Toleranz den eigenen Leuten gegenüber
Zunächst einmal vielen Dank für Deine sehr ausführliche Antwort und die offenen Worte conscience. Allerdings bin ich erstaunt. Offenbar genügen nur wenige Reizworte, und der Gaul geht mit Dir durch.
Wer, so wie der TE seinen Text eingangs angelegt hat, nämlich in Rechts und Links zu spaltet, hat nicht verstanden, um was es geht und betreibt die bekannten alten politischen Grabenkämpfe der BRD, während an ihren Aussengrenzen und die der EU Millionen anstehen und uns einfach überrollen werden.
Es bleibt natürlich dem Threadersteller überlassen, auf welchen Aspekt er sein Augenmerk legt. In diesem Thread an der Frage im Titel zu erkennen. Dass diese Frage vor dem Hintergrund der Millionen Flüchtlinge an den Außengrenzen der EU zu sehen ist, erläutern der zweite und dritte Absatz in der Themenstellung.
Ich war doch glatt der Meinung, wer die Einleitung liest, dann die Fragen in Absatz eins und zwei, könnte nachvollziehen, wie ich zur Schlussfrage und damit zum Thema dieses Threads gelangt bin. Mein Fehler.
Sich des Begriffes Konservativ zu bedienen, stellt bereits eine infame Entgleisung in Anbetracht der Tatsache dar, dass die Zugehörigkeit zu einem der beiden Lager, nämlich dem Linken und Rechten, schlicht an einem "Bekenntnis zur eigenen DNS" festgemacht werden soll. Das ist reiner spekulativer Biologismus, der mit konservativ nichts gemein hat. Ich möchte diese Einstellung als rechtsextrem-faschistisch bezeichnen.
Vielleicht ist es Dir nicht aufgefallen conscience: Du bezichtigst mich der Spaltung in Rechts und Links, als Anhänger der „alten politischen Grabenkämpfe der BRD“ und bist selbst derjenige, der in Schwarzweißmustern denkt, indem Dir nichts Besseres einfällt als in die Schublade mit den Schlagwörtern zu greifen und „rechtsextrem-faschistisch“ hervorzukramen.
Worin Du eine
infame Entgleisung erkennen willst, wenn ich die Gegenposition des linken Lagers bewusst als konservativ bezeichne, um die Haltung, die ich damit meine, von tatsächlich Rechtsextremen im Sinne von verbohrt, gewaltbereit und ausländerfeindlich abzugrenzen, ist mir schleierhaft. Konservativ nenne ich jene, die sich mit diesem Land, seiner Kultur und Geschichte verbunden fühlen und diese Werte bewahren möchten; die Parolen wie „Deutschland verrecke“, „Nie wieder Deutschland“ und andere erschaudern lassen. Wo beginnt denn für Dich „konservativ“? Was heißt denn für Dich „rechtsextrem“?
Du bist unzulässig weit über das Ziel hinaus geschossen. Das gibt Punktabzug.
Deutschland steht mit sicherheit an einem Wendepunkt, das hat aber nichts damit zu tun, dass "deutsche Identität gleichberechtigt neben multikultureller Vielfalt steht" und dass die deutsche Kultur eine von vielen in Deutschland sei, sondern mit der Tatsache, dass durch die unüberlegte Grenzöffnung durch die Bundeskanzlerin im Jahre 2015 viele Flüchtlinge nach Deutschland einwanderten, deren Kulturen mit den vielfältigen Kulturen, die bereits in Deutschland anzutreffen sind, in den meisten Fällen als fremd und andersartig empfunden werden.
Zum gefetteten Teil: Ich hatte nicht behauptet, dass es so sei, sondern die Frage gestellt, ob es dazu kommen sollte:
Soll sich das Land so weit öffnen, dass deutsche Identität gleichberechtigt neben multikultureller Vielfalt steht?
Das "Diktum der deutschen Leitkultur" ist absurd und ein festhalten daran bloß kindisch und unter politischen Gesichtspunkten betrachtet, nicht weiter als reaktionär.
Zum gefetteten Teil: Auch dieser Punkt war in eine Frage gekleidet:
Oder soll Deutschland seine Identität mindestens wahren, wenn nicht stärken? Das bedeutete, Zuwanderung in einem zu definierenden, vernünftigen Rahmen zuzulassen und selbstbewusst am Diktum der deutschen Leitkultur festzuhalten. Wir haben ja noch nicht einmal geklärt, was deutsche Leitkultur sein soll, sondern lediglich ein Vehikel benannt.
Oberflächlich betrachtet mag dieser Gedanke als „reaktionär“ erscheinen. Bei genauerer Betrachtung kann man auch zu dem Schluss gelangen, dass das betont zurückgenommene, beinahe an Selbstaufgabe grenzende Selbstwertgefühl der Deutschen bei einigen Schichten in der nicht autochthonen Bevölkerung den Eindruck erweckt, hier tief verwurzelte Verhaltens- und Denkweisen missachten zu dürfen. Dazu gehören die Ereignisse der Kölner Silvesternacht und die Erwartung, ein Erdogan dürfe hier selbstverständlich Wahlkampf und Agitation betreiben. In diesem Verhalten sehe ich eine Gefahr für den sozialen Frieden in diesem Land. Eine klare Haltung, wie sie in anderen Ländern als selbstverständlich und nicht im Ansatz als rechts, rechtsradikal oder gar faschistisch aufgefasst wird, könnte dazu beitragen, die Positionen zu klären.
Wir leben hier immer noch im Geiste der unseligen 68er, die sich gegen jede Autorität wandten, gleichzeitig aber erwarteten, dass ihre eigene Autorität nicht infrage gestellt wurde. Den Salat haben wir jetzt. Wir lassen uns auf der Nase herumtanzen.
Allerdings wäre es sinnvoll, dass die Politik nicht unkontrollierte Zuwanderung ermöglicht, sondern er erscheint mir geboten Einwanderung in einem "definierenden, vernünftigen Rahmen zuzulassen"
Sagte ich doch.
Die Frage, ob "das Festhalten am Modell einer deutschen Leitkultur mehrheits- und zukunftsfähig" ist, ist eine Scheinfrage. Man kann sie mit dem Schein-Begriff Integration vergleichen, der ja nichts weiter besagt, dass man aus Türken Deutsche macht. Wir erinnern uns an die Pro Erdogan Demonstration in Köln. Wie soll man den jemanden aus Aleppo die "deutschen Leitkultur" eintrichtern?
Mir geht es nicht darum, aus Türken Deutsche zu machen.
- Ich erwarte, dass jeder, der bei uns eine neue Heimat sucht, sich an unsere Regeln hält.
- Von unserer Politik erwarte ich, dass sie nicht die deutsche in die fremde Kultur, sondern die fremde in die deutsche Kultur integriert.
Wie sollen die Prozesse denn aussehen, die die deutsche Leitkultur mehrheits- und zukunftsfähig macht?
Eine Behörde, sagen wir einen "Bundeskommissar zur Festigung des Deutschen Volkstums", hat mit unserem sehr freiheitlichen Gemeinwesen nicht mehr viel zu tun.
Genau das wäre zu diskutieren. Ein "Bundeskommissar zur Festigung des Deutschen Volkstums" wird sicher nicht erforderlich sein. Das sollen die Menschen selbst entscheiden. Wichtig ist mir aber, dass Anhänger alten Brauchtums nicht diskriminiert werden, weil sie traditionelle Trachten tragen und überliefertes Liedgut pflegen. Das Problem liegt wohl eher in der fehlenden Toleranz innerhalb der linken Klientel den eigenen Landsleuten gegenüber. Wer es wagt, darauf hinzuweisen, sieht sich mit dem lächerlichen Vorwurf der rechtsextrem-faschistischen Gesinnung konfrontiert, oder wie Du es nennst: in Rechts und Links zu spalten. Na bravo!
Die Fragestellung, die sich eigentlich aufdrängt, ist doch die, wieviel von unserem "Deutsch sein" können wir bewahren und welche Mittel muss die Gesellschaft dafür einsetzen, dass das möglich ist.
Das ist nämlich eine zu tiefst und zu bejahende konservative Einstellung !!
Dem kann ich nur zustimmen. Um nichts anderes geht es mir auch.