletzt online:
Beiträge
26
Punkte Reaktionen
0
Punkte
0
Geschlecht
--
@ Iphi

Zu dem Artikel aus Spiegel-online. Ich bin hier zwiegespalten. Einerseits neige ich auch dazu zu sagen, dass es jeder bei uns zu was bringen kann. Andererseits sehe ich auch die in dem Artikel beschriebenen Probleme.
Ich selber komme, auch wenn mir das lange nicht klar war, aus der Unterschicht. Mein Vater war ein einfacher Bauarbeiter, meine Mutter war Hausfrau ohne Ausbildung. Beide sind kurz vor dem 2. WK geboren und hatten eigentlich keine Chance etwas aus sich zu machen. Trotzdem haben sie es geschafft 3 Kinder in die Welt zu setzen. Jeder von uns hat zumindest Abitur und einen "ordentlichen" Beruf. Bei meiner Frau ist das ähnlich. Ich kenne viele Leute die nachträglich noch Abi gemacht haben ein Studium nebenher durchgezogen haben und sich beruflich verbessert haben. Also insofern ist an meinem Argument schon was dran, dass jeder bei uns die Chance hat, ein ordentliches Leben zu führen.

Allerdings sehe ich natürlich auch die andere Seite: die Kinder aus bildungsfernen (wie es neudeutsch so schön heißt) Schichten, besuchen, rein statistisch gesehen wesentlich seltener höhere Schulen. Das kann keiner leugnen. Und ich sehe auch die unglaubliche Verschwendung an Potential die sich genau daraus ergibt. Als Wirtschaftler (!) sehe ich auch die einzigen Ressourcen die Deutschland hat, in der Bildung. Und ich sehe auch, dass hier ein großes Manko unserer Gesellschaft liegt.

Was kann der Staat dagegen tun? Meine Frau hat einmal den Vorschlag gemacht, die Schulpflicht einfach für alle auf 12 Jahre zu erhöhen. Dann hätten sozial benachteiligte Eltern keinen Anreiz mehr, die Kinder früher aus der Schule zu holen und zum Arbeiten zu schicken. Fand ich gar nicht mal so schlecht. Ansonsten ist hier die Familie gefordert.

Zum anderen Aspekt des Artikels: Stimmt, die kleinen Leute -die arbeitende Bevölkerung - fühlt sich von den Politikern im Stich gelassen. Klar du hast recht, wenn du der Meinung bist, dass Politik vor allem für die Wirtschaft gemacht wird. Auch ich finde es bedenklich, wenn immer weniger Leute immer mehr verdienen, die Reichen immer davonkommen, während der kleine Mann den Kopf hinhalten muss, ein arbeitender Mann in Deutschland von seinem Einkommen seine Familie nicht mehr ernähren kann.
All das sind Folgen der Globalisierung. Wenn die Arbeit im Ausland billiger angeboten wird, werden die Unternehmen sich die Arbeit auch dort einkaufen. Das kann die Politik nicht verhindern. Die Öffnung der Märkte und der Grenzen ist unumkehrbar und damit auch die gegenwärtige wirtschaftliche und politische Entwicklung. Wenn ein Unternehmen, in einem hart umkämpften Markt nicht versucht, an der Kostenschraube zu drehen, wird es untergehen und die verbliebenen Unternehmen werden sich den Markt aufteilen. So lange der Kunde nur auf den Preis schaut und nicht darauf, wo und wie das Produkt gefertigt wird, gibt es für die Unternehmen keine Alternative. Ich weiß, mit dieser Ansicht werde ich mir hier keine Freunde machen, aber genau so sehe ich das. Ich gehe davon aus, dass sich die Lohnniveaus in Asien soweit erhöhen werden, dass es sich für die Europäer nicht mehr lohnt, dort zu produzieren. Insofern glaube ich sogar, dass sich dieser Prozess irgendwann umkehren wird.

Grüße
Peter
 
OP
Beverly
Registriert
4 Jan 2009
Zuletzt online:
Beiträge
1.023
Punkte Reaktionen
46
Punkte
0
Website
www.beverly-schnett.de
Geschlecht
--
naja Beverly

denk deine Idee mal weiter, du müßtest also erstmal definieren, wer denn die kleinen Aufgaben erfüllt hat und vor allem, wie die aussehen ... führt zwangsläufig in eine Elitebildung und die führt zwangsläufig in Richtung Faschismus. Nicht falsch verstehen, ich werfe dir nicht faschistische Tendenzen vor. Nur ... eben genau diese Idee des sich "beweisen" müssens, war eben die faschistische Idee eines Mussolinis ... im Endeffekt natürlich auch die der Sozialisten ... die davon träumten innerhalb der Partei Kader heranzuzüchten, die dann sich irgendwann als Führungselite etablieren konnten.

Der Weg ist fatal.

Umgekehrt wird nen Schuh draus. Da es um simples Zusammenleben von Menschen geht ... ist jeder irgendwie Spezialist, denn jeder reflektiert irgendeiner der tausenden Möglichkeiten des Zusammenlebens. Gesunder Menschenverstand reicht allemal, sonst würd eh nix funktionieren. Also weg mit dem Elitegedanken und her mit der Möglichkeit, daß ganz viele nen gemeinsamen Weg bestimmen. Der Vorteil, Fehler werden dadurch zwar nicht ausgeschlossen, aber die Wirkung einzelner Fehler minimiert. Nachteil ... man muß ziemlich viel kommunizieren. Vorteil ... man muß ziemlich viel kommunizieren :D
Axo ... technokratisch funktioniert das logischerweise nicht.

Gruß
Peter



Hallo Peter,

du magst Recht haben, Hierarchien und Eliten-Kult zu kritisieren. Die diversen Machteliten halt, die sich für unentbehrlich erklären und ohne die es in der Regel besser geht. Aber die Formalisierung von Machtausübung zu kritisieren, macht es nicht besser, sondern schlimmer. Wenn es weder einen cursum honorum wie in der römischen Republik noch sonstige Kriterien in der Art von Lebensleistung und Lebenserfahrung gibt, um Macht auszuüben, haben die Dumpfbacken erst recht freie Bahn. Waren und sind denn Sponti-Politiker wie der Joschka Fischer und der Cohn Bendit wirklich besser als die übrigen? Ist es denn wirklich besser, Politiker von jeder formalen Anforderung zu befreien, nur damit zwanzig Jahre Schleimen in der Partei, Rumhocken in Hinterzimmern von Kneipen und dergleichen mehr zur Voraussetzung wird, um etwas zu werden?
Nicht einmal "den Staat" als Ort "formalisierter" politischer Macht abzuschaffen, bringt uns zwangsläufig weiter.
Wird im Zeichen eines falsch verstandenen Anarchismus nur die formale und staatliche Ausübung von Macht verdammt, dann wird Macht halt informell und außerhalb des Staates ausgeübt. Und sie zeigt da erst recht ihr brutales und menschenverachtendes Gesicht. Im Famlienclan, in der Organisierten Kriminalität, in totalitär organisierten "Relgionsgemeinschaften" oder in der "Bewegung". Obwohl die römische Republik auch grausam und menschenverachtend war, denke ich, dass ein cursum honorum im Deutschen Reich nicht nur den A. H., sondern auch so manche andere Dumpfbacke verhindert hätte. Im übrigen zeigen die 12 Jahre blutige Nazi-Party, was dabei heruaskommt, wenn man alle Formen und Regeln von Machtausübung über Bord wirft, aber vergisst, Macht selbst abzuschaffen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Wer ist gerade im Thread? PSW - Foristen » 0 «, Gäste » 1 « (insges. 1)

Neueste Beiträge

Putins Kriegserklaerung?
Also ich hätte nichts dagegen, dass man diese Spione einmal so behandelt, wie man in...
"Wieso mache ich das...
Das mag so sein...ich mag Rühmann einfach nicht... Das klingt schon besser. Ich mag...
Die totgesagte Welt
Der herrschende Materialismus betrachtet den Menschen und die Welt als sinn- und leblose Apparaturen.
Sektor für Sektor
Oben