Woher kommt eigentlich die hirnrissige Idee, daß man Rußland nicht kritisieren darf? Stellt doch einfach eine Liste auf, bei wem Kritik genehm ist und wer keineswegs kritisiert werden darf. Und die legitime Kritik an Rußland mit dem Überfall der Deutschen auf die Sowjetunion zu vergleichen, zeugt schon von fortgeschrittener Synapsenversehrheit.
Wobei Deine abschließende Feststellung noch mehr als nur ausgewogen erscheint.
Vor mir liegt jetzt der Text einer gemeinsamen öffentlichen Erklärung des NOK-Chefs Russlands Aleksandr Schukow, der zweifachen Eiskunstlaufweltmeisterin Jewgenija Medwedjewa und des Leiters der Unabhängigen gesellschaftlichen Antidoping-Kommission Russlands Vitalij Smirnow vor der entscheidenten IOC-Sitzung.
In dem zweiseitigen Papier übernimmt die russische Sportpolitik, übernehmen die Sportfunktionäre die moralische Verantwortung für das Ausmaß des Dopings im russischen Sport und appellieren an das IOC, mögliche Sanktionen nicht gegen die jungen, aufstrebenden, ehrlichen Sportler der RF zu richten.
Blickt man nun heute in die russischen Medien auf die sportpolitischen Kommentare zur IOC-Entscheidung, so fallen diese mehrheitlich sehr zurückhaltend und angemessen aus, wobei natürlich auch nationalistisch-propagandistische Übertreibungen nicht fehlen.
Mit Spannung wartet man nun auf die Reaktion Wladimir Putins, der für heute vormittag eine Stellungnahme angekündigt hatte.
Und einer schweigt praktisch völlig, der m. E. in höchstem Maße das Dilemma mit zu verantworten hat: Der einstige russische Sportminister, Fußballfunktionär und heutige Vizepremier Russlands für Sport, Tourismus und Jugendpolitik, Witalij Mutko, 2005 bis 2009 und aktuell Chef des russischen Fußballverbandes, einst Präsident von Zenit St. Petersburg und Chef der russischen Premjer-Liga.