Das Thema bereitet mir Bauchschmerzen.
Warum?
Es ist schwer, Kindheit einst und heute miteinander zu vergleichen.
Fakt ist, ADHS gab es auch früher schon, hatte nur keinen Namen. Aber wir alle kennen die Geschichte vom Zappelphilipp.
Der Weg zur Schule wurde meist zu Fuß bewerkstelligt.
Früher gab es aber auch eine andere Freizeitgestaltung für Kinder, wenn die häuslichen Pflichten erledigt waren und
Erwachsene waren Respektpersonen. Da wurde nicht diskutiert, der Pfarrer, der Vater, der Lehrer...die hatten was zu sagen.
Was davon haben wir heute noch?
Die Kinder werden regelrecht mit dem Auto bis ins Klassenzimmer gekarrt, die Schulmappe wird hinterher getragen.
Die Lehrerin ( gut; darüber lässt sich streiten) kann sich durchsetzen oder nicht, wird aber bei den Eltern nicht genehmer Entscheidungen von eben diesen VOR dem Kind infrage gestellt. Sportunterricht fällt oft aus. Die Freizeit ist entweder durchgestylt oder die Kinder gucken fern, spielen Videospiele. Freizeit auf dem Bolzplatz, auf Bäumen, mit den Fahrrädern ist nicht mehr gang und gebe. Unterstützung bei Muttern im Haushalt oder auf dem Feld oder in der Werkstatt >>> Fehlanzeige.
Unangenehme Entscheidungen der Eltern werden wegdiskutiert oder gar weggebrüllt. Hier sind sich ELTERN ihrer Aufgabe immer seltener bewusst. sie sollten nicht Kumpel ihrer Kinder sein.
Kinder mit motorischen Auffälligkeiten werden mit dem Auto in die Physiotherapie oder zur Psychomotorik gefahren. Den Weg mit dem Roller gerollert , hätte wahrscheinlich mehr gebracht.
Und diese Kinder sind auffällig in der Gesellschaft. Sie können sich nicht anpassen. Gib ihnen eine Tablette, dann sind die Gören ruhig. Unwissend darüber, dass Kinder mit diagnostiziertem AD(H)S in Wirklichkeit gar keine Beruhigungspille bekommen, sondern ein Medikament, das dafür sorgt, dass dass die Transmitter im Gehirn sich nicht wild miteinander verknüpfen; dass das Gehirn nicht von Reizen überflutet wird. Je nach Stärke der Ausprägung des AD(H)S --- H steht für Hyperaktivität--- könnte ein Kind durch aktive und auslastende Freizeitgestaltung bereits ein recht normales Leben , ohne Medikamente, führen.
Es gibt aber auch arme Würstchen, denen das nicht reicht, denen das eigene Leben an ihnen selbst vorbei zieht, die alles sehen, alles wollen und nichts richtig machen. Die mit der Ordnung in der Federtasche völlig überfordert sind, selbst, wenn darin nur Bleistift, Füller, Ratzel und Lineal enthalten sind. Es gibt Eltern, die auch das aushalten. Es gibt Lehrer, die das ebenfalls aushalten, aber immer weniger sind bereit dazu.
Nicht wenige Eltern rennen aus eigenem Entschluss oder auf Anraten Dritter zum Arzt und nicht jeder Arzt geht wirklich behutsam mit der Verschreibung von Methylphenidat um.
Es gibt nicht wenige, die von Ritalin & Co profitieren, die plötzlich einen Schulalltag meistern können, die endlich nicht mehr überall anecken, plötzlich Freunde finden...Anerkennung aber es gibt nicht minder wenige, die durch Ritalin erst recht aufdrehen. Diese haben dann aber kein AD(H)S; diese sind einfach nur aufgeweckte Kinder, die sich zu wenig bewegen (dürfen).