Ich hab eben noch, bevor ich deinen Post las überlegt, wieso trotz 6 Mio AfD Wähler und sicherlich weiterer Millionen, die zwar nicht AfD wählen, aber sich mit der Forderung nach Sicherung unserer Grenzen identifizieren können, bisher nur ca. 120 000 Bürger unterzeichneten. Verfolgen die keine Medien, blenden die sich außerhalb von Wahlen aus allem aus, oder was ist der Grund ?
Deine Aussage könnte etwas Licht ins Dunkel bringen. Du meinst also, die Leute haben Angst außerhalb der Anonymität der Wahlkabine sich zu bekennen ?
Ich vermute ein Teil ist tatsächlich nicht so "up to date", dass er diese Erklärung mitbekommen würde. Ein anderer Teil ist sich sicherlich bewusst, dass es mittlerweile nicht ganz ungefährlich sein könnte eine gewisse Meinung zu vertreten, die im "dunkeldeutschen" Millieu oder beim "Pack" verortet ist.
Nehmen wir mal das Beispiel der Hamburgerin Uta Ogilvie mit ihrer "Merkel muss weg" Aktion vor ein paar Monaten. Ich weiß nichtmal ob sie irgendwann mal sagte, ob bzw. dass sie die AfD-gewählt hat. Sie war jedenfalls sehr bemüht, sich "von gewissen Kreisen" abzugrenzen.
Sie zog sich dann ja auch ziemlich schnell zurück von dieser Demo, weil ihr nach Verwüstung ihres Hauses das Ganze zu gefährlich wurde, auch wegen ihrer Kinder.
Sie hat dadurch natürlich erstmal viel mehr Aufmerksamkeit auf sich gezogen als jemand der sich an einer Unterschriftenaktion beteiligt. Aber dem entgegen ist auf dem Nach Hause Weg von eben dieser Demo, wenn ich mich jetzt nicht täusche, eine junge Frau von mehreren Vermummten zusammengeschlagen worden. Was jetzt auch nicht der erste Fall in diese Richtung war. Es gab "Hausbesuche" bei AfD-Mitgliedern. Listen von Mitgliedern sind in einschlägigen Kreisen aufgetaucht, abgefackelte Autos von Pegida-Besuchern, Probleme am Arbeitsplatz wegen der falschen Meinung etc. pp.
In einem solchen Klima ist es irgendwo auch verständlich, dass man sehr vorsichtig ist. Wer weiß wie gesagt, wo die Daten dieser Aktion irgendwann wieder auftauchen. Es heißt ja immer "Das Internet vergisst nichts".
Nun, dann haben die anderen gewonnen. Zumindest bis zu neuen Wahlen. Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gibt es aber nicht geschenkt. Um sie zu bekommen, haben Generationen vor uns ganz andere Opfer auf sich genommen, als nur Gesicht zu zeigen.
Das ist mir bewusst. Um so beschämender ist die Situation, dass man in einer vermeintlich tatsächlich vorhandenen Demokratie, bzw. Rechtsstaat selbiges anscheinend trotzdem nicht ohne Gefahr tun kann.
Es liegt vielleicht auch irgendwo am Umfeld jedes Einzelnen, bzw. am "Mainstream". Die Generationen die du meinst hatten innerhalb ihrer Familie, weiterer sozialen Gruppe sicher meist noch einen ganz anderen Rückhalt, wenns Hart auf Hart kam, als heutzutage. Desweiteren waren sie lang nicht so auf Konsum a la
"Dsds, Dschungelcamp, Bundesliga / "Die Mannschaft" und ein oder zweimal in Urlaub, dann bin ich zufrieden - was interessiert mich Politik" getrimmt wie heutzutage. Außerdem hatten diese Generationen noch einen echten "Wertekodex", der im Gegensatz zum heutigen nicht nur geheuchelt ist.
Man war sich innerhalb seiner Peer-Group auch bewusst, dass diese schon daher ähnlich tickt wie man selbst.
Es gab ebenso auch keine, bzw. wenige Massenmedien, die den Konsumenten jeden Abend einflüstern: "Alles ist gut, schlaf weiter. Die die da vereinzelt auf die Straße gehen sind von bösen Rechtspopulisten verblendete. Grenz sie am besten aus, weil mit Nazis kann man nicht diskutieren."
- Letztgenanntes zieht sich ja bis in Familien / Freundeskreise. Ich habe selbst schon die Erfahrung gemacht, dass sobald das Thema angesprochen wird, sofort die Stimmung angespannt ist und man nach wenigen Sekunden das Thema wechselt, um zu vermeiden, dass am Ende ein Streit ausbricht. Wonach mir schon öfters war, wenn ich mir mal wieder vorkomme als würde ich mit Klaus Kleber oder Marionetta Slomka reden, so wie einfach 1:1 dessen wiederholt wird, was in Tages-Themen und Heute-Journal zu sehen ist. Wenn man dann sagt: "So einfach ist das nicht, denn das ist nur die halbe Wahrheit. Merkst du nicht, dass die Hälfte weggelassen oder verdreht wird?" - wird man mit großen Augen angesehen und abgespeist in etwa mit: "Du eigentlich interessiere ich mich jetzt auch nicht so wirklich dafür. Lass uns weiter über Urlaub, Kochrezepte oder die WM im Sommer reden."
Genau das Beschriebene spiegelt sich dann auch im Wahlergebnis vom letzten September wider.
Das sind wie ich finde alles Faktoren die da mit rein spielen und die derzeitige gespaltene Situation, die sicher nicht unbeabsichtigt so ist wie sie ist, erklären.
Ich hab jedenfalls unterschrieben . Ich hab keine Angst, im Gegenteil, ich hab Lust auf die Konfrontation mit den Verblödeten.
Dafür hast du meinen Respekt. Es ist ja nicht so, dass ich solche Aktionen schlecht fände. Im Gegenteil. Die beiden Sätze sind ja auch wirklich so allgemein gehalten, dass sich viele damit identifizieren können, was um so mehr diejenigen entblößt, die sofort wieder "Rrrrächtz" blöken.
Solang jedoch schon überhaupt kein entsprechendes Bewusstsein in der Masse vorhanden ist, dass irgendwas falsch läuft, wird auch diese Aktion ein weiterer Tropfen auf den heißen Stein bleiben, leider. Die letzten Jahre, mit vielen Momenten wo ich dachte: "Aber jetzt muss doch ein Aufwachen stattfinden, das ist doch nicht mehr zu übersehen." - und nichts passierte, haben mich da wohl auch ziemlich pessimistisch werden lassen.
):winken:
