Jetzt so gegen 18:00, hat dein Ausgangspost 6 Daumen bekommen, und es werden sicher noch mehr werden. Du hast sicher aus mitbekommen, dass ich versucht habe, die Quelle, aus der du geschöpft hast, von denen die fleißig "Daumen hoch" machen, zu bekommen.
Natürlich war dss relativ einfach:
https://www.wolfsburg.de/coronavirus
Dort findet sich unter Sa, 19.3., 18:45 folgende Meldung:
Weitere Corona-Fälle im Hanns-Lilje-Heim
Betreiber Diakonie Wolfsburg trennt positiv und negativ Getestete in der Einrichtung streng – 12 mit Coronavirus infizierte Verstorbene, 122 positive Testbefunde
Das Schlimmste, was passieren kann, ist in Wolfsburg eingetreten: Der Virus hat es in ein Pflegeheim geschafft und wütet dort fürchterlich. Der erste Gedanke war, möglichst schnell Gesund von Kranken zutrennen. Eoi Hotel war dafür ausgesucht worden. Dann hat man sich dagegen entschieden und die Trennung innerhalb der Einrichtung voillzogen, denn: So richitg bitter wird diese humanitäre Katastrophe dadurch, dass viele der Bewohner dement sind: Demente während einer Krankheit aus dem gewohnten Zusammenhänge zu reißen ist für die Betroffenen wirklich schrevcklich und dürdas Personal der Apltraum.
In der Pressemitteilung wir das so formuliert:
„Nach intensivem Austausch mit dem Betreiber wurde sich gegen eine Verlegung entschieden und darauf verständigt, dass alle Bewohner im Heim verbleiben“, so Klaus Mohrs. Positiv und negativ Getestete würden auf verschiedenen Stationen räumlich streng voneinander getrennt. Die erhöhten Sicherheitsvorkehrungen greifen in Absprache mit dem städtischen Gesundheitsamt und der Beratung durch Experten des Klinikums Wolfsburg seit dem ersten Infektionsfall. Sie wurden dann durch die Quarantäne weiter verschärft und werden nun nochmals so weit erhöht, wie es mit Blick auf eine Abwägung zwischen dem Wohlbefinden gegenüber dem Schutz der Gesundheit der Bewohner umsetzbar ist.
„Gerade die Arbeit mit an Demenz erkrankten Bewohner ist für die Mitarbeiter eines Pflegeheims eine besondere Herausforderung. Bei diesem Krankheitsbild sind die Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen besonders schwer zu gewährleisten“, erklärt Dr. Friedrich Habermann, Leiter des Gesundheitsamtes Wolfsburg.
„Es ist eine besondere Herausforderung in der Arbeit mit demenziell veränderten Menschen, bei denen jegliche Form der Veränderung wie Ortswechsel, Menschen in Schutzkleidung oder vermummte Gesichter Irritationen und Ängste auslöst. Daher war es aus unserer pflegefachlichen Sicht die beste Alternative, innerhalb des Hauses getrennte Bereiche einzurichten und nach Abwägung aller Argumente den Verbleib aller Bewohner bestmöglich zu organisieren. Eine Evakuierung hätte eine Verschlechterung der Demenzerkrankungen zur Folge gehabt“, erklärt Torsten Juch, Leiter des Hanns-Lilje-Heim. Die Pflegeeinrichtung hat insgesamt 165 Plätze."
Du resp. deine Quelle sprichst nun davon, wie furchtbar es wäre, den Bewohnern des Pflegeheims die Einlieferung ins Krankenhaus zu verwehren.
Sehen die behandelnden Ärzte eine medizinische Notwendigkeit, dass ein mit dem Coronavirus infizierter Mensch ins Klinikum eingeliefert wird, werden sie selbstverständlich aufgenommen, so Monika Müller, Gesundheits- und Klinikumsdezernentin der Stadt Wolfsburg: „Das Klinikum Wolfsburg nimmt alle Patienten auf, bei denen eine Versorgung im Krankenhaus erforderlich ist. Das gilt unabhängig von einer Corona-Infizierung oder vom Alter der Patienten. Ist eine Behandlung im Krankenhaus abgeschlossen, werden Patienten nach Hause oder auch ins Pflegeheim entlassen.
Frage: Würdest du Demente, die allein schon an der Situation, wie sie jetzt ist, besonders leiden, aus ihrer gewohnten Umgebung in ein Krankenhaus einliefern, zumal ein Pflegeheim auch nciht schlecht ausgestattet ist. Würdest du das?
Die Wolfsburger machen das nur, wenn die Kranken ans Beatmungsgerät müssen. Und wenn das auch nichts mehr helfen würde, dürfen sie in Würde sterben:
Bei Menschen, die sich schon im sogenannten palliativen Stadium befinden, bei denen das Lebensende also bevorsteht und eine medizinische Versorgung keine Heilung mehr bewirken kann, entsprechen das eigenen Zuhause, das Pflegeheim oder ein Hospiz meist eher als ein Krankenhaus den Wünschen der Angehörigen, um ein begleitetes Sterben in möglichst vertrautem Umfeld zu ermöglichen“, so Monika Müller.
Findest du das immer noch skandalös?
Dankenswert sachlicher Beitrag, Jakob,
dafür schonmal herzlichen Dank. Mir scheint es im Kern in diesem Thread jedoch um ein anderes, grundlegenderes Problem zu gehen, dem wir - möglicherweise - demnächst entgegen sehen: die Entscheidung, welches von zwei oder mehreren Leben gerettet werden soll.
Ich denke, daß wir seit Jahrzehnten in der äußerst luxuriösen Sicherheit leben, daß grundsätzlich JEDER Mensch ein Recht auf medizinische Betreuung und Versorgung hat und dieses auch uneingeschränkt nutzen kann. Das geht sogar so weit, daß wir es für nötig erachten, jedem Menschen selbst den Verzicht auf eine adäquate Versorgung zu gestatten, bis hin zum Recht, andere zum Mord aufzurufen und diesen individuell zu legitimieren; Sterbehilfe, man mag dazu stehen, wie man will.
Was wir NICHT mehr kennen, ist eine medizinische Selektion im großen Stil, einfach deshalb, weil wir seit Menschengedenken keinen Krieg mehr hatten (und keine Seuchen in dem Umfang, in dem wir sie jetzt erleben). Natürlich findet diese Selektion tagtäglich statt: dann, z.B., wenn bei einem Unfall o.ä. mehr Schwerverletzte zu versorgen sind, als versorgt werden können. In diesem Falle ist es Aufgabe des Arztes, vorrangig denjenigen zu retten, dessen Aussichten, den Unfall zu überleben, größer sind. ABER: das sind Ausnahmen, sie beschränken sich auf Ausnahmesituationen in einem kleinen, umgrenzten Raum. Ich vermute, daß genau deshalb auch den Wenigsten bewußt ist, daß derlei Abwägungen tagtäglich von Notärzten getroffen werden MÜSSEN, auch ohne Corona - und es auch dort immer Verlierer gibt, eben jene Menschen, die vielleicht noch leben noch leben könnten, WENN...
Man blendet das halt aus. Ist auch eigentlich nur menschlich.
JETZT, allerdings, KANN man das nicht mehr einfach so ausblenden. Wenn, z.B. aus Italien oder Spanien, vermeldet wird, daß Menschen über 80 Jahre grundsätzlich nicht mehr intubiert werden, dann kommt man nicht mehr an der Tatsache vorbei, daß selbst das deutsche Gesundheitswesen nur über eine endliche Anzahl von Intensiv-Betten und Inkubatoren verfügt. Es wird zwar derzeit versucht, die Infektionsrate so einzudämmen, daß GENAU DIESER FALL - nämlich ein Bedarf, der die medizinischen Möglichkeiten bei Weitem übersteigt - in Deutschland gar nicht erst eintritt; ob es funktioniert, wissen wir frühestens in zwei Wochen.
Einstweilen jedoch haben wir in Deutschland - noch - mehr Kapazität an Intensiv-Betten und Beatmungsgeräten, als wir für unsere eigene Bevölkerung brauchen. Es wäre daher Nonsens, diese Möglichkeiten nicht für Patienten zu nutzen, die in Frankreich, Italien oder Spanien nicht mehr behandelt werden können, während hier die Chance auf Therapie besteht. WENN (was Gott verhüten möge!) die Ressourcen in Deutschland ausgeschöpft sind, werden auch sicher keine Patienten aus dem Ausland mehr aufgenommen - aber bis dahin ist es unsere verdammte Pflicht und Schuldigkeit, zu helfen.
WEIL wir können!!!
Gruß -
Bendert
P.S.: Ich denke, daß noch sehr viele Deutsche aus ihrem Wolkenkuckucksheim fallen werden, bevor sich unter ihnen die Erkenntnis breitmachen wird, daß kein Staat dieser Welt allmächtig und kein Wohlstand unendlich ist.