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Attac Kapitalismus Kongress

PSW - Foristen die dieses Thema gelesen haben: » 0 «  

OP
I

Iphigenie

Hi Peter,

da erwarten wir aber einen guten Bericht von Dir:D

grüße
Iphi:happy:

im Politischen Lyrik -Tröööt hab ich das Lied Bet und Arbeit reingestellt.
Dürfte Dir gefallen.
 
Zuletzt bearbeitet:
OP
W

wafi

hm naja ... Iphi will nen Bericht ...

dann probier ich mal zu berichten. Ich fang mal mit dem Seminar "Psychologie der Krise an" ... Nach Aussagen von Töchterchen und holdester Holde ... ein Mensch der etwas mit einer sonoren Stimme vortrug, zumindest das Niveau Stammtischgeschwätz erreichte, die Teilnehmer dazu aufforderte in jeder Kneipe aufklärerische Erklärbären zu spielen .... Auf die Frage, was das alles mit der Psychologie der Krise zu tun habe ... erklärte der Schlaumeier, daß er bei googel nachgeschaut hat und dort sei von der Krise in der Psychologie die Rede, mithin könne man doch ne Wissenschaft nicht ernst nehmen, die selber in der Krise steckt .... :( no further comment ...

derweilen lauschte ich dem "Nur ein Stabilitätsproblem? Die systemischen Ursachen des Crash`s" ... kurz gesagt, Ursachenforschung .... kam nen bißchen kurz, Zins wurde sogar einmal am Rande erwähnt ... warum das System so funktioniert wie es das tut ... war ziemlich platt ... Die Diskussionsveranstaltung zwischen Paul Windolf, Jörg Huffschmid und Fernando Carvalho (der mir noch am besten gefallen hat) war ... reden wir einfach nicht mehr davon. Grundsätzliche Aussage war, man muß nen neues Machtsystem schaffen ... auf Zwischenfragen die Macht ansich in Frage stellte, wurde nicht wirklich eingegangen.

whatever ... man ist ja optimistisch ... also in den nächsten Vortrag rein ... "Alternativen zum Kapitalismus" ... hm, man denkt, Thema ist ja spannend. Nachdem also erstmal die Hälfte der Zeit über den Kapitalismus philosophiert wurde , kamen ganz leichte Ansätze von Alternativen, wenngleich diverse erstmal als nicht betrachtbar ausgeschlossen wurden, wie z.B. Kropotkin. Lief aber alles auf ein mehr oder weniger zentralistisches planwirtschaftliches System hinaus. Auch von den Zuhörern und Mitdiskutanten wurde eher eine andere Machtverteilung gefordert, denn Macht ansich in Frage zu stellen. Die Kryptokommunisten auferstanden in Ruinen (so zumindest der bauliche Zustand der TU) mußten logisch ihre sozialistische Planwirtschaft hochleben lassen. Erkenntnißgewinn = 0 und ich hatte nebenbei auch noch hunger, was meine Laune nicht wesentlich verbesserte.

Tscha ... natürlich gab`s ganz viele Bücherstände ... das einzige wo nicht Marx drauf stand war nen Stand der Heinrich Böll Stiftung, ansonsten versammelten sich alle möglichen und unmöglichen marxistischen Untergruppierungen, die im Sinne eines marxistischen Kirchentages die Gläubigen beglücken wollten. Mir war schlecht.

Hm ... meine Holde meinte, sie fand, daß es eine merkwürdig aggressive Stimmung in den geheiligten Hallen gab.

Hm... tscha ... also, optimistischer machte mich die Veranstaltung heute nicht. Einziger Lichtblick war eine wirklich extrem hübsche Kassiererin. Naja, man muß halt auch die positiven Seiten sehen :D

Gruß
Peter
 
OP
I

Iphigenie

Hi Peter,

vielen Dank für den Bericht.
Ich kopiere Dir hier etwas von mir aus einem anderen Trööt rein,
das dazu passt:

Zitat von wafi
Hellmann

Egal wie ich es betrachte, ich sehe keine wirklichen Lösungen und die Lösung Revolution ... vor der graut es mir.

Schaun wer mal. Da Langschläfer geh ich erst zu den Nachmittagsveranstaltungen von attac hin, vielleicht gibt`s da ja andere Ideen, werde berichten.

Gruß
Peter


Es wird keine Revolution geben, höchstens kleine Revolten, die das
System jederzeit durch Militär und Polizei schnell niederschlagen kann
("Zur Rettung unserer Demokratie" versteht sich. Siehe auch:
Notstandsgesetze). Es wird ein totalitäres System entstehen, das
weiterhin unter dem Decknamen Parlamentarische Demokratie firmieren
wird, wobei der Übergang vom Jetztzustand zum demokratisch kapitalistischen
Totalitaritätszustand fließend, also für Otta Normalverbraucher unmerklich
ineinander übergleiten wird.
Eine Revolution des Volkes wird es nicht geben, da keiner von uns
weiß, was wir an die Stelle des verachteten Systems stellen sollten.
Aber auch so wäre eine Revolution nicht zu begrüßen, weil immer
noch die Macht des Menschen über den Menschen existiert....das
bedeutet, es würden sich momentan nur Menschen an die Spitze
der Revolution stellen, um sie anschließend abzubrechen, um das
alte System unter anderen Vorzeichen zu reorganisieren und zu
installieren.

Auf die attac-Führung ist übrigens nichts zu geben. Rund 20-3o
Zentralkommiteemitglieder bestimmen den Kapitalismuserhaltungskurs.
Die Basis darf aber revolutionäre Sprüche klopfen wie sie gerade lustig ist.
Aber gute Ideen wirst Du sicherlich dort hören und uns vortragen können.


grüße
Iphi

Nach Lektüre Deines Berichtes: es wird ein sehr weiter Weg werden,
bis zum Verschwinden der Macht des Menschen über den Menschen.
Bis dahin wird die Welt ähnlich elend beschaffen sein wie jetzt.....

Hm... tscha ... also, optimistischer machte mich die Veranstaltung heute nicht. Einziger Lichtblick war eine wirklich extrem hübsche Kassiererin. Naja, man muß halt auch die positiven Seiten sehen


.....dann kann es Dir ja zum Glück sooooooooooo schlecht noch
nicht gehen.:D:D
 
OP
W

wafi

jau Iphi

so ist das wohl.

Nochwas ... kamen wir beim Frühstück drauf. Interessant war die Altersstruktur. Holde meint 30% ältere Semester, ich hab 40% geschätzt, der Rest eben Jungspunte. Interessant bei den älteren Semester ... zumeist Rentnergang (also Alt 68`er) kaum 40 - 55 jährige, ein totales schwarzes Loch bei den 30-40 jährigen.
Wieviel Leute da waren ???? Schätze aber mal, daß die angestrebte Zahl von 1200 weit überschritten wurde.

Gruß
Peter
 
OP
I

Iphigenie

Ja, Peter ich weiß...sieht in meiner Generation auch nicht gerade rosig aus
(80er Tscheneräschen). Die sind alle so richtig schön im
Kapitalismus eingebettet ("Du bist der Kapitalismus- der Kapitalismus
bist du!"). Fühl mich manchmal echt einsam ("Warum modelst du denn
nicht nebenbei so wie ich, da könntest du dir die tollsten Klamotten
kaufen!"....:rolleyes2:).


naja..was solls, disce gaudere!

grüße
Iphi:)
 
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attac wie auch die sog. linke bestehen doch nur aus einem grund: die palliativfunktion zu erfüllen.

ich frag mich ja wirklich, was das sein sollte, globalisierungskritik...

...vermutlich nur eins, ab und mit 0,33 liter-säften um den tisch rumzusitzen und dem doofen urnenpöbel was erzählen, was nirgendwo greift, weil es das auch gar nicht soll.
 
OP
I

Iphigenie

attac wie auch die sog. linke bestehen doch nur aus einem grund: die palliativfunktion zu erfüllen.

ich frag mich ja wirklich, was das sein sollte, globalisierungskritik...

...vermutlich nur eins, ab und mit 0,33 liter-säften um den tisch rumzusitzen und dem doofen urnenpöbel was erzählen, was nirgendwo greift, weil es das auch gar nicht soll.


Hallo faspra,

was meinst' 'n mit Palliativfunktion genau?

...Und dann versuch doch mal ein wenig nachsichtiger mit uns
armen Menschlein zu sein; denn wir sind schließlich alle ein wenig
hilflos, was die Weltlage anbelangt. Wir wissen zwar alle, daß wir
in den nächsten 35 Jahren vor ungeheueren Umwälzungen stehen
....aber ein Rezept für eine andere Welt haben wir noch nicht,
weder Du noch der doofe Urnenpöpel :rolleyes2:

grüße
Iphi:)
 
OP
W

wafi

fastsprachlos ...

oh .. nur fast sprachlos:D
Aber die Palliativfunktion (geniales Wort ... muß ich mir merken) seh ich nicht unbedingt so. Aus Sicht von Empathieeunuchen mag das so sein, aber wer nicht über Wege nachdenkt, die man gehen könnte um etwas anderes zu erreichen, wird vermutlich nicht in der Lage sein andere Wege zu finden. Mag ja sein, daß dies gewünscht ist, aber wir leben nun mal nicht in nem Wunschkonzert. Daß das jetzige System sich gerade verabschiedet und die Frage ob in diesem Jahr in ein zwei oder zehn Jahren, nur noch ne marginale Frage ist, dürfte klar sein. Was danach kommt, wissen die Götter, im worst case ein diktatorisches System, ergo macht es Sinn sich jetzt auszutauschen und versuchen Gemeinsamkeiten zu finden, selbst wenn`s schwer fällt. Der Stimmungszuwachs der FDP ist tatsächlich m.E. im Moment nur zu erklären, daß die Leute lieber auf nem toten Gaul weiter reiten wollen, statt auf ein neues, unbekanntes Pferd zu setzen. Dabei bleibt der alte Gaul tot, egal wie man versucht den rethorisch zum Leben zu erwecken.
 
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Hallo faspra,

was meinst' 'n mit Palliativfunktion genau?

...Und dann versuch doch mal ein wenig nachsichtiger mit uns
armen Menschlein zu sein; denn wir sind schließlich alle ein wenig
hilflos, was die Weltlage anbelangt. Wir wissen zwar alle, daß wir
in den nächsten 35 Jahren vor ungeheueren Umwälzungen stehen
....aber ein Rezept für eine andere Welt haben wir noch nicht,
weder Du noch der doofe Urnenpöpel :rolleyes2:

grüße
Iphi:)


hallo iphi,

palliativfunktion meint in dem zusammenhang die funktion, den unmut, der ja nicht mager vorhanden ist, zu kanalisieren.

nein, meine nachsicht ist ziemlich aufgebraucht, nachdem ich mir schon viel zu lange anschau, wohin diese nachsicht, dieses verstehen, dieses entschuldigen, dieses analysieren, die strategie "das kleinere übel zu wählen" führt.

ein verein, eine organisation, eine partei, die

nicht

zum generalstreik aufruft, kann ich im derzeitigen stadium nicht ernst nehmen. ist ja auch in anderen "geschäftsbereichen" so, man macht sich selbst mit einem anderen etikett konkurrenz, so bleibt einem die kundschaft.
 
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oh .. nur fast sprachlos:D
Aber die Palliativfunktion (geniales Wort ... muß ich mir merken) seh ich nicht unbedingt so. Aus Sicht von Empathieeunuchen mag das so sein, aber wer nicht über Wege nachdenkt, die man gehen könnte um etwas anderes zu erreichen, wird vermutlich nicht in der Lage sein andere Wege zu finden. Mag ja sein, daß dies gewünscht ist, aber wir leben nun mal nicht in nem Wunschkonzert. Daß das jetzige System sich gerade verabschiedet und die Frage ob in diesem Jahr in ein zwei oder zehn Jahren, nur noch ne marginale Frage ist, dürfte klar sein. Was danach kommt, wissen die Götter, im worst case ein diktatorisches System, ergo macht es Sinn sich jetzt auszutauschen und versuchen Gemeinsamkeiten zu finden, selbst wenn`s schwer fällt. Der Stimmungszuwachs der FDP ist tatsächlich m.E. im Moment nur zu erklären, daß die Leute lieber auf nem toten Gaul weiter reiten wollen, statt auf ein neues, unbekanntes Pferd zu setzen. Dabei bleibt der alte Gaul tot, egal wie man versucht den rethorisch zum Leben zu erwecken.


dieses drüber nachdenken, hier und da, dazu ist nun wahrlich keine zeit mehr, wenn man erkennt, dass es nicht mehr fünf vor zwölf, sondern längst halb eins ist.

das neue, unbekannte pferd müßte sich ausformen, das tut es für mich erkennbar nicht.

nach der prekarisierung der arbeitswelt, nach installation von agenda2010, hartziv sind doch lange jahre versäumt worden - um bei deinem bild zu bleiben, der schimmel lahmt auf 3 beinen, 1 ist amputiert, der rest mitgenommen, das tier kriecht und man überlegt sich, ob man dem vieh lebertran oder kieselsäure verabreichen soll.

um mit einem satz aus der dichtung zu kommen "der brunnen wird erst zugedeckt, wenn das kind ertrunken ist".

es ist unglaublich, in welcher paralyse sich das deutsche volk halten läßt mittels angstmache, heilsversprechen und den üblichen spielchen.

viele grüße
fsp
 
OP
W

wafi

fastsprachlos

was willste mit nem Generalstreik erreichen?????

Wirst nicht drumrum kommen Ziele erst zu definieren und dann kann man auf die Ziele loslatschen. Loslatschen ohne definiertes Ziel führt irgendwohin, wohin ist aber mehr als fraglich. Also nen Generalstreik um des Generalstreikswillen ist so effektiv wie Pickel oder Schuhcreme o.ä.
 
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was willste mit nem Generalstreik erreichen?????

Wirst nicht drumrum kommen Ziele erst zu definieren und dann kann man auf die Ziele loslatschen. Loslatschen ohne definiertes Ziel führt irgendwohin, wohin ist aber mehr als fraglich. Also nen Generalstreik um des Generalstreikswillen ist so effektiv wie Pickel oder Schuhcreme o.ä.


1 woche generalstreik könnte schon mal demonstrieren, dass die macht beim volk liegt.

hier schon mal die ersten punkte:

rücknahme des arbeitnehmerüberlassungsgesetzes in der jetzigen fassung (war eins der erste dinge, die rot-grün damals verbrochen haben)

rücknahme von agenda2010 und hartzIV


und dann könnte man weiter schaun, wenn die 1 woche diese ergebnisse gebracht haben.

dass das nicht reichen würde, ist auch klar - man denke an den zustand, in dem mittlerweile das gesundheitswesen manövriert wurde.
 
OP
W

wafi

fastsprachlos

heute ist nicht die Frage was für Gesetze o.ä. zurück genommen werden sollen, sondern wohin ein Weg gehen sollte. Hartz IV ist ein kleines Problem am Rande. Der Turm stürzt gerade ein. Also wohin soll die Reise gehen?
 
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heute ist nicht die Frage was für Gesetze o.ä. zurück genommen werden sollen, sondern wohin ein Weg gehen sollte. Hartz IV ist ein kleines Problem am Rande. Der Turm stürzt gerade ein. Also wohin soll die Reise gehen?[/QUOT


die punkte, die ich genannt hab, sind sehr wohl entscheidend für den zustand, in dem deutschland ist.

das spiel mit der finanzkrise etc. ist "nur" drauf gesetzt.

wohin es gehen soll? zu einer demokratie mit volksabstimmung, zum ausschöpfen des instrumentariums, dass politisch verantwortliche für veruntreuung von volkseigentum endlich ordentlichen gerichtsverfahren zugeführt werden.

wenn du mir jetzt ein konzept rauspressen willst, das bis zur letzten büroklammer im finanzamt reicht, so muss ich dich enttäuschen - hierfür halte ich den user hellmann für absolut kompetent.

power to the people!!!
 
OP
W

wafi

sorry, was ist Volkseigentum?????

um Proudhon zu zitieren: Eigentum ist Diebstahl :D
 
OP
I

Iphigenie

Aus: Süddeutsche Zeitung vom 9.März 2009 Seite11 Feuilleton

Wir müssen die Systemfrage stellen
Über die Hilflosigkeit der Moral: Der attac-Kongress in Berlin

Eine Attac- Veranstaltung darf man sich nicht als einen Kongress
vorstellen, in dem es, wohl organisiert und fachlich strukturiert,
um die Erschließung eines bestimmten Themas geht. Die
Nicht-Regierungsorganisation (NGO) stellt nur den Raum und den
Rahmen zur Verfügung, den Ortsgruppen und Einzelpersonen
dann nutzen können. Und immerhin: etwa zweitausend Menschen
kamen, als Attac am vergangenen Wochenende zum Kongress
"Capitalism (No) Exit" an die TU Berlin rief. In rund hundert
Veranstaltungen widmeten sie sich der Frage nach der "Geldökonomie
und der Antwort buddhistischer Philosophie, Teil 2 ",
nüchternen Nachhilfestunden in Volkswirtschaft und ein paar hitzig
geführten Podiumsdiskussionen. "Das ist der größte Event seit
unseren Anfangsjahren ", erklärten die Veranstalter stolz und wollten
einen Aufbruch spüren, so wie in den letzten Jahren, als viele
Hunderttausend nach Seattle oder nach Genua kamen, um
gegen die "Globalisierung" zu protestieren. Allein - ist die Bedeutung,
die einer Besucherzahl zugeschrieben wird, nicht etwas sehr
Bedenkliches, wenn Gegenstand und Inhalt der Veranstaltung offenbar
völlig gleichgültig sind? Was soll so gut daran sein, dass man
irgendwie dagegen ist?

Wie sehr der Glaube, jede Art von Protest gegen das "System" sei
schon ein Schritt zu dessen Überwindung, oder besser: zu dessen
ultimativer Verbesserung, das Denken von Attac prägt, offenbart
schon das Logo der Veranstaltung: Das Kongress-Artwork zeigt
eine Piktogramm-Figur vor grünem Plastik, wie man sie von den
Notausgang-Schildern in Flugzeugen und öffentlichen Gebäuden kennt.

Der Kapitalismus als Flugzeugabsturz, Großbrand, Ausnahmezustand.
Die Krise des Finanzsystems, und die Unsicherheit und "bad vibes",
die sie hervorbringen, seien, so war immer wieder zu hören, "ein Schritt
in die richtige Richtung'< Auch die New Yorker Soziologin Saskia Sassen,
die bekannteste Gestalt auf dem Eröffnungspodium, war dieser Ansicht.

Die Krise sei die Bedingung der Veränderung. Wie fatal, wie zynisch
diese Logik ist, fiel offenbar niemandem auf: Wie viel Verelendung, wie
viel Armut, Hunger, Heimatlosigkeit braucht man, damit Attac erfreut
zur Kenntnis nehmen kann, dass die Voraussetzungen für den
Widerstand erfüllt sind? Während gleichzeitig, abgesehen von ein paar
wilden Protesten in Griechenland, keineswegs zu beobachten ist, dass
sich irgendwo ein Unwilleformiert.

Die Frage "Wer ist schuld?" lässt sich einfacher beantworten als die
nach dem "Warum" oder gar die nach dem "Was tun?". Und so kam es
bei den Veranstaltungen, die der "Analyse" gewidmet waren, zu
starken Meinungsverschiedenheiten, zum Beispiel unter den Teilnehmern
des Forums "Staatliche Steuerung im globalen Kapitalismus": Während
Peter Wahl, einer der Wortführer von Attac, die Krise darauf
zurückführte, dass der Globalisierung der Wirtschaft keine Globalisierung
der Kontrollmechanismen gefolgt war, sprach Norbert Trenkle, Redakteur
der Zeitschrift Krisis, von einer fundamentalen Krise des
"kapitalistischen Akkumulationsregimes" . Und meinte: "Wer behauptet,
dass die Krise ein Ergebnis politischer Entscheidungen ist, der sagt auch,
die Krise ist politisch lösbar, und hält am System fest." Derartige
Äußerungen wurden mit viel Applaus bedacht: "Wir müssen die
Systemfrage stellen" oder "Es muss zur Gegnerschaft ,aufgerufen
werden". Solchen Appellen aber wohnt etwas unfreiwillig Komisches
inne: Denn was bedeutet eine Aufforderung zur Aufforderung zu
einer Gegnerschaft, wenn nicht das Eingeständnis, keinen Grund
zu einer Gegnerschaft zu kennen - während man sich gleichzeitig
moralisch dazu verpflichtet fühlt?

Saskia Sassen, die die Krise und die "diabolische Intelligenz ihrer
Auslöser" mit humorvoller Anerkennung zu verfolgen scheint,
bemerkte schließlich: "Wir wollen keine Depression. Wir müssen immer
noch wohnen und essen." Nein, Attac ist keine revolutionäre Bewegung,
und am Ende allen scheinbaren Aufruhrs - die erfolgreichste
Erfindung von "Attac" ist sicherlich der eigene Name ¬ steht doch
immer wieder nur der Appell an dieselbe Politik und dieselben Instanzen der
Wirtschaft, ohne deren erfolgreiches Wirken auch die gegenwärtige
Krise nicht zustande gekommen wäre: So wurden die Transparenz
des Bankenrettungsfonds verlangt oder die Re-Regulierung
des Finanzsystems, Dinge also, die gegenwärtig jeder zweite Politiker
im Mund führt. Auf die Frage, was mit den Millionen Arbeitern der
Autofabriken und ihrer Zulieferbetriebe geschehen solle, hatten die
Aktivisten, die nun die ökologisch korrekte Abwicklung der
entsprechenden Industrie forderten, folglich keine Antwort.

Und selbst Norbert Trenkle konnte ihnen statt Lohnarbeit nur eine
"andere Form der sinnlich-stofflichen Partizipation anbieten". Das
wirkt, gelinge gesagt, schon sehr hilflos. Fast so hilflos wieder in allem
Ernst vorgetragene Vorschlag, sich angesichts der
Weltwirtschaftskrise wieder mit dem Nationalstaat
als Regulierungsinstrument anzufreunden, denn die
internationalen Institutionen wie IWF, UNO oder EU hätten
offensichtlich versagt. Aber vielleicht gehört auch diese Idee zur
seltsamen Logik von Attac, es müsse erst richtig schlimm werden, bevor
es besser werden könne.

TOBIAS MOORSTEDT
 
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sorry, was ist Volkseigentum?????

um Proudhon zu zitieren: Eigentum ist Diebstahl :D


volkseigentum ist in meinen augen, was bildung, gesundheit, telekommunikation, verkehr anbelangt, all das, was verscherbelt, sprich veruntreut wurde. ist ja nicht auf den bäumen gewachsen, sondern wurde von den generationen vor uns erwirtschaft.

dieses "eigentum ist diebstahl" ist für mich gedanklich richtig, wenn die eigentumsvermehrung aufgrund der zinswirtschaft statt fand, einige aspekte (ausbeuterische arbeitnehmerhaltung etc.) mehr gehören freilich auch noch dazu.


@ iphi:

das ist schön, wenn infrage gestellt wird, diskutiert wird usw.

so hält man die leute im zaum, ein guru plaplaquatschi nach dem anderen, ohne das was geschieht, so soll es sein.

hat eben auch palliativwirkung.
 

Wer ist gerade im Thread? PSW - Foristen » 0 «, Gäste » 1 « (insges. 1)

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