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Pierre-Joseph Proudhon Anarcho

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wafi

Pierre-Joseph Proudhon
1809 – 1865

mit Proudhon tritt eine anderes Mäuschen der Spezies Anarchist auf die Bühne der Absurditäten und mischt gleich kräftig auf. Ging es Godwin und Stirner um das Individuum, so kommt eigentlich zum ersten male ganz konkret die Frage nach den wirtschaftlichen Aspekten einer anarchistischen Gesellschaft auf.
Sein Hauptwerk ist daher die Frage „Was ist das Eigentum“
Schlagworte wie „Gott ist Übel“ oder „Eigentum ist Diebstahl“, stammen aus der Feder Proudhons. Trotzki nannte ihn „Robinson Crusoe des Sozialismus“, Stowasser schrieb zu Proudhon: „Proudhon hinterließ kein philosophisches System, sondern einen reichen Steinbruch an Ideen“
Neben der anarchistischen Ader, war Proudhon ein Reaktionär, egal ob Rassenwahn, Blut- und Bodenideologie, Bild der Frau oder klare antisemitsiche Aussagen ... es tut an manchen Stellen schon weh Proudhon zu lesen.

Proudhon analysiert das Problem der immer mehr auseinandergehenden Schere zwischen arm und reich und kommt zu dem Schluß, daß das Eigentum an Produktionsmitteln der wesentliche Knackpunkt ist, mit der Konsequenz, daß es Eigentum an Produktionsmitteln und Boden nicht geben darf. Im Gegensatz zu Marx macht er aber einen Unterschied, der übrigends sich selbst in unser Rechtssystem eingeschlichen hat, den Unterschied zwischen Eigentum und Besitz. Der individuelle Besitz von Produktionsmitteln und an den Produkten selber sieht Proudhon als Notwendigkeit des Anreizes für eine Produktion an. Sein Gegenkonzept beruht auf genossenschaftlichen Kooperativen, sei es in der Industrieproduktion oder in der Landwirtschaft. Um sein Gegenkonzept zu forcieren gründet er eine Tauschbank, die Einlagen dienten selbstverwalteten Betrieben als zinsloser Kredit, die Einlagen selber wurden als Anteilsscheine, die unter den Anteilseignern als quasi Geldersatz bei Geschäften untereinander dienten, ausgegeben. Ca. 27.000 Anteilseigner kamen schnell zusammen. Das Experiment dauerte nicht lange, da der französische Staat Proudhon mal wieder zu einem Urlaub mit Vollpension und wenig Bewegungspielraum einludt ... und diese Einladung massiv durchsetzte.

Die Reduzierung auf Besitz hat einigen Charme. Nach Proudhon darf jemand Produktionsmittel und Boden so lange besitzen, wie er damit produktiv etwas anfängt. Hört er auf produktiv zu sein, fällt der Besitz an die Gemeinschaft zurück und wird wieder verteilt. Dies behindert natürlich nicht den Einzelnen in seinem Leben etwas zu leisten, verhindert aber die dauerhafte Manifestierung von Besitz über Generationen in einer Familie. Muß halt jeder selber was schaffen. Proudhon war davon überzeugt so einen Grundpfeiler sozialer Gerechtigkeit gefunden zu haben und einen Grundstein für Kooperativen, denn jeder hat die Möglichkeit sein Leben selbstverantwortlich zu gestalten und da jeder quasi bei Null anfängt ist die Kooperation mit anderen damit eine reale Chance diese Möglichkeiten der Gestaltung besser und schneller nutzen zu können.

Einen kurzen Ausflug in die Welt der Parlamentarismus brach er schnell wieder ab. „Man muß in diesem Isolator namens Nationalversammlung gelebt haben, um zu erkennen, daß die Männer, die absolut keine Ahnung vom Zustand des Landes haben, meist genau dieselben sind, die es vertreten ...“ Naja, daran hat sich bis heute wohl kaum etwas geändert.

In seinen letzten Jahren machte sich Proudhon zunehmend Gedanken, wie denn seine Grundidee taktisch umsetzbar wäre. Dabei hatte er weniger das Establishment als potentiellen Gegner ausgemacht, sondern zwei, sich parallel entwickelnde Bestrebungen, die Sozialisten und Kommunisten. Mit Marx, den er ein paar Jahre ausgehalten hatte, hatte er sich massiv überworfen. Mit wachsendem Entsetzen hatte Proudhon realisiert, daß sich hinter der Fassade marxscher „Arbeiterbefreiung“ nichts anderes als eine kommunistische Diktatur zu entdecken war. Nicht die Kooperation zwischen Menschen war seiner Meinung nach der Sinn marxscher Überlegungen, sondern die Diktatur einer Doktrin, schlimmer noch als die Diktatur des Kapitals. Folgerichtig schrieb er zur marxschen Ideologie das Buch: „Die Philosophie des Elends“
Nach x- Millionen Toten unter Lenin, Stalin, Mao und wie die Leute sonst noch so hießen, kann man Proudhon nur eine extreme Weitsicht unterstellen, denn dies war genau die Entwicklung, die er für den Marxismus befürchtete.
Aber auch die gemäßigten Sozialisten (Sozialdemokraten) waren Proudhon ein Greuel. Deren Idee eines Wohlfahrtstaates lehnte er massiv ab. Er sah darin eine Stärkung des Staates und ... was viel schlimmer und wichtiger war, die Abkehr zur Kooperation zwischen den Menschen, denn Vaddern Staat macht das schon ...

In der Konsequenz machte er sich Gedanken über eine eigene Organisationform, die nichtautoritär sein sollte, die nicht Doktrinen verbreitet, sondern die Kooperation fördert. Seine Ideen formulierte er in seinem Buch „Von der politischen Fähigkeit der Arbeiterklasse“.
Dieses Buch war der Startschuß von syndikalistischen Gewerkschaften, wie z.B. der CGT in Frankreich und der FAU (früher FAUD) in Deutschland. Zumindest die CGT ist noch heute extrem wichtig in Frankreich. Die spanische Schwesterpartei hat zwar nach Franco wieder erheblichen Aufwind verspürt, jedoch derzeit etwas geschwächt durch interne Querelen, wie es halt in jeder Familie mal vorkommt.


(P.S. für Turandot ... dat muß für diese Woche reichen :eek: )
 

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