Klar ist Radverkehr Individualverkehr - nur geht es Pommes doch um etwas anderes - also vor allem um die faktische Bedeutung, die die Automobilität derzeit in Deutschland hat.
Ihm ging es zweifellos auch darum, Radverkehr nicht als Verkehr und schon gar nicht als individueller erscheinen zu lassen. Er reklamiert das Individuelle am Verkehr ausschließlich für das Auto.
In wesentlichen Punkten hat Pommes dabei auch Recht - auch wenn ich gute Gründe habe anzunehmen, dass der individualisierte Autoverkehr zurückgeht, wird er auch noch in 30 Jahren relevant groß sein! Auch dann, wenn mehr Menschen das Rad oder den Roller oder die Füße nutzen.
Ahnliches erwarte ich ebenfalls. Daher verstehe ich diese Verbots-Angst oder eben das Ansinnen von [MENTION=1145]nachtstern[/MENTION] ganze Innenstädte völlig Autofrei zu halten nicht.
Die Idee, dass wir auf 50% des Autoverkehrs in wenigen Jahren verzichten werden, ist wenig realistisch. Die Idee, dass der Individualverkehr mit Autos moderat zurückgeht, hingegen schon.
Wer verfolgt denn solch eine Idee? Selbst um die NOx-Werte im Bereich der Grenzwerte zu halten bedarf es keiner direkten Beschränkung in diesem Verzichtsspektrum.
Der Schlüssel bezogen auf die Automobilität ist auch weniger der Individualverkehr von Menschen - vernünftige Alternativen für den Transport von Gütern wären wesentlich leichter zu organisieren, und würden in vielfacher Hinsicht einen sich multiplizierenden Effekt bringen. Beispielsweise den, dass die Abnutzung von Straßen vor allem durch den Gütertransport bestimmt werden. Es würden Milliarden an Gelder frei, wenn man vor allem den Güterverkehr zu einem wesentlichen Teil von der Straße zu anderen Systemen verlagert bekäme.
Zum Güter- und Warentransport sehe ich augenblicklich keine guten, für den Verbraucher/Investor preisgünstigen realisierbaren Alternativen sofern man den Produzenten und Händlern nicht ins Handwerk fuschen wollte. Das zeigt sich in der Wirtschaftsmacht China. Die Produzieren für den Binnenmarkt in Milliardenauflagen und da fällt es leicht eine Millarde Menschen mehr mit Konsumgüter zu versorgen. Gleiches gilt schlechthin für die dem technischen Fortschritt unterliegende Produktion. Schließlich exportiert Deutschland aktuell mehr als 2/3tel seiner Autoproduktion.
Bei der dem Modal-Split entsprechenden Verteilung des öffentlichen Verkehrsraum fuscht man niemandem ins Fahrwerk, bei der aktuellen Verteilung allerdings den Radlern und Fußgängern. Die Niederlande waren auch mal auf dem Weg zum Autoland. Diese Wandlung begann erst in den 1970ern.
Im Personenverkehr wird es keine drastischen Umbrüche geben - kontinuierliches Umsteuern in Richtung weniger Individualverkehr ist dort auch sinnvoller.
Die Umbrüche im Personenverkehr sind fühlbar und weniger Individualverkehr will niemand. Weniger MIV- so die Fachbezeichnung für "Motorisierten Individualverkehr" hätte man in stark belasteten Räumen schon gerne, auch wenn gewisse "Landeier", die in Urlaubsregionen leben, dies nicht ganz nachvollziehen wollen.