Ist es. Es ging mir auch nicht um die Person Lübcke, sondern um das Prinzip des Postengeschachers.
In Bayern lebt die CSU immer noch von der ungeheuer fruchtbaren Zusammenarbeit von FJS im Bund und Alfons Goppel im Freistaat. Außerdem hat so mancher Stoibers Umgang mit der Amigo-Affäre beeindruckt. Stoiber hat damals mit minimalem Geschrei und sehr wirksam die übelsten Amigos aus den Ämtern gefegt. Was natürlich nicht bedeutet, dass er die Vetternwirtschaft insgesamt beendet hätte.
Und ja: Es ist wahr, dass Sozialdemokraten empfindlicher reagieren, und sie haben gute Gründe. Wer sich als Vertreter der Arbeiter aufspielt und damit einen moralischen Anspruch vertritt, muss sich eben auch moralisches Fehlverhalten verkneifen. Das ist zwar prinzipiell bei Christen ähnlich, aber die sehen es nach meiner Erfahrung nicht so eng. Über Strauß sagen die Bayern noch heute anerkennend: "A Hund wor a scho!", ähnlich wie man über einen südamerikanischen Diktator sagte: "Er nimmt, aber er tut was!".